Markus Pohlmeyer treibt sich mal wieder rum – zwischen den Genres, zwischen Philosophie, zwischen Theologie und Populärer Kultur. Sein heutiger Essay geht von Ann Leckies Roman „Die Maschinen“ aus und reicht mühelos vom Imperium Roman bis zu Goethes Iphigenie. Lassen Sie sich vergnüglich bilden ….
1) Kauf mich!
Das Cover von Die Maschinen. Ein Roman aus der fernen Zukunft[1] (engl. Ancillary Justice. Sinngemäß: Hilfseinheitengerechtigkeit), von Ann Leckie ziert eine beeindruckende Liste von gewonnenen Auszeichnungen: Arthur C. Clarke Award, Hugo Award, Nebula Award … Fortsetzung der Liste siehe bitte Rückseite, die auch noch folgenden Hinweis parat hält: „Der erfolgreichste Science-Fiction-Roman der Gegenwart.“ Was ist mit „Gegenwart“ gemeint? 2015? Und mit „erfolgreich“ –, sogar im Superlativ? Wie wäre das auch für mich nachzuprüfen? Als ob (imaginierte oder tatsächliche) Verkaufszahlen ein Qualitätsmerkmal wären. Und wie bekannt, haben allzu oft eben gerade die besten Literaten den Nobelpreis nicht bekommen. Usw.
Kurz, dieser beeindruckenden Ansammlung von lobenden Prädikaten gab ich schließlich nach – hermeneutisches Vor-Urteil – und folgte dem impliziten Appell „Kauf mich!“, um mich dann – Vor-Freude – von dem Text überraschen zu lassen. Die Erwartungsfallhöhe korrespondierte letztlich mit der rapiden Absturztiefe im Leseprozess.
2) Generisches Femininum?
Dass in der Kultur der Hauptheldin Breq (Ex-Kriegsschiff und nicht unbedingt innovativ: eine Künstliche Intelligenz) Geschlechterdifferenzen neutral behandelt würden und dieses auch Folgen auf das Pronominalsystem habe, wäre noch nachvollziehbar;[2] dass aber in der deutschen Übersetzung fast schon eine (mit aller Vorsicht: ideologische) Überhöhung vollzogen wird, scheint insofern diskussionswürdig, da Themen des Romans eben keinesfalls Gender und Sexus sind. Außerdem bleibt unklar, ob es von irgendeiner Relevanz sein dürfte, dass die Hauptfigur Breq, die ja eine Maschine ist, einen weiblichen oder männlichen Körper hat. Das wirkt problematisch, denn: Judith Butler „[…] verkennt keineswegs die Materialität des Körpers, ihre Kritik richtet sich vielmehr gegen die erneute Abspaltung des Körperlichen im Rahmen des sex/gender-Systems, das somit die traditionellen Dichotomien von Natur/Kultur, von Körper/Geist weitertrage. […].“[3]
Der Roman könnte diese Dichotomien durch die Schlagwörter Maschine und Künstliche Intelligenz ergänzen und aufheben – bis zu einer beliebigen Austauschbarkeit und/oder zu einer kompletten Synthese. Das Körperliche, die „Materialität des Körpers“ wird aber reduziert zu einer militärischen Ressource – in einem total überwachten, total kontrollierenden System, das von einer Person abhängig ist, die lieber Gott spielt, und gegen deren Befehle Gewissenskonflikte entstehen. Es wird das Leben in einer Diktatur (im Zeitalter Künstlicher Intelligenzen) gezeichnet und das Ringen einiger Untertanen um ein wenig Freiheit und Verantwortung, was durchaus in dem Begriff Gerechtigkeit gebündelt werden könnte, wie der Titel suggeriert.
Aus der „Vorbemerkung des Übersetzers“: „Im Frühjahr 2013 wurde an der Universität Leipzig beschlossen, in allen offiziellen Texten das generische Femininum zu benutzen. […] Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sich diese Regelung allgemein durchsetzen wird, aber es handelt sich zweifellos um einen zum Nachdenken anregenden Beitrag zur Debatte. […].“[4] Dies habe weitreichendere Folgen für die deutsche Übersetzung, „[…] als es beim englischen Original der Fall ist.“[5] Die Sprache der Ich-Erzählerin kenne keine „[…] Genus-Markierungen, was die Autorin zum Anlass genommen hat, im englischen Original als generische Form ausschließlich weibliche Pronomen zu verwenden.“[6]
Aber wird dadurch nicht das Problem der Genus-Markierung nur von ER auf SIE verschoben? Denn die Markierungen bleiben ja im Englischen bzw. Deutschen erhalten. Ann Leckie hätte im Grunde ein neues Pronomen für diese andere Kultur erfinden müssen. Die deutsche Übersetzung sei aber „[…] offenbar der erste literarische Text in Romanlänge, der konsequent im generischen Femininum geschrieben ist. Zumindest konnte ich bei einer schnellen Recherche keine Hinweise finden, dass so etwas schon einmal gemacht wurde.“[7] Aber um hier die Diskussion mit David Crystal abzukürzen: „There is no necessary correlation between grammatical gender and sex.”[8] Deswegen scheint mir die Verwendung des generischen Femininums eher nur ein netter kosmetischer Effekt zu sein, dessen narrative oder gar innovative Funktion unklar bleibt (bis auf einige humorvolle Szenen).
Aber lassen wir den Text sprechen. Breq findet eine verletzte Person im Schnee: „Ihr Name war Seivarden Vendaai, und sie war vor langer Zeit als junge Leutnantin eine meiner Offizierinnen gewesen […]. Nach dem eckigen Labyrinth-Muster zu urteilen, in dem ihr Hemd abgesteppt war, war sie vermutlich männlich.“[9] Im Original: „Her name was Seivarden Vendaai, and a long time ago she had been one of my officers, a young lieutenant […]. She was probably male, to judge from the angular mazelike patterns quilting her shirt.“[10]
Auf dem Cover prangt noch ein Zitat von John Scalzi: „UNEXPECTED, COMPELLING AND VERY COOL“. Unerwartet war der Plot keineswegs; im Grunde geht es nur um einen Rachefeldzug (Fortsetzung ist schon angekündigt!). Ferner stürzt deshalb ein Imperium in einen Bürgerkrieg. Ungleich größeres Potential hätte der ursprüngliche Konfliktauslöser gehabt: eine Liebes- oder Freundschaftsgeschichte zwischen einer Maschine und einer Frau![11]
Dass die Maschinen bisweilen sehr menschlich, empathisch und/oder katastrophisch agieren, ist seit 2001 nicht unbedingt neu. Dass sich Persönlichkeitskomplexe in verschiedene Körper = Avatare herunterladen, ist nicht unbedingt neu (siehe eben Avatar). Dass KI-Persönlichkeiten, intelligente Raumschiffe (und Menschen ohnehin) in Schizophrenie und Irrationalität abgleiten können, ist nicht unbedingt neu. Vergleiche dazu bitte auch Bedenke Phlebas (1987!) von Iain Banks: „In dieser Zukunft kommt nichts von dem Star-Trek-Unfug vor, bei dem ein Kapitän seiner Mannschaft oder gar dem >Schiffscomputer< befiehlt, was zu tun ist. Da gibt es Schiffe, und die haben Gehirne. Menschen sind Mitreisende.“[12] Außerdem besitzt in Banksʾ Roman der Roboter Unaha-Closp eine wunderbar selbstbewusste, grandios gestörte und sokratisch-ironische Persönlichkeit. (Nach seiner Pensionierung baue er „[…] als Hobby kleine dampfgetriebene Automaten.“[13])
Das fehlt den Maschinen: der Roman hat kaum Humor, noch weniger Ironie und ist bitter-ernst im Gestus. Das mag ja durchaus der verfremdeten Maschinenpersönlichkeit Breqs entsprechen, aber um Unaha-Closp zu zitieren: „Ich habe meine rückwirkenden Erzeugungsschulden beinahe abbezahlt, und dann wird es mir freistehen, genau das zu tun, was mir passt, und ich habe bereits die Zulassung zum Studium der angewandten Paratheologie […]“[14]; Breq hat noch einen sehr langen Weg vor sich, um so cool zu werden.
3) Die römische Vorlage
Der Roman wird ferner maßgeblich von der römischen Kultur bis in Details beeinflusst, auch wenn die Autorin diesen Einfluss in einem Interview relativieren möchte, wobei sie bedauernd einräumt: „Es ist noch nicht lange her, dass der gebildete Westeuropäer selbstverständlich Griechisch und Latein lernte und Vergil, Ovid und Cicero und viele andere Autoren im Rahmen seiner klassischen Bildung las.“[15]
Der immense Verkaufsvorteil: die nun eingetretene, vermeintliche Unkenntnis antiker Vorlagen bei den sog. (heutigen) Westeuropäern (und US-Amerikanern?) kann leicht den Eindruck von Innovation und Genialität bei gewissen Werken generieren bzw. simulieren. Die Autorin: „Doch meine Zukunft sollte nicht nur europäisch sein – so verlockend es auch war.“[16] Was bedeutet hier „europäisch“? Das Europa eines Imperium Romanum?
Es gibt in diesem Roman ein aus wirtschaftlichen Gründen expandierendes Reich (wahnsinnig innovativ!), einen elaborierten Militärapparat (siehe dazu Gaius Iulius Cäsar: Bellum Gallicum), Bürgerkriege (siehe dazu Cicero, Sallust, Vergil, Horaz und wieder Cäsar: Bellum Civile), (Cäsaren)Wahn eines Alleinherrschers (siehe dazu Tacitus und Sueton), bedrohliche Außerirdische (das Äquivalent zu den Germanen und Parthern). Die Religion hat Züge der römischen übernommen (neben dem handelsüblichen postmodernen Religionenmischmasch): Omen und Quasi-Penaten (Hausgötter) …;[17] es gibt ein ausgedehntes Patronatswesen und starke Konkurrenz bestimmter Häuser und Familien. Die Hilfstruppen kann man durchaus auch als im Krieg erbeutete Sklaven deuten. Der Titel ist lateinischer Herkunft: ancillary = lat.: „ancillāris, e (ancilla), Mägden zukommend, -eigen […]“[18] und justice = lat. iustitia. Und da sich Breq auf mehrere Hilfseinheiten verteilen kann, ermöglicht dies im Roman die digitale Revitalisierung des Chors der griechischen Tragödie, weil die Hauptfigur gerne singt!
4) „Iphigenie“ – poetische Therapie?
Wie ein Gender-Konflikt performativ sprachlich Gestalt findet, zeigt Goethes Iphigenie auf Tauris – man verzeihe mir den anachronistischen Ausfall: sie bzw. er hat nicht den Arthur C. Clarke Award etc. gewonnen! Iphigenie vollzieht keinen ideologisch motivierten Umbau der vorgegebenen Sprache – womit in einem zweiten Schritt ja auch eine (Quasi)Ontologisierung der Grammatik eingetragen würde, die ja offenzulegen oder gar zu bekämpfen der erste Schritt beansprucht (ein klassischer Zirkelschluss!) –, sondern in einer Poetisierung der Dialoge und Monologe (im Vergleich zur Prosafassung). Anders als Die Maschinen vollzieht Iphigenie performativ ihre Themen:
„Iphigenia believes […], that truth is given to all humankind; that, once spoken, truth liberates and redeems and makes good. […T]he healing agency in Goethe’s Iphigenia – language. Psychoanalysis is a linguistic therapy […].”[19] “We register particularly strongly the difference between the women’s voice and all the other voices, which are male. It is uniquely that voice that keeps the horrors at bay, not by grandiloquently intoning good ideas or by invoking the virtues of sweet reasonableness, but by the visceral force of belief in the rightness of the language of the heart.”[20]
Die Poetisierung in Iphigenie (be)trifft alle Figuren und eine ganze Sprache, nicht nur Teilaspekte davon – bei gleichzeitiger Wahrung von Polyphonie. Und trotz dieser Ästhetisierung (oder gar Künstlichkeit) wirken die Verse natürlich, ehrlich, tief, weil sie gewissermaßen in der Gestalt einer schönen Verfremdung den Horror (männlicher) Gewaltmechanismen und –verstrickungen offenlegen, um durch die performative Authentizität Iphigenies befreit/erlöst zu werden. Es böte sich darum auch mit Peter von Matt folgende Lesart an:
„Der Dichter meint etwas ganz Gewöhnliches; er sagt es nur anders. Er spricht das Eigentliche halt uneigentlich aus. Generationen von Germanisten nährten und nähren sich von der täglichen Beweisführung, daß hinter dem nichtnormalen Reden der Dichter die lautere Normalität stecke. Sie leben davon, daß sie die potentielle Beunruhigung, die von der schonungslos nichtnormalen Rede ausgeht, neutralisieren und wieder aus der Welt schaffen. […] Nun ist es aber so, daß das Normale, wo immer wir es fassen, stets etwas Angefertigtes ist. Es gibt sich nur als das Ursprüngliche und einzig Richtige. Es ist ein Begrenztes, das sich als das Ganze deklariert. In Wahrheit ist es das Ergebnis eines Prozesses von Verkümmerung und Reduktion, von Verstümmelung sogar. Die individuelle Normalität des Erwachsenen und die kollektive Normalität der Gesellschaft sind beide geworden. Langsam zustande gekommen sind sie über ein schrittweises Eliminieren von vielen Erfahrungen des Körpers und der Seele. Ronald D. Laing hat das einmal so formuliert: […]
Normale Menschen haben in den letzten fünfzig Jahren vielleicht hundert Millionen normale Mitmenschen getötet.“[21]
Goethes Metamorphose des Textes in Lyrik kann die Verdrängungsmechanismen und Projektionen einer normalisierten Prosa gewissermaßen, um Swales aufzugreifen, therapeutisch versprachlichen. Im Grunde, so meine These, gibt Iphigenie als weibliche Stimme dieses lyrische Sprechen vor, um eine Perpetuierung (und Normalität) der Mechanismen von Menschenopfer, Rache, Mord, Flucht, Fremdenhass, Exil und männlichem Machtgehabe zu beenden. Sie setzt sich auf ihr eigenes existentielles Risiko ein – und vertraut sich ehrlich der (gesellschaftlich und religiös verdrängten) Menschlichkeit der anderen Akteure an. Sie ist nicht dea ex machina, sondern femina contra machinam. Der letzte unvollständige (Blank)Vers des Thoas im folgenden Zitat und Iphigenies erster unvollständiger Vers werden erst gemeinsam ganz:
„THOAS: Du glaubst, es höre
Der rohe Scythe, der Barbar, die Stimme
Der Wahrheit und der Menschlichkeit, die Atreus,
Der Grieche, nicht vernahm?
IPHIGENIE. Es hört sie jeder, […]“[22]
Epilog
Im Gegensatz zu Iphigenie spielt Sprache trotz des revolutionären Gehabes der Paratexte in Die Maschinen keine Rolle; ob he oder she, ob Herrin oder Herr: das ist beliebig austauschbare (politisch korrekte?) Oberflächengrammatik.[23] Es gibt keine spezifisch weibliche Stimme. Wie auch, es spricht eine Maschine. Der Roman versinkt am Ende in Destruktion und Gewalt – als typisch us-amerikanische Medien der Erlösung? In diesem Sinne ist der Roman erschreckend normal.
Markus Pohlmeyer (einer der letzten sog. gebildeten Westeuropäer, der Latein studiert hat…)
Markus Pohlmeyer lehrt an der Universität Flensburg (Schwerpunkte: Religionsphilosophie; Theologie und Science Fiction).
[1] A. Leckie: Die Maschinen. Ein Roman aus der fernen Zukunft, übers. v. B. Kempen, München 2015.
[2] Vgl. dazu B. Kempen: Vorbemerkung des Übersetzers, in: Leckie: Maschinen (s. Anm. 1),7-11, hier 9. Siehe dazu auch weiter unten!
[3] Therese Frey Steffen: Gender, Leipzig 2006, 77.
[4] Kempen: Vorbemerkung, in: Leckie: Maschinen (s. Anm. 1), hier 8.
[5] Kempen: Vorbemerkung, in: Leckie: Maschinen (s. Anm. 1), hier 9.
[6] Kempen: Vorbemerkung, in: Leckie: Maschinen (s. Anm. 1), hier 9.
[7] Kempen: Vorbemerkung, in: Leckie: Maschinen (s. Anm. 1), hier 10.
[8] D. Crystal: The Cambridge Encyclopedia of Language, 2. Aufl., Cambridge University Press 1997 (2005), 93.
[9] Leckie: Maschinen (s. Anm. 1), 16 f.
[10] A. Leckie: Ancillary Justice, 0rbit/Great Britain 2013, 2f.
[11] Das hätte ein interessanter Beitrag zum Cyberfeminismus werden können, vgl. dazu Therese Frey Steffen: Gender, Leipzig 2006, 70.
[12] K. MacLeod: Vowort, in: I. Banks: Bedenke Phlebas, übers. v. R. Hundertmarck u.a., 3. Aufl., München 2004, 7-12, hier 10. Ferner ist es in der sog. „Kultur“ dieses Romans möglich, das Geschlecht (beliebig oft) zu wechseln – vgl. dazu 723. Und welche Identitätsprobleme ein Wandler haben kann, davon zeugt der ganze Text, hin und her pendelnd zwischen Tragik und Komik, grandios und mitreißend erzählt.
[13] I. Banks: Bedenke Phlebas, übers. v. R. Hundertmarck u.a., 3. Aufl., München 2004, 723.
[14] Banks: Phlebas (s. Anm. 13), 420 f.
[15] Vgl. dazu Ein Interview mit Ann Leckie, in: Leckie: Maschinen (s. Anm. 1), 535-541, hier 537
[16] Interview (s. Anm. 15), 537.
[17] Vgl. dazu generell K. Christ: Die Römer. Eine Einführung in ihre Geschichte und Zivilisation, 3. Aufl., München 1994.
[18] Der Neue Georges. Ausführliches Handwörterbuch Lateinisch – Deutsch, Bd. I, hg. v. T. Baier, Darmstadt 2013, 325.
[19] M. Swales: Introduction, in: J. W. v. Goethe: Iphigenia in Tauris, übers. v. R. Pascal, London 2014, 9-29, hier 20
[20] Swales: Introduction (s. Anm. 19), 28.
[21] P. v. Matt: Lyrik und Körperlichkeit, in: Ders.: Das Schicksal der Phantasie. Studien zur deutschen Literatur, München – Wien 1994 , 78- 90, hier 78 f.
[22] Johann Wolfgang Goethe: Iphigenie auf Tauris. Ein Schauspiel, hg. v. M. Kämper, Stuttgart 2013, 59.
[23] Vgl. dazu D. Wunderlich: Sprachen der Welt. Warum sie so verschieden sind und sich doch alle gleichen, Darmstadt 2015, 251: „Sprache ist geschlechtsneutral. Im Unterschied zum Vogelgesang, der oft nur von männlichen Vögeln praktiziert wird, ist Sprache nicht an das Geschlecht gebunden. Zwar ist es möglich, durch Sprache den Partner zu beeindrucken, doch dient sie offenbar nicht primär diesem Zweck. Vielleicht ist es richtig, dass Mädchen früher und besser sprechen lernen als Jungen und dass Frauen kreativer mit Sprache umgehen als Männer; eine solche Asymmetrie könnte sich aufgrund der gesellschaftlichen Rolle der entwickelt haben, ohne angeboren zu sein.“