Hinter der Linie, vor dem 23. Spieltag
– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.
Wir geben das natürlich nicht gerne zu, aber manchmalsehrseltenfastnie kommt es tatsächlich vor, dass die Kolumne sich irrt. So geschehen in der kürzlich zum Rückrundenstart getätigten Prognose der Absteiger zum Saisonende, zu denen Werder Bremen zählen sollte. Die lassen nun stattdessen das Wunder von der Weser steigen und krabbeln am Ende mit etwas Glück gar noch auf einen der europäischen Plätze: Hochachtung. Diese Fehleinschätzung allerdings wird ausgeglichen durch die umso richtigere Prophezeiung, dass der VfB Stuttgart dieses Jahr die Klasse nicht halten kann. Auf dessen Trainerbank fragt sich Huub Stevens aktuell quasi minütlich, wieso zum Geier er nicht einfach zu Hause geblieben ist. Die Frage stellen sich an diesem Wochenende nach der verheerenden Niederlage gegen Hannover 96 auch die Spieler – billiger wäre da allemal ein Punkte-Postversand gewesen.
Weiter an Boden verlieren auch die Bayern. Nach den 8:0 und 6:0-Siegen der letzten Wochen reicht es vor heimischer Kulisse gegen Köln gerade mal zu einem 4:0, wobei alle Tore in der zweiten Halbzeit fallen. Von der bekommt Matthias Sammer allerdings nichts mit, da er sich nach dem 0:0 zur Pause mit drei Kilo Schokolade und einem Fass Glühwein zum Schmollen in die Mannschaftsumkleide verkriecht. In den Ohren seines Amtskollegen Rudi Völler bei Bayer 04 Leverkusen freilich ist Sammers Not nur Gejammer auf hohem Niveau. Nach der Pleite gegen Freiburg, noch dazu vor eigenem Publikum, muss der erstmal drei Weizenbier trinken, ist dann aber zum Glück auch wieder schön locker.
Erinnert sich eigentlich noch jemand an Jens Keller? Der saß in der Schalker Arena für einige Monate sehr tapfer auf der explosivsten Trainerbank der Bundesliga. Nach dem Derbysieg im vergangenen September war ihm eine goldene Zukunft in Gelsenkirchen prophezeit worden (was das betrifft, liegen auch andere Kollegen ab und an daneben) – zehn Tage später war er seinen Job los. Wie wird es da wohl erst Nachfolger Roberto di Matteo nach der Pleite gegen den wieder erstarkten BVB gehen? Apropos wieder erstarkt: Im Gleichschritt mit dem Trainer aus alten Tagen marschiert am Samstag auch Mainz 05 munter weiter und gewinnt auswärts mit einem Last Minute-Tor gegen konsternierte Hoffenheimer. In Berlin macht sich derweil ein zweiter Kandidat bereit für den Abstieg, während Augsburg sich langsam wohl mit dem Gedanken anfreunden muss, nächste Saison im europäischen Wettbewerb mitzuspielen. Es sei denn, die Überraschungsmannschaft der Hinrunde wird noch vom Bremer Sensationsteam der Rückrunde abgefangen, das gegen Wolfsburg immerhin einen Punkt einsackt.
Die Ergebnisse im Überblick
Bayern – Köln 4:0
Leverkusen – Freiburg 1:2
Dortmund – Schalke 3:2
Hoffenheim – Mainz 3:4
Hannover – Stuttgart 5:2
Hertha – Augsburg 1:4
Frankfurt – HSV 2:2
Gladbach – Paderborn 3:1
Bremen– Wolfsburg 3:3
Mara Braun
Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ und am 15. Januar 2015 „111 Gründe, an die große Liebe zu glauben“ (beide Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.