Geschrieben am 7. Dezember 2013 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Fußballkolumne: Hinter der Linie, vor dem Spieltag

Was haben Fußball und Crime Fiction miteinander zu tun? Nein, spannend wie ein Krimi lassen wir als Dumpfbatzmetapher nicht durchgehen. Samstag ist Krimitag und Spieltag auch. Außerdem hängt sowieso alles mit allem zusammen. Kriminalliteratur, Comics, Filme, Alkoholika, Jazz und Fußball. Das ist nun mal so. Das reicht uns.

Deswegen sind wir high und happy, Ihnen endlich eine kompetente Fußballkolumne anbieten zu können. Mara Braun bespricht samstags den Spieltag und kommentiert die Ergebnisse. Ach, die können differieren? Umso schlimmer für die Realität, würde Hegel sagen. Eben! Von nun an jeden Samstag (und bei Bedarf auch mittwochs):

Mara BraunHinter der Linie, vor dem Spieltag

Eine Kolumne von Mara Braun

Im deutschen Fußball sind immer dann englische Wochen, wenn es so kalt ist, dass man sich die Erkältung, der man auf dem Weihnachtsmarkt beim kreisenden Glühweinbecher gerade noch ausweichen konnte, zuverlässig im zugigen Stehblock holt. Vermutlich denkt sich die DFL, bei allem, was mit England zu tun hat, sollte auch das Wetter entsprechend mies sein; so was kommt dann von so was. Es ist deshalb genau diese Zeit, in der ich alle Jahre wieder damit liebäugle, mir Fußball außer im Stadion auch im warmen, heimischen Wohnzimmer zu gönnen. Letztlich scheitere ich immer an der Hochrechnung, die nicht nur beinhaltet, dass ich die Hälfte der Ligaspiele meines Teams im Stadion sehe, sondern auch Januar, Juni und Juli einbezieht. Dann ruht die Liga zwar, selbiges gilt aber nicht für das Abo samt Kosten. Das müsste man sich mal da erlauben, wo ich herkomme, bei der Zeitung also: Hey, wir machen im Januar Winter- und von Ende Mai bis Mitte August Sommerpause, da liefern wir zwar nichts, die Abbuchungen laufen aber weiter. Ha!

Immerhin, zumindest in den Wettbewerben neben der Liga läuft ja das eine oder andere Spiel im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Fragt man Schalkemanager Horst Heldt, ist es allerdings immer das falsche, also nicht das Schalker, weshalb der Verein dem ZDF am letzten Samstag für Interviews nach dem Spiel geschlossen nicht zur Verfügung stand. (Dass allerdings Horst Seehofer seinen Auftritt beim Fußballfachmann Markus Lanz absagte, hat andere Gründe…) Kann man ja auch verstehen, dass die Herren aus Gelsenkirchen beleidigt sind, wenn das ZDF lieber Borussia Dortmund überträgt. Nur, weil die in den letzten drei Jahren zweimal Meister, einmal Pokalsieger und einmal Finalteilnehmer der Champions League waren, können die in Mainz ja nicht einfach davon ausgehen, es interessiere sich irgendwer für den Kackverein!

Topthema Klopp – und wo bleibt Keller?

Als Fan eines Vereins, der nicht in der Champions League spielt, ist man dagegen schon froh, wenn bei derlei Gelegenheiten ein anderer Verein zum Zuge kommt als die Bayern. Es macht einfach mehr Spaß, ein Spiel zu schauen, dessen Ausgang nicht bereits vor Anpfiff feststeht –und dass die Münchener in absehbarer Zeit Punkte liegen lassen, deutet sich eben so gar nicht an. Wovon sich wiederum die ARD nicht aus dem Konzept bringen ließ, sondern natürlich die Partie der kleinen gegen die großen Bayern unter der Woche zum DFB-Livespiel machte. Ein Wunder, dass die Schalker also weiterhin mit der ARD sprechen – der BILD-Zeitung wollen sie Gerüchten zufolge Interviews bis auf weiteres ebenfalls verweigern, weil die, siehe unser Screenshot, einfach Jürgen Klopp statt Jens Keller zum Topthema gemacht haben: Skandal!

Bild 1

Bevor der geneigte Leser nun unruhig mit den Stollen scharrt, natürlich findet Fußball auch weiterhin zumindest gelegentlich auf dem Rasen statt und nicht nur in den Medien. So zum Beispiel gleich am Freitag in Nürnberg, wo der Club zum wiederholten Male in dieser Saison massiv unter die Räder kommt; diesmal sind es die des FSV Mainz 05. Das Tuchelteam zeigt sich abermals in glänzender Verfassung und schlägt die Franken mit 4:0. Im Anschluss saufen die Spieler von Gertjan Verbeek gemeinsam auf dem Christkindlesmarkt so lange Glühwein, bis niemand mehr den Namen des Trainers aussprechen kann.

Eine klare Sache ist auch das Spiel der Gladbacher gegen Schalke. Die Favre-Elf setzt ihre beeindruckende Siegesserie fort und fegt die Gäste aus Gelsenkirchen mit 3:1 vom Platz – Horst Heldt, der eine Verschwörung wittert, kündigt per Handzeichen an, vorläufig einfach mit überhaupt niemandem mehr zu sprechen. Große Verunsicherung herrscht indes bei den Münchner Bayern. Der Auslöser ist die Verweigerung des Bundestrainers unter der Woche, bei der Wahl zum Fußballer des Jahres abzustimmen. Der hatte seine Enthaltung zwar damit begründet, er wolle keinen seiner eigenen Spieler bevorzugen, im Umkehrschluss fühlen sich nun aber alle gleichermaßen benachteiligt. Da Joachim Löw beim Spiel gegen Bremen im Stadion weilt, werfen seine Bayernspieler sich derart übermotiviert und auf der permanenten Suche nach Blickkontakt mit ihrem Übertrainer ins Zeug, dass der Kick selbst weitestgehend an ihnen vorbeirauscht – überraschend kann Bremen das Spiel mit 1:0 für sich entscheiden.

Markus’ leere Stiefel und ein Hamburger Feuerwerk

In Stuttgart herrscht weiterhin Tristesse: Die Schwaben schaffen es selbst gegen auswärts gewohnt schwache Hannoveraner nicht, einen Dreier einzufahren; immerhin gelingt beim schmucklosen 0:0 aber ein Punktgewinn. Den erkämpft sich auch Frankfurt gegen die TSG mit einem rasanten 2:2, nach dessen Ende ein entnervter Gästetrainer Markus Gisdol erklärt, die Torgefahr seiner Jungs gehe ihm „auf den Sack, weil ich mir davon nichts kaufen kann, wenn dabei immer nur ein mickriges Pünktchen rausspringt“. Der wahre Grund seines Grolls liegt angeblich darin, dass Dietmar Hopp dem Team nach dem Abschlusstraining als Nikolaus verkleidet die Stiefel gefüllt und dabei die seines Trainers vergessen hat. Leer gehen auch die Augsburger bei ihrer Reise in den hohen Norden aus, wo der Hamburger SV mit Rückenwind aus der Pokalpartie unter der Woche in Abwesenheit von Kapitän Rafael van der Vaart ein Torfeuerwerk abbrennt.

Die weiteren Ergebnisse im Überraschungsticker: Dortmund unterliegt Leverkusen zuhause mit 1:2 und hakt die Meisterschaft offiziell ab (Kloppkenner wissen, was das bedeutet), dem SC Freiburg gelingt in einem hart umkämpften Spiel ein 1:0 gegen Wolfsburg und in und um Berlin ist nun bekannt, warum Ronny die Bank drücken muss: Der Mann ist nämlich ein Idiot – das zumindest hat angeblich José Mourinho verlauten lassen. Die Hertha gewinnt auch ohne ihren Problembären mit 2:1 gegen die Braunschweiger Löwen.

Zweimal werden wir noch wach, dann folgt auf die Liga bereits die Champions League. Ich will die Spannung ja nicht völlig versauen und schon alle Details verraten, nur so viel, sechs deutsche Teams überwintern im europäischen Wettbewerb, sprich, Durchmarsch für alle in der Champions und Europa League. In der Adventszeit darf’s eben auch mal etwas ruhiger zugehen, und wenn daheim der Kranz fackelt, lassen die kleinen Jungs aus der Kurve auch brav ihre Pyro im Schrank.

Nürnberg – Mainz 0:4
Gladbach – Schalke 3:1
Bremen – München 1:0
Stuttgart – Hannover 0:0
Frankfurt – Hoffenheim 2:2
Hamburg – Augsburg 4:1
Dortmund – Leverkusen 1:2
Freiburg – Wolfsburg 1:0
Braunschweig – Hertha 1:2

Mara Braun

Dieser Text wurde am 06.12. 2013, um 08:00 Uhr fertiggestellt.

Mara Braun, geboren 1978 in Heidelberg, aufgewachsen im hessischen Odenwald mit einem Abstecher nach Mississippi, seit 1998 in Mainz am Rhein. Studium der Filmwissenschaft & Publizistik. Journalistin, Autorin, Fußballbegeisterte, Bücherwurm, Überzeugungstäterin. Im September 2013 erschien „111 Gründe, Mainz 05 zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf). Mara Braun bei Facebook, bei Twitter, im Blog. Mara Braun in Action.

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