Geschrieben am 5. April 2014 von für Crimemag, Krimigedicht

Krimigedicht: Ferdinand Hardekopf ‒ Spleen

Mond c_esoSpleen

von Ferdinand Hardekopf

Ein Bündel Mond erreicht mein Gesicht
Um 3 Uhr nachts, ein Quantum Butterlicht,
Und mahnte (3 Uhr 2): „Ein Spuk-Gedicht,
Nervös-geziert, ist Literatenpflicht!“

Die Kammer dehnte sich verbrecher-hell.
Der Mond, ein Dotterball, schien kriminell.
Da stieg die Dame Angst(-Berlin) reell
Auf ihr imaginäres Karusell.

Ein Schneiderkleid umpreßte mit Radau
Die Dame Angst: die Gift- und Gnadenfrau.
Durch das Zitronen-Ei (um 3 Uhr 5 genau)
Versank in Bar-Fauteuils aus Dämmerblau.-
Nachhüstelnd, matt-dosiert: „Macabre-Bar!
Ihr lila Blicke! Schweflig Tulpenhaar!
Aus Puderkrusten Tollkirsch-Kommentar!
Ein Gruß: du noctambules Seminar!“
… So. 3 Uhr 10. Wie süß verwirrt ich war!

(1916)

Foto: © ESO

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