Im Strandkorb
‒ Thorlef Czopnik präsentiert drei lustige & trashige Urlaubslektüren, die durchgerutscht waren und mit an den Strand gekommen sind, wo sie vermutlich auch liegen bleiben: Harlan Coben „Wer einmal lügt“, Anthony E. Zuiker „ Level 26: Dunkle Offenbarung“ und Jenk Saborowski „Biest“.
Harlan Coben ‒ Wer einmal lügt
Megan lebt das perfekte Leben: zwei Kinder, einen liebenden Ehemann und dazu noch ein schickes Haus in einer guten Gegend. Doch das perfekte Leben bekommt einen Makel, als sie die Vergangenheit einholt. Denn Megan ist nicht die brave Frau von nebenan. Megan hat früher als Stripperin in einem schummrigen Lokal in Atlantic City gearbeitet, bis sie in einen Mordfall verwickelt wurde. Daraufhin flüchtete sie sich in ein neues Leben, dann geschieht wieder ein Mord.
Der Boardwalk von Atlantic City ist dafür bekannt, Menschen mit psychischer Nekrose und degenerativen Moral einen Platz zu bieten. Genau hier liegt die Stärke des Romans: die schrillen und zwielichtigen Charaktere, die nicht gleich wegen einer Leiche in Hysterie ausbrechen, sondern viel lieber weiter in Selbstmitleid baden und die Gedanken in Alkohol ertränken. In diesem Spiel aus Hoffnungslosigkeit und Charme kommt es zu Ritualmorden und der ständigen Frage, wer gewalttätige Kerle auf grausame Weise umbringt und wer in seiner Vergangenheit richtig Dreck am Stecken hatte. Auf unsinnige Schlitzereien wird verzichtet, stattdessen legt Coben viel Wert auf die Empathie der Leser und zeichnet dabei ein verabscheuungswürdiges, aber dennoch sympathisches Milieu.
Letztlich ein sehr gutes Buch.
Harlan Coben: Wer einmal lügt (Stay Close, 2012). Roman. Deutsch von Gunnar Kwisinski. München: Page & Turner 2013. 448 Seiten. 14,99 Euro. Verlagsinformationen zum Buch. Mehr zu Harlan Coben.
Anthony E. Zuiker ‒ Level 26: Dunkle Offenbarung
Erreicht ein Mensch Level 26, so ist er laut Buch ein Killer der schlimmsten Sorte. Dieses Mal hat es Steve Dark mit einem Gegner zu tun, der sich „Labyrinth“ nennt, Anschläge verübt, Menschen hypnotisiert, morden lässt, Rätsel hinterlässt und letztlich nur eines will: die Welt ins Chaos stürzen.
Abwechslung sollen hierbei die kurzen Videoclips schaffen, die man sich im Internet ansehen kann.
Trashkultur von der feinsten Sorte:
Steve Dark, gefallener Superheld, trifft also auf den Überkiller, der Frauen so hypnotisieren kann, dass sie mit zerbrochenen Weingläsern auf einen Kerl einstechen, der einen Obdachlosen dazu bringt, in ein Polizeirevier zu gehen und sich grinsend in die Luft zu jagen und ohnehin kann der Killer alles, Logik braucht er sowieso nicht. Da verwundert es auch niemanden, dass der Killer in letzter Konsequenz an der eigenen Hybris scheitert.
Labyrinth, so heißt der Killer, soll als unscheinbare Person dargestellt werden, was schon paradox genug ist, wenn man den „Schönling“ in den kurzen Videoclips sieht, die mit einem Code im Buch hinterlegt sind. Neben Logiklöchern und völlig platten Charakteren, die mal eben so am Reißbrett entstanden sind, hat das Buch nur selten positive Momente, bspw. wenn es um die Manipulation der Massen geht. Ansonsten ist der Thriller dermaßen platt, dass man irgendwann anfängt die Adjektive „unscheinbar“ in Verbindung mit dem Killer zu zählen, weil der Roman nicht mehr hergibt.
Anthony E. Zuiker: Level 26 – Dunkle Offenbarung. (Level 26: Dark Revelations, 2012). Roman. Deutsch von Alexander Lohmann. Köln: Bastei Lübbe 2012. 384 Seiten. 14,99 Euro. Verlagsinformationen zum Buch.
Jenk Saborowski – Biest
Ein russischer Oligarch, genannt „Biest“, klaut einen Computervirus von den Israelis und versucht ihn in Atomkraftewerke im Herzen Europas einzuschleusen. Dagegen hat Solveigh Lang etwas, ihres Zeichens Agentin bei der Geheimpolizei ECSB. Ein rasantes Katz und Maus Spiel quer durch Europa und einem realistischen Trend.
Ob Atomlobby, Krieg um Energiereserven und innovativen Technologien ‒ alles findet seinen Platz in „Biest“. Zwar erinnert das alles etwas an die eschbachschen Bücher, dennoch kommt hier ein gewisser Flair auf, wenn man sich die Bilder von der Fukushimakatastrophe vergegenwärtigt und auch in Hinblick auf die derzeitige Spionageaffäre zeigen sich realistische Tendenzen ab. Aber eben nur Tendenzen, denn neben all den Geheimagenten, tauchen auch starke Übertreibungen auf, die mitunter komisch wirken (aber ganz ohne kommt man wohl kaum aus).
Dennoch: Lässt man die gängigen Klischees von den „bösen Russen“ mal außer Acht, so ergibt sich eine herrlich verzwickte Verfolgungsjagd durch Europa, die schon beinahe an Jason Bourne erinnert und einfach nur Spaß macht.
Ein sehr guter Spionage- und Politthriller.
Jenk Saborowski: Biest. Roman. München: Piper Verlag 2012. 432 Seiten. 9,99 Euro. Verlagsinformationen zum Buch. Zur Autorenhomepage.
Thorlef Czopnik