Geschrieben am 1. März 2014 von für Crimemag, Kolumne

Hinter der Linie, vor dem Spieltag

Mara BraunHinter der Linie, vor dem 23. Spieltag

– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.

Gemessen daran, dass diese Kolumne in der vergangenen Woche „Schalke 05“ zum Thema hatte, lässt sich doch beinahe von hellseherischen Fähigkeiten sprechen. Immerhin, Schalke 0:5 oder Schalke 1:6, das ist rein rechnerisch betrachtet quasi gehüpft wie gesprungen. Und überhaupt ist es mit dem europäischen Wettbewerb ja bisweilen ein wenig so wie mit dem Alter: Es bis dahin zu schaffen ist grandios, daran tatsächlich teilnehmen zu müssen, unterm Strich doch eher etwas mühsam.

Wobei der blamable Auftritt der Schalker natürlich definitiv nichts mit den unter der Woche aufgetauchten Fotos des „blauen Prinzen“ zu tun hatte. Für die war immerhin ein Dopingarzt zurückgetreten, weil offenbar einer seiner Assistenten zum Auslöser gegriffen hatte … Indes übernahm freundlicherweise Leverkusen die volle Verantwortung für den Vorfall, der sich in ihrem Stadion abgespielt hatte. Ach so, zu sehen war der Prinz beim Genuss eines Bierchens samt Zigarette danach, und so, wie wir den Weißbier-Rudi kennen, wird er dem armen Kerl das Zeug sicher aufgezwungen haben. Is’ klar.

Der Großcousin von Thomas Tuchel

Genauso klar sind übrigens die Ergebnisse des 23. Spieltages. Da schlägt nämlich bereits am Freitagabend die Hertha den SC Freiburg mit 3:1. Das kann einem zwar definitiv leid tun für Trainer Christian Streich, der auf die Mainzer Seele manchmal ein wenig wirkt wie der leicht weggeplatzte Großcousin von Thomas Tuchel – es nutzt ja aber auch nichts, um den heißen Brei herumzureden: Freiburg segelt am Saisonende zurück in die 2. Liga. Leider.

Einen zumindest leichten Einriss erfährt die Nürnberger Rückrundensiegesserie gegen den BVB. Der nämlich segelt championsleaguegelaunt in den Spieltag – und fegt die tapferen Franken 5:1 aus dem Stadion: aber mit einem Lächeln! Zeitgleich treten Tuchels Mainzer in Leverkusen an und bringen, die Wahrheit bleibt nun mal die Wahrheit, das Fußballherz der Kolumnistin zum Hüpfen. Der Grund ist einfach, Bayer weicht keinen Millimeter vom dem eingeschlagenen Weg ab, dessen Ziel da lautet, die eigene Nutzlosigkeit eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Endstand 1:4 – und das an Fastnacht, helau, helau!

Husarenritt im Norden

Mit Spannung erwartet: das Nordderby im Bremer Weserstadion. Zur großen Verwunderung der Trainer wird den Teams vor Anpfiff mitgeteilt, es handele sich lediglich um einen netten Trainingskick. Die Punkte indes werden anderswo vergeben, nämlich bei einem Frage- und Antwort-Sympathiecontest der Übungsleiter. Der fällt unerwartet eindeutig aus: Während die Befragten beim Auftritt von Robin Dutt den Raum kreischend durchs Dachfenster verlassen, kuscheln sich die Probanden im Nebenraum heftig in Slomkas Schoß – das Spiel wird mit 3:0 für den HSV gewertet.

Damit bleibt Hamburg an diesem Spieltag auch der einzige Nordclub, der sein Punktekonto deutlich in seine angestrebte Richtung bewegen kann: Hannover unterliegt in Augsburg, die Braunschweiger gegen Gladbach – und Wolfsburg gelingt beim Pest-gegen-Cholera-Kick in Sinsheim lediglich ein mageres Pünktchen. Manchmal ist Fußball eben doch so was wie fair.

Recht unterhaltsamer Natur gestaltet sich der Krisengipfel der Stuttgarter gegen Frankfurt am späten Sonntagnachmittag, da beide Mannschaften mit der Unerstützung ihrer Altvorderen anrücken, um zu beweisen: Wir überwinden diese Krise. Während also Guido Buchwald mit Uli Stein fachsimpelt, trennen sich die Teams auf dem Rasen ereignislos 0:0. Und während in München die Bayern gegen sich selbst 7:6 spielen, taucht in der Schalker Arena nur ein einziger Fan zum Treffen mit der Mannschaft auf. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um einen Mainzer, der in der Vorwoche seinen Schal verloren hatte und nun darauf hofft, ihn hier wiederzufinden. Such is life.

  • Hertha – Freiburg 3:1
  • Dortmund – Nürnberg 5:1
  • Bayer – Mainz 1:4
  • Bremen – HSV 3:0
  • Augsburg – Hannover 2:0
  • Braunschweig – Gladbach 1:2
  • Hoffenheim – Wolfsburg 2:2
  • Bayern – München 7:6

Dieser Text wurde unter notarieller Aufsicht am 28. Februar 2014 um 9:20 fertiggestellt.

Mara Braun

Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.

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