Was haben Fußball und Crime Fiction miteinander zu tun? Nein, spannend wie ein Krimi lassen wir als Dumpfbatzmetapher nicht durchgehen. Samstag ist Krimitag und Spieltag auch. Außerdem hängt sowieso alles mit allem zusammen. Kriminalliteratur, Comics, Filme, Alkoholika, Jazz und Fußball. Das ist nun mal so. Das reicht uns.
Deswegen sind wir high und happy, Ihnen endlich eine kompetente Fußballkolumne anbieten zu können. Mara Braun bespricht samstags den Spieltag und kommentiert die Ergebnisse. Ach, die können differieren? Umso schlimmer für die Realität, würde Hegel sagen. Eben! Von nun an jeden Samstag (und bei Bedarf auch mittwochs):
Hinter der Linie, vor dem Spieltag
Eine Kolumne von Mara Braun
Ich habe einen siebenjährigen Neffen, der mir einst während einer äußerst deprimierenden Heimniederlage meiner Mainzer (0:4 gegen Hoffenheim, den vierten Treffer besorgte 05-Kapitän Noveski via Eigentor) die aufgebrachte Frage stellte: „Warum machen die nichts?“ Gemeint waren damit selbstverständlich die Spieler, denen er partout nicht ansehen konnte, dass sie es zumindest versuchten. Es ist dies die große Tragik im Leben eines jeden Fans – zum Zuschauen verdammt zu sein, statt aktiv zu werden, den Verlauf eines Spiels lediglich beobachten, nicht aber verändern zu können, keine Mittel zu haben, um das Team zum Sieg zu schieben …
Natürlich: hüpfen, schreien, singen, der 12. Mann sein. Doch auch das ändert oftmals nichts an einer fiesen Serie, an einem unnötig verlorenen Spiel oder aber daran, was die Niederlage für die eigene Laune bedeutet, für den Rest des Wochenendes … Fußballferne mag derlei zu ungläubigem Kopfschütteln animieren, aber der eigenen Mannschaft hilflos beim Verlieren zusehen zu müssen, das fühlt sich etwa so an, als würde der kleine Bruder von einer Bande Halbstarker verprügelt, während man selbst an einen Baum gefesselt auf dem Schulhof steht und deswegen nicht eingreifen kann: Drama, Baby!
Ergebnisdienst, eine Wunschliste
Aber klar, wer möchte schon mit dem Fußballgott tauschen, den vor jedem Wochenende die Gebete zig Tausender Fans erreichen, und er kann doch die einen zwangsläufig nur zufrieden stimmen, indem er die anderen unglücklich macht. Eine Idee wäre vielleicht, den Posten im Wechsel jedes Wochenende an eine andere Person zu geben, dann wären Fans aller Vereine sowie Fußballunbeteiligte in der Lage, zu wünschen und zu würfeln, wie die Spiele jeweils ausgehen. Für dieses Wochenende präsentiere ich meine Wunschliste.
Wenn am Freitag in Berlin die Hertha gegen Werder Bremen antritt, trifft die klassische graue Maus der Bundesliga auf einen Verein, dem gefühlt sehr lang die Zweitsympathie vieler Fans gehörte. Sprich: Egal welchem Team man eigentlich die Treue hielt, Bremen war ein Verein, auf den man sich einigen konnte, der – außer bei den direkten Nordrivalen – als gemeinsamer Nenner diente. Ein Zustand, von dem nach dem Weggang von Thomas Schaaf noch weniger übrig geblieben ist als in den letzten zwei Jahren ohnehin, weshalb im Olympiastadion Ödnis gegen Langeweile antritt – und beide gemeinsam das einzige Ergebnis produzieren, das diese Art von Spiel verdient, ein 0:0.
Duelle mit weiter Anreise
Dreimal Nord gegen Süd heißt es am Samstag. Der große HSV (das ist der blaue) trifft zum ersten Mal seit der 2:9-Klatsche in München auf die übermächtigen Bayern, der kleine HSV (das ist der grüne) empfängt in Hannover die dauersieglosen Nürnberger. Und weil die zwei letztgenannten in der Tabelle aus meiner persönlichen fußballgöttlichen Sicht gern weiterhin auf der Stelle trippeln dürfen, trennen sie sich mit einem schmucklosen 1:1, bei dem Raphael Schäfer in der 3. Minute wegen Dauerzeterns die rote Karte sieht. In München ballern sich die Hamburger derweil ihren Frust von der Seele und gewinnen 5:0 – klingt unwahrscheinlich, ist aber so. Das dritte Nord-Süd-Duell gewinnt Braunschweig übrigens 3:1 gegen Augsburg.
Mainz bekommt es zu Hause mit einem schwierigen Gegner zu tun, doch gegen die Borussia aus Mönchengladbach gelingt der Sieg dank eines Überraschungscoups – nach Irritationen um die Zukunft von Keeper Wetklo unter der Woche steht der am Samstag überraschend im Angriff und schießt sein Team mit einem Hattrick zum Sieg. Gewinnen kann auch Ex-05er Jürgen Klopp gegen den unliebsamen Gegner Hoffenheim, das bis dato torreichste Spiel der Saison endet mit 6:4 für Dortmund. Deutlich weniger interessant fällt da das Spätspiel aus, Wolfsburg und Stuttgart trennen sich mit einem torlosen 0:0. Ein Ergebnis, von dem auch Schalkecoach Jens Keller bis zur 83. Minute ausgeht – dann aber versenken die Gäste aus Freiburg formschön die Kugel im Kasten von Ralf Fährmann und nehmen drei Punkte mit nach Hause. Im Spätspiel schickt Bayer Leverkusen die Gäste aus Frankfurt dagegen ohne Tore oder Punkte vom Platz, was dazu führt, dass die Hessen neun Tage vor Heilig Abend ihren Trainer feuern. Gerüchten zufolge fährt der deswegen von Leverkusen aus nicht nach Frankfurt, sondern gen Gelsenkirchen – auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof sollen er und Jens Keller dabei beobachtet worden sein, wie sie Trainingsanzüge und Wohnungsschlüssel austauschen und sich gegenseitig viel Glück bei ihren neuen Aufgaben wünschen.
- Hertha – Bremen 0:0
- München – HSV 0:5
- Hannover – Nürnberg 1:1
- Augsburg – Braunschweig 1:3
- Mainz – Gladbach 3:0
- Hoffenheim – Dortmund 4:6
- Wolfsburg – Stuttgart 0:0
- Schalke – Freiburg 0:1
- Leverkusen – Frankfurt 3:0
Mara Braun
Dieser Text wurde am Donnerstag, den 12. Dezember 2013, um 19:30 Uhr fertiggestellt.
Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog. Mara Braun in Action.