Hinter der Linie, vor dem 32. Spieltag
– Eine Fußballkolumne von Mara Braun.
Wenn Sie beim Öffnen dieser Kolumne ein seltsames Geräusch hören, handelt es sich dabei um das Kichern der Kolumnistin. Das währt an diesem Samstagmorgen bereits seit etwa 60 Stunden und begründet sich ausschließlich in Schadenfreude darüber, dass die Bayern unter der Woche gegen Real Madrid verloren haben. Und ich möchte an dieser Stelle auch nichts hören über die UEFA-Fünfjahreswertung oder sonstigen Mumpitz, sondern mich einfach zu Ende freuen. Zumal München letztlich ohnehin das Rückspiel haushoch gewinnt und leider statt eines spanischen Finales mal wieder der FC Chelsea und die Bayern im Endspiel stehen – und dann bin sogar ich für die Münchner: Darauf kann man sich doch einigen.
Müffelnde Fans mit verbundenen Händen
Das, was hier so streng müffelt, ist hingegen mitnichten die Kolumnistin Ihres Vertrauens, es ist vielmehr der Angstschweiß der Fans im Abstiegsstrudel. Man weiß mittlerweile schon gar nicht mehr, was man tun soll – hinschauen? Doch lieber weggucken? Am Ende ist es mit dem Abstiegskampf zum Finale einer Saison doch wie mit den sprichwörtlichen Autounfällen, von denen man den Blick nicht abwenden kann. Wobei man den einen Betroffenen helfen und die anderen mit Vollgas zurück in die 2. Liga schicken will, allein, der Fan an sich zeichnet sich dadurch aus, dass ihm in jeder Situation die Hände gebunden sind: Es ist ein schweres Los.
Hannover hat die Rettung ja aus unerfindlichen Gründen irgendwie geschafft und neuerdings wieder Spaß daran, Spiele zu gewinnen. Daheim sind die Niedersachsen bekanntermaßen eh eine Bank, die Schwaben werden am Freitagabend mit 3:1 nach Hause geschickt. In gleicher Höhe verprügeln frustrierte Bayern ebenfalls bereits mehr oder weniger gerettete Bremer – mal ehrlich, solche Spiele tut sich doch am 32. Spieltag ohnehin niemand an.
Blauhelmeinsatz in Gelsenkirchen
Allein, was sind die Alternativen? Vielleicht ein bisschen zuschauen, was Christian Streichs Freiburger in der Autostadt so zustande bringen. Wobei Streich selbst ja dieser Tage erklärt hat, er schaue gar nicht. Also nach den anderen Teams im Abstiegskampf. Sondern nur auf sich selbst. Vielleicht sollte ihm mal jemand Bescheid geben, dass auch er dem Abstiegsteufel von der Schippe gesprungen ist – vorsichtshalber gewinnt sein Team aber weiter. Anders als die Hoffenheimer oder die Frankfurter: Die gewinnen bis zum Saisonende gar nicht mehr. Im Gegensatz zu den Mainzern, die den Gegner aus Nürnberg mit den Platten der Prinzen mürbe machen, weshalb die unter dem dritten Trainer der Saison einfach weiter verlieren.
Und damit halten wir die erste Zehe ins kalte Abstiegsstrudelbecken. Mit der tunken wir die Spieler von Eintracht Braunschweig 90 Minuten unter Wasser, die derart außer Puste gegen Hertha BSC natürlich keine Chance haben. Einfach, weil ich das so will – es ist ja schließlich meine Kolumne. Deswegen stellt sich die Frage, wer das Abendspiel in Leverkusen gewinnt, auch gar nicht erst: PÄNG! Dem geneigten Leser wird überdies in den letzten Wochen nicht entgangen sein, dass ich eine gewisse Schwäche für den HSV hege – man könnte auch von einer Art Co-Abhängigkeit sprechen. Da das Restprogramm der Hamburger mit Bayern und Mainz 05 schwierig wird und Augsburg zuletzt geschwächelt hat, holen die Rothosen dieses Wochenende tatsächlich noch mal einen Dreier. Genau wie die Blauhelme auf Schalke, oder so ähnlich, die Blauen jedenfalls. Gewinnen gegen Mönchengladbach: Wunschkonzert.
Die Ergebnisse im Überblick
- Hannover – Stuttgart 3:1
- Bayern – Bremen 3:1
- Wolfsburg – Freiburg 1:2
- Hoffenheim – Frankfurt 0:0
- Mainz – Nürnberg 4:1
- Hertha – Braunschweig 2:0
- Leverkusen – Dortmund 1:4
- Augsburg – Hamburg 1:2
- Schalke – Mönchengladbach 2:0
Dieser Text wurde am Donnerstag, den 24. April 2014 um 8:07 Uhr unter notarieller Aufsicht fertiggestellt.
Mara Braun
Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog.