Geschrieben am 17. Mai 2016 von für Crimemag, Film/Fernsehen

Film: Triple 9

Code 999

von Mike Wuliger

“Triple 9” – dreimal die Neun – lautet im amerikanischen Polizeifunk der Code, wenn ein Beamter im Dienst verletzt oder getötet wird. Mit einem Polizistenmord  will in John Hillcoats gleichnamigem Actionthriller, der diese Woche in die deutschen Kinos kommt, eine vierköpfige Gang in Atlanta/Georgia die Ordnungskräfte binden, um derweil im örtlichen Büro des Heimatschutzministeriums einen Safe zu knacken. Der enthält brisante Dokumente über einen russisch-jüdischen Mafiaboss, die ihn aus dem Knast bringen könnten. Der Auftrag kommt von Irina Vlasov (Kate Winslet), der Frau des Mafioso, die, während ihr Mann einsitzt, aus seinem Hauptquartier, einer koscheren Großschlachterei, die kriminellen Geschäfte weiterführt – mit aller nötigen Brutalität. Der Einbruch in die schwer bewachten Räume der Behörde ist Familiensache, auch, weil Michael Atwood (Chiwetel Ejiofor), der schwarze Anführer der angeheuerten Gang, der Liebhaber von Irinas Schwester und Vater ihres Sohnes ist.

Mit polizeilichen Einsätzen kennen Michaels Leute sich aus. Zwei von ihnen, Marcus Belmont (Anthony Mackie) und Franco Rodiguez (Clifton Collins jr.), sind selbst Cops. Dran glauben soll bei dem Coup Marcus’ neuer Partner Chris Allen (Casey Affleck). Dessen Onkel Jeffrey Allen (Woody Harrelson) ist ebenfalls Polizist – ein ziemlich kaputter – und der Gang auf der Spur, nachdem sie zuvor – ebenfalls im Auftrag von Irina – eine Bank ausgeraubt hatte. Auch dabei ging es um Dokumente, die Irinas Mann befreien sollen.

519GkyZcf8LDer Coup gelingt zunächst. Doch statt Chris wird Marcus angeschossen und schwer verletzt. Franco killt Michael, um das Honorar für den Coup ganz für sich zu behalten. Michael hat zuvor Irina in ihrem  Auto mit einer Sprengladung in die Luft gejagt, nachdem die Mafiachefin  seinen Sohn auf das Familienanwesen in Eilat gebracht hat, um den Jungen  für alle Zeiten seinem Vater, dem, so Irina, “schwarzen Affen” zu entziehen. Jeffrey, der den korrupten Cops auf die Schliche gekommen ist, erschießt Franco, bevor der Chris erledigen kann, wird bei dem Gefecht jedoch selbst schwer verletzt. Ende gut, alle tot. Fast alle. Chris kommt – physisch jedenfalls – unbeschadet davon.

So verwirrend sich das liest, so konfus ist tatsächlich auch Matt Cooks Drehbuch. Das ist die Schwäche dieses Films. Wettgemacht wird sie durch die schauspielerischen Leistungen der Darsteller und vor allem durch die grandiose Regie und Kamera. “Triple 9” zeichnet schwarz in schwarz ein Hobbessches Universum des Kriegs aller gegen aller: Cops gegen Gangs, Gangs gegen Gangs, Cops gegen Cops – quasi “The Wire” auf Crystal Meth. Die – äußerst blutige – Action lässt die mangelnde Entwicklung von Plot und Figuren übersehen, trotz der Überlänge des Films von fast zwei Stunden.

Daraus, dass die Obergangster jüdisch sind, macht der Film im Übrigen kein großes Aufheben. Irinas orthodoxe Handlanger mit Maschinenpistole, Kippot und Schaufäden wirken nicht im Geringsten exotisch. Was auch der Wirklichkeit entspricht. Die russisch-jüdisch-israelische Mafia ist in der Organisierten Kriminalität der USA schon seit Jahren ein fester Faktor. Mit “Triple 9” ist sie jetzt auch in der amerikanischen Populärkultur angekommen.

Film: Triple 9, USA 2016, FSK 16, Kate Winslet, Casey Affleck, Woody Harrelson u.v.m. (Darsteller), John Hillcoat (Regisseur), Matt Cook (Drehbuch)

Dieser Text erschien am 12. Mai 2016 zuerst in der Jüdischen Allgemeinen http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/25456

 

 

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