Geschrieben am 2. April 2011 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Markt&Totschlag: Regio, no end …

Noch wird heiß über den Regional-Krimi (oder den Regio-Grimmi) allerorten und auch bei uns (Links zur Debatte siehe unten!) diskutiert. Durch die freundliche Vermittlung unseres geschätzen Mitarbeiters Dirk Schmidt hat uns sogar ein bestürzender Beitrag zu Carlos Krimi-Wettbewerb erreicht …

Urteilen Sie selbst:

Grenzwertig

Von Alfredo Zinkelhoff

Keine Frage, der Mörder sprach französisch. Riedersberg nahm genüsslich seine Pfeife aus der Tasche. Warum sonst war der Französisch-Deutsch-Teil des Langenscheid-Taschenlexikons so zerlesen, während die Abteilung Deutsch-Französisch, na ja, nahezu …  „Jungfrau … Der Täter ist Jungfrau“, ließ Giltrud Stoppelé sich hören. „Ei, we kummscht jezze da dran druff? Wermä a Gfrau so abschlochet kann ne hä kei Jungfrau net soi …“ „Ich meinte das Sternzeichen – und außerdem war das eine doppelte Verneinung.“ Während Riedersberg seine Pfeife stopfte, blickte Giltrud Stoppelé, die trotz ihrer drahtigen Figur und der leichten Sonnenbräune mit der Tatsache haderte, die 35 überschritten zu haben, ohne den Partner fürs Leben gefunden zu haben, ihn aus schmal konzentrierten Augen an. Seit Florian sie verlassen hatte, um ans MIT zu gehen und weil er nicht vegan leben wollte, hatte sie keinen Mann mehr gehabt. Riedersberg steckte seine Pfeife in Brand und schwieg. „Ich hoffe, Sie denken nicht, nur weil ich die Polizeischule als Jahrgangsbeste abgeschlossen habe … goit sesch mer uff ne ko Elsässisch schwabbtze koi.“ Riedersberg zog an seiner brennenden Pfeife. „Desch hoisch schwabbele, net schwabbtze.“ „Quatsch …“ Giltrud Stoppelé war in ihrer Ehre gekränkt. „… schwabbele kommt von schwabbeln. Wie das französische balotter.“ „Balotter?“ „Ja, Balotter, Sie Hergelaufener!“ Riedersberg beugte sich zu der grausam verstümmelten Leiche herab und klopfte seine Pfeife aus. „Na, dann werden wir mal im Wörterbuch nachsehen.“

[…]

Alfredo Zinkelhoff (*1966), eigentlich Gunnar Zinkelhoff, kennt die elsässische Grenzregion seit seiner Zeit bei der freiwilligen Feuerwehr Jechtingen. Nachdem es ihm zum Studium nach Köln verschlug, blieb der gebürtige Kieler dem Süden treu und siedelte, nach einigen mehr oder weniger unfreiwilligen „Intermezzi“ in Frankfurt/Oder und Recklinghausen, endgültig im badischen Herrisried, im sog. Hotzenwald, dem „Lidl unter den Schwarzwäldern“ wie der sympathische Nickelbrillenträger und leidenschaftliche Schwedenurlauber mit einem Schmunzeln einräumt. Zinkelhoff hat sich mit seinen Grenz-Krimis, die allesamt im Verlag Rote Eule erschienen, ein treues Publikum erobert. „Eigentlich bin ich Werber – aber für Geld schreib ich alles.“

Werke:
2003 Grenzflut – Ein Nordseekrimi
2005 Grenzfall – Ein Frankfurt an der Oder-Krimi
2007 Grenzpfahl – Ein Köln-Vampirkrimi
2008 Grenzkontrolle – Ein Småland-Krimi.
2009 Grenzmord – Ein Serienkiller-Krimi aus dem Elsass
2010 Grenzort – Noch ein Serienkiller-Krimi aus dem Elsass
Grenzwert – Ein Atom-Krimi aus dem Elsass, erscheint Ende 2011

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Und noch eine Einlassung zum Thema möchten wir Ihnen nicht vorenthalten. Unser dito geschätzter Mitarbeiter und Glauser-Nominee Frank Göhre hat sein Statement zum Regio-Grimmi apodiktisch konzentiert:

„Die Region, die Provinz, ist weitgehend dumpf, spießig und auch reaktionär. Der Regionalkrimi ist zumeist nichts anderes.“

Links zur Debatte:
Klaus-Peter Wolfs Artikel zum Regiokrimi
Carlo Schäfers Regiokrimiwettbewerb
Thomas Wörtches Einschätzung
Daraufhin wieder Carlos

Ein Artikel zum Thema von Christine Lehmann

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