Geschrieben am 11. Mai 2011 von für Kunst, Litmag, Online-Galerie

Online-Galerie (4): Tilman Knop

In unserer Online-Galerie stellen wir in regelmäßigen Abständen Bilder interessanter Künstlerinnen und Künstler vor. In diesem Monat zeigen wir Ihnen Arbeiten des Künstlers Tilman Knop.

DER GEBÄUDESLIP, 2007, Siebdruck & Acryllack auf Markisenleinen, 110 x 140 cm

Cover des Katalogs ENDLICH TRUG DIE FRAU IHREN SACK VON DER STARTBAHN, 10 Jahre Commercials, 2005

EINLADUNGSKARTE zur Ausstellung: Tilman Knop „Finger weg von den Jahrhunderten“, Feinkunst Krüger, Hamburg, Nov. 2009

Aus der Serie 50 JAHRE MENSCHHEIT Nr. 50, 2009, Siebdruckunikat auf Tuch, 20 x 20 cm

NASSES LEXIKON, 2009, Siebdruck & Acryllack auf Markisenleinen, 115 x 140 cm

Aus der Serie COMMERCIALS, Nr. 1638, MANN MIT GESICHT vom 12.11.2003

Aus der Serie 50 JAHRE MENSCHHEIT Nr. 62, 2009, Siebdruckunikat auf Stretchjeansstoff, 20x20cm

Jäger, Sammler und Erfinder

Tilman Knops Arbeiten verfügen über eine erstaunlich starke, geheimnisvolle Anziehungskraft. Man will sie ergründen, herausfinden, was sich hinter den Leerstellen verbirgt, die unprätentiöse Offenheit der Bilder mit seinen eigenen Assoziationen füllen.

Dabei bedient sich der 1965 in Hamburg geborene Knop aus dem reichen Fundus der Informationsflut, die aus Fernseher, Internet, Radio und den Printmedien jeden Tag über uns hereinbricht. Spamnachrichten und Werbeslogans werden vom Künstler ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt, mit chirurgischer Präzision aus ihrem Kontext herausoperiert und ins Bild transplantiert. Die einzelnen Motive verlieren jeden Halt und finden sich als Collage, als Sample, in völlig neuer Umgebung wieder.

Eines seiner Langzeitprojekte firmiert unter dem Titel „Commercials”. Aus dem täglichen, zufällig wirkenden Blick auf die „Welt” wurde alsbald das Tagebuch einer ganz persönlichen Weltwahrnehmung. Das Beiläufige, Ungewollte bildet den besonderen Reiz der kleinformatigen Arbeiten, in denen von der Zeitungsnotiz bis zum Zitat aus einer Gebrauchsanweisung viele bedeutende und weniger bedeutende Dinge eine Rolle spielen. Das Gewicht der einzelnen Arbeit höht die Folge, die aus tausend Facetten ein Abbild der Wirklichkeit generiert. Einige „Commercials” inspirierten Knop zu größeren Arbeiten, die, um zahlreiche Zitate und eigene Erfindungen erweitert, komplexe Bildlandschaften vorstellen. Zwischen banalem Alltag und apokalyptischer Vision bleibt der Künstler auch hier ein Jäger, Sammler und Erfinder in Personalunion.

Sprache – und mit ihr einhergehende Schrift – ist ein weiteres Element, mit dem Tilman Knop zentral arbeitet. Mit perfekten Schriftzügen wird Industrielles zitiert, und mehr noch, darüber hinaus spürt Knop den Verbindungen nach, die sich unwillkürlich einstellen. Der Witz, der dabei entsteht, weist vielleicht auf satirische Weise über Wortwitz hinaus, führt in vagen, nicht festgelegten Assoziationsakten den Betrachter weiter, politisch, kritisch, witzig.

Dieser Art, Felder aufzuspannen, muss man Zeit geben, den Intuitionen und ersten Gedanken nachspüren, sie weiterverfolgen, über sich hinaus weiterbauen. Materialkunst, Assemblagen, nur vermeintliche Ready-mades klingen an, vielleicht ein wenig Dada, Combine und Objektkunst, aber eben auch Satire.

Und alles in Knops Duktus: Edel-Grusel, Frohsinns-Breugel, Teilbereichs-Apokalypse, Reduzierungs-Opulenz, das sind seine Strategien. Bilder, an denen der Vorstandsvorsitzende mit belastbarer Leadership-Perspektive enttäuscht vorbei ziehen wird.

Weitere Arbeiten und mehr zu Tilman Knop finden Sie auf der Homepage des Künstlers.