Geschrieben am 10. Mai 2014 von für Bücher, Crimemag

Marina Barth: Blutspur unter fetten Hennen

Blutspur unter fetten Hennen von Marina BarthWitzisch, witzisch

– Ach ja, Krimi-Komödien, was immer das auch sein mag. Komik gerät meistens zur Witzischkeit und die ist nicht lustig. Klaus Kamberger macht anhand Marina Barths Roman „Blutspur unter fetten Hennen“ die Probe auf’s Exempel.

Angeblich gibt es unter Schreibgewerblern die einen oder anderen, die man echt damit kränken kann, wenn man sie mit Tommy Jaud vergleicht. Keine Ahnung, ob das auch für Marina Barth gilt. Also: ob sie sich gekränkt fühlt. Bei der Lektüre ihres Erstlings, den ihr Verlag eine „brillante Krimi-Komödie“ zu nennen wagt, kann man sich jedenfalls des Eindrucks nicht erwehren, dass sie zumindest ebenso geschwitzt haben muss wie Jaud bei gleichem Tun – bei dem Dauerversuch nämlich, sich praktisch in jeder dritten Zeile etwas abzuquetschen, was den Anspruch erhebt, witzig zu sein. Und danach riechen seine Bücher und ihres denn auch: schweißgetränkt, von harter Arbeit zeugend und von ermüdender Wirkung – Letzteres zumindest, was manche Leser angehen dürfte.

Marina Barth ist im Hauptberuf Kabarettistin zu Köln am Rhein. Unterstellen wir mal, dass sie eine dementsprechende Frohnatur ist, und vielleicht kann sie ja auch Kabarett. (Wer im Einzugsgebiet der Domstadt lebt, wird das eher beurteilen können.) Eines ist jedenfalls klar: (Kriminal-)Roman kann sie nicht, und schon gar nicht Komödie. Dabei gäbe das Thema, das sie sich vornimmt, doch alles her, was ein Krimi mit satirischem Einschlag so braucht: Der kölsche Klüngel ist da versammelt mit seinen korrupten Beamten, schmierig-geldgierigen Bauunternehmern, seinen einstürzenden U-Bahn-Bauten nebst Kollateralschäden aller Art, kurzum, ein Panoptikum der Gier und der Heuchelei, wohin man blickt. Ein wenig Mord und Totschlag hineingerührt, und fertig wäre die Melange für treffsichere Pointen, am besten gleich für ein ganzes Feuerwerk davon.

Heimsuchung

Der armen Marina Barth aber gerät alles nur zu einem arg zusammengeschusterten Chaos und einer wahren Heimsuchung für den geneigten Leser, wobei ihr zwanghafter Witz nur noch übertroffen wird von der Wirrnis der diversen Erzählstränge, ständig neu auftauchenden Figuren und daraus sich ergebenden unverbundenen Konstellationen. Apropos „Figuren“: Wenn es denn wenigstens welche wären – oder zumindest Typen … Aber leider geht es über Karikaturen nicht hinaus; selbst die Ich-Erzählerin (eine versoffene Kommissarin) bleibt seltsam farblos (und damit hoffentlich kein Alter Ego der Autorin).

Autorin Marina Barth (© Volker Schäffner)

Autorin Marina Barth (© Volker Schäffner)

Bruhahahaha

So stolpert sie denn von Szene zu Szene, die alle irgendwie komisch gemeint sind, in Wahrheit aber den Versuch darstellen, die eine Szene im Laufe der mühsam mäandernden Geschichte durch die andere an Witz noch zu unterbieten. Bis wir dann endlich auf Seite 160 in der Pathologie ankommen, deren Chef natürlich – bitte lachen! – Dr. Fleischberger heißt und bei dem die Präparate in den Regalen – bitte noch mal lachen! – „wie saure Gurken“ herumstehen. Die noch ausstehenden 96 Seiten bis zum Schluss hat sich der Rezensent aus Gründen des Selbstschutzes erspart. Keine Ahnung also, ob es am Ende doch noch ein Krimi geworden ist und wie es dem Kölschen Klüngel, der Russenmafia, den Dominas und der ganzen sonstigen Bagage so ergangen ist …

Klaus Kamberger

Marina Barth: Blutspur unter fetten Hennen. Kriminalroman. München: Albrecht Knaus 2013. 256 Seiten. 14,99 Euro. Verlagsinformationen zu Buch und Autorin.

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