Geschrieben am 15. Februar 2012 von für Kolumnen und Themen, Litmag

Neues von den „Killing fields“ der Journalisten

„Sag‘ deinen Kindern, dass wir dich ermorden werden“

– Die Ausübung des journalistischen Berufes ist in vielen Ländern oft mit großen Risiken verbunden. Jedes Jahr werden Journalistinnen und Jour­na­listen im Rahmen ihrer beruflichen Arbeit getötet. Mehrere hundert Jour­na­listen werden weltweit jährlich in­haf­tiert, viele gefoltert. Nur in spekta­kulären Einzel­fällen erfährt die Öffentlich­keit vom Schick­sal der ver­folgten, ver­letzten, ver­triebenen oder ge­töteten Jour­na­listen. Carl Wilhelm Macke, Mitglied im Vorstand des Vereins „Journalisten helfen Journalisten” weist auf einige aktuelle Fälle hin.

Agnes Uwimana

In Kigali läuft derzeit ein Revisionsprozess gegen zwei Journalistinnen, die es gewagt haben, die Unschuld des ruandischen Präsidenten Paul Kagame an Verbrechen während des Genozids der neunziger Jahre in Frage zu stellen. Darüberhinaus haben sie immer wieder über die im Umfeld des Präsidenten grassierende Korruption recherchiert. Für diese ‚Vergehen’ wurden Agnès Uwimana zu 17 Jahren, ihre Kollegin Saidati Mukakibi zu 7 Jahren Gefängnishaft verurteilt. Wenn deren Revisionsbegehren abgelehnt wird ( Urteil wird für den 17. Februar erwartet ), müssen sich Agnès Uwimana als auch Saidati Mukakibi ( beide Witwen mit mehreren Kindern ) auf eine lange Gefängnishaft einstellen.

In Kairo musste sich der junge Radiojournalist Ahmed Al-Fiky mehreren Augenoperationen unterziehen, weil ihn anlässlich einer Demonstration Ende November 2011 eine Kugel schwer am Auge verletzt hat. Ob die Sehkraft des Auges wieder hergestellt werden kann, ist derzeit noch ungewiss. Auf jeden Fall muss er sich einer weiteren kostspieligen Operation unterziehen für die ihm und seiner Familie aber die notwendigen finanziellen Mittel fehlen.

In Tegucigalpa (Honduras) wird seit Anfang des Jahres die Radiojournalistin Gilda Carolina Silvestrucchi wegen ihrer Berichterstattung über das lokale kriminell-korrupte Milieu mit wiederholten Todesdrohungen konfrontiert. „Wir wissen, dass Du drei Kinder hast. Sag ihnen, daß wir dich ermorden werden.“

Gilda Silvestrucci

Ob Agnès Uwimana und Saidati Mukakibi wieder freigelassen werden, Ahmed Al-Fiky sein Auge retten kann und Gilda Carolina Silvestrucchi ohne Todesangst weiterarbeiten kann, ist noch ungewiss. Jetzt geht es erst einmal darum für die genannten Fälle wenigstens eine breite Öffentlichkeit herzustellen. Da gegenwärtig alle Scheinwerfer auf Griechenland, Syrien und das Bundespräsidialamt in Berlin gerichtet sind, ist das keine einfache Aufgabe, nicht einmal für Öffentlichkeitsprofis.

„Diese Welt braucht aber uns Journalisten mehr als jemals zuvor. Wir Journalisten haben eine unverzichtbare Rolle. Ich glaube allerdings auch, dass die dunklen Kräfte wie repressive Regime, kriminelle Banden und militante Gruppen alles daran setzen werden, die Arbeit von Journalisten zu verhindern.“ Deshalb benötigen Agnès, Saidati, Ahmed und Gilda unsere Solidarität, von denen, die für Online- und Offline-Medien arbeiten und auch von denen, die „nur“ lesen und surfen.

Carl Wilhelm Macke

Die Arbeit des Vereins „Journalisten helfen Journalisten“ kann hier unterstützt werden.