Geschrieben am 16. Dezember 2017 von für Crimemag, CrimeMag Dezember 2017, Film/Fernsehen

Film: Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi

star-wars-episode-viii-die-letzten-jediWas es mit der Macht auf sich hat

Katrin Doerksen schribt für kino-zeit.de. Sie hat sich den neuen Teil der Kultreihe schon einmal angeschaut:

Um das Star-Wars-Universum ranken sich seit jeher Gerüchte, Fantheorien, Wunschdenken. Eines davon bestätigte letztes Jahr Rian Johnson, der Regisseur des neuen Films Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi. Jeder Teil der aktuellen Trilogie sollte eine der drei ursprünglichen Hauptfiguren in den Mittelpunkt stellen. Erst Han Solo, dann Luke Skywalker, schließlich Leia Organa. Das System schien sich zu bewähren: Harrison Ford hatte in Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht seinen großen Auftritt und im Cliffhanger-Ende drehte sich Mark Hamill bedeutungsschwangeren Blickes Rey (Daisy Ridley) und der Kamera entgegen. Doch dann funkte unglücklicherweise der Tod dazwischen. Fünf Monate nach Beendigung der Dreharbeiten zu Episode VIII starb Carrie Fisher. Die Tragödie hallt in ihrem nun letzten Film nach, er fühlt sich an wie ein liebevoller Abschied. Überhaupt erhebt er den Generationswechsel zum Kernthema: viele altbekannte Figuren machen schrittweise Platz für das Neue. Kylo Ren (Adam Driver) sagt es schon im Trailer: „Lass das Vergangene sterben, töte es, wenn nötig.“

Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi setzt direkt nach den Ereignissen des letzten Films an: die Suche nach Luke war erfolgreich, er soll dem Wiederstand die Hoffnung im Kampf gegen die Erste Ordnung unter Supreme Leaders Snoke (Andy Serkis) zurückgeben. Episode VIII unterscheidet sich schon optisch deutlich vom Vorgänger: das dominierende Gelb des staubigen Wüstenplaneten Jakku wird von kühleren Farben abgelöst, von einem metallischen Glänzen, einem Gegen- und manchmal Miteinander von glühendem Rot und Blau. Er ist kein Remake von Das Imperium schlägt zurück. Verwundert hätte das nicht, nachdem bereits Episode VII ein ziemlich genaues Abbild des Originals von 1977 war. Stattdessen nutzt Rian Johnson aber thematische und motivische Versatzstücke aus der ersten Trilogie und ordnet sie neu an. Die erbitterte Schlacht in einer Salzwüste erinnert zum Beispiel an den Eisplaneten Hoth.

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Vieles, was unter J.J. Abrams in Das Erwachen der Macht noch übermäßig präsent war, hat sich inzwischen verselbstständigt. Die Tatsache, dass mit Rey eine Frau im Mittelpunkt der Geschichte steht, gab im letzten Film noch Anlass ständig darauf herumzureiten. „Klar, bin ich ok“, musste Rey immer wieder sagen und dabei verwundert schauen. In Episode VIII sind die weiblichen Figuren etabliert: in Haupt- und Nebenrollen, als Pilotinnen, Technikerinnen oder in leitenden Positionen. Eine dieser neuen Figuren spielt Laura Dern. Als Vice Admiral Holdo verkörpert sie die eine Seite in einem Grundkonflikt des Films: der Frage, ob es in Notsituationen eher aggressiv oder defensiv zu handeln gilt. „Du bist impulsiv, das ist das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können“, wirft sie Poe Dameron (Oscar Isaac) einmal in ihrem stählernem Ton an den Kopf und das ließe sich auf Genderstereotypen genauso beziehen wie auf unsere weltpolitische Lage. In letzterer Hinsicht positioniert sich Rian Johnson klar, hält mit seinem Film auch ein Plädoyer für den Zusammenhalt trotz – oder besser gesagt: gerade wegen aller Unterschiede.

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Diese deutliche Haltung lässt ihm gar nicht genug Zeit, in Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi auch noch allzu sehr auf die im Netz kursierenden Fantheorien einzugehen. Im Grunde hat man am Ende des Films nicht viel mehr Antworten als zu Beginn. Stattdessen vertieft er die Beziehungen der Figuren untereinander, schmückt das filmische Universum weiter aus, führt neue Städte und Wesen ein: zum Beispiel die hamstervogelartigen Porgs, die ausgesprochen deutlich auf die Marke ‚süß und knuddelig‘ getrimmt sind. Überhaupt ist Episode VIII deutlich humorvoller als sein Vorgänger. Das braucht es auch, um den generell arg düsteren Ton auszugleichen. Rey, Luke und Co geben alles, um ihre Kämpfe am Ende wie cool aus dem Ärmel geschüttelt aussehen zu lassen. Aber sie täuschen nicht über die große körperliche Kraft hinweg, die sie aufbringen müssen: Adam Driver legt eine schwere Wucht in jede seiner Bewegungen, Luke wirkt zunehmend zerbrechlich, Rey grunzt und ächzt. Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi ist in erster Linie großes male und female melodrama – und während alle Handlungsstränge sich zuspitzen, sich aufschaukeln zum puren Exzess, stellt sich ein bemerkenswertes Gefühl ein: Vielleicht nie zuvor beinhaltete ein Star-Wars-Film derartig viele Figuren mit einem sehr eigenen Kopf, eigenen Ideen und eigenem Handeln. Es ist ein Wahnsinn, dass unabhängig voneinander ein jeder die Entscheidungen trifft, die am Ende zum richtigen Ergebnis führen. Die Balance der Kräfte, das Gleichgewicht der Einzelteile. In Episode VIII lernt Rey, was genau es mit der Macht auf sich hat – und wir Zuschauer lernen es auch.

Katrin Doerksen

Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi, USA 2017; Regie: Rian Johnson; Buch: George Lucas, Rian Johnson; Kamera: Steve Yedlin; Darsteller: John Boyega, Adam Driver, Carrie Fisher, Mark Hamill, Oscar Isaac, Daisy Ridley, Kelly Marie Tran; Länge: 150 Min. Copyright: © The Walt Disney Company Germany GmbH

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