Geschrieben am 20. April 2013 von für Crimemag, Kolumnen und Themen

Ein Kommentar von Zoë Beck zu Blanvalets Leitfaden für Blogger

Einer der Presseleute bei Blanvalet/Limes/Penhaligon/Social Media etc. ist beim CULTurMAG, wenn überhaupt, eher durch nicht weiter bemerkenswert schlechtes Benehmen aufgefallen. Jetzt hat Sebastian Rothfuss allerdings unter Bloggern eine Debatte losgetreten. Zoë Beck hat sich seinen Leitfaden für Blogger genauer angeschaut und findet: Sollte man drüber reden …

Zoë Beck„Schicken Sie mir ein Buch, ich bin Blogger.“

Letztens gab es ein wenig Ratlosigkeit, weil Sebastian Rothfuss, der bei Random House u. a. für Blanvalet die Pressevertreter betreut und sich um den Bereich Social Media kümmert, einen Leitfaden für Blogger herausgegeben hat. „Einschüchternd“, fanden manche, eine Einschränkung der Pressefreiheit wurde gar auf Facebook diskutiert. Andere erachteten es eher als bedenklich, dass es überhaupt eines Leitfadens für Blogger bedarf.

Die Pressefreiheit ist durch Rothfuss nicht in Gefahr, jedenfalls kann ich keinen Hinweis darauf erkennen. Diskutieren muss man den Zwang, auf einen Online-Buchhändler zu verweisen – das grenzt den Buchhändler ums Eck aus, und den dürfen Verlage natürlich nicht außer Acht lassen. Dass ein solcher Leitfaden notwendig ist, mag manche traurig stimmen, aber irgendwann hat jede/r mal mit dem Bloggen und/oder Rezensieren angefangen. Ich habe mit Mitarbeiterinnen anderer Verlagspresseabteilungen darüber gesprochen, und es zeigte sich, dass das Thema Bemusterung von Bloggern große Unsicherheit auslöst.

Man freut sich über jede Werbung, natürlich, ärgert sich zugleich über die immer mehr werdenden Blogger, die einen guten Weg gefunden zu haben glauben, kostenlos an Bücher zu kommen. Sie bloggen nicht im eigentlichen Sinne. Sie posten nur Klappentext, vielleicht noch das Cover, und oft genug fehlen sogar ein paar Sätze, die die eigene Meinung zum Buch ausdrücken. Nun wird ohnehin gerade immer stärker in ähm Fachkreisen diskutiert, was Social Media Marketing eigentlich bringt.

Die kritischen Stimmen behaupten, es sei vollkommen sinnlos. Auf die Buchbloggerszene übertragen, könnte das heißen: Frau A stellt gerne Bücher vor für ihre fünf bis acht Freundinnen, die ebenfalls gerne lesen. Die Freundinnen finden es super, dass Frau A die Bücher umsonst bekommt. Sie wollen auch umsonst Bücher haben. Und bloggen kann ja nun ein jeder. Frau B und Frau C beschließen deshalb, nicht mehr nur darauf zu warten, bis Frau A ein Buch zu Ende gelesen hat und es endlich verleiht. Sie wollen ebenfalls unter die Blogger gehen. Gekauft wird also schon mal so oder so kein einziges Buch. Und die virale Verbreitung der entsprechenden Rezensionen findet so gut wie nicht statt, weil die entsprechenden Blogs nur von einem kleinen, begrenzten Freundeskreis gelesen werden.

So etwas kann von einem Verlag allerdings überprüft werden anhand der Kommentare im Blog und möglicherweise der Aktivitäten auf Facebook, Twitter etc. Man erkennt ja, wer ein Influencer ist und wer nicht. Das jedoch bedeutet Zeit, die investiert werden muss, und da die Presseabteilungen auch noch andere Aufgaben haben, als Bücher zu verschicken und Blogs zu lesen, ist die Zeit oft sehr knapp. Viele der Punkte, die Rothfuss anführt, lassen durchklingen: Helft mir, effizienter zu werden, damit ich mit euch allen kommunizieren kann!

Freiexemplare for free

Ich bekomme auch oft direkte Anfragen von Bloggern, denen ich gerne nachkomme, auch gerade, wenn das Kontingent beim Verlag erschöpft ist. Und auch wenn mein Kontingent an Freiexemplaren erschöpft ist, was es eigentlich immer ist: Ich bekomme zwanzig Freiexemplare. Ich habe Freunde, Familie, Menschen, die mir bei der Recherche geholfen haben, usw. Die zwanzig sind schneller weg als ich „Oh, ein Buchpaket!“ sagen kann. Das heißt, ich muss für interessierte Blogger die Bücher selbst kaufen, eintüten und auf eigene Rechnung verschicken. Ich mache es, weil ich daran glaube, dass Buchblogs wichtig sind.

Ich ärgere mich dann, wenn ich nie wieder etwas von den Leuten höre, für die ich ein Buch gekauft, signiert und verschickt habe, weil sie mich darum gebeten haben und weil sie darüber unbedingt eine Rezension schreiben wollten. Wenn man gar nichts hört, nicht einmal, dass das Buch z. B. nicht gefallen hat und man deshalb lieber nicht darüber öffentlich schreiben will, fühlt man sich als Autorin ausgenutzt. Wenn das einmal im Jahr passiert – na gut. Wenn das einmal im Monat passiert – na toll.

Sebastian Rothfuss verschickt nicht seine eigenen Bücher, und er wird dafür bezahlt, dass er den Job macht, den er macht. Aber er macht seinen Job vermutlich sehr gerne und mit einer gewissen Hingabe, und er wird sich ebenfalls entsprechend ärgern, wenn ständig Leute Bücher von ihm wollen und er dann keine Rückmeldung bekommt. Rothfuss muss dafür geradestehen, dass er soundso viele Bücher kostenlos rausgegeben hat, die Pressemappe aber schmal bleibt. Die Presseexemplare erscheinen übrigens auch auf unseren Abrechnungen. Der Verlag legt den Autoren Rechenschaft darüber ab, wie viele Exemplare zu Werbezwecken verschickt wurden. Bei einer schlechten Blogausbeute ist es klar, dass einige meinen, Social Media Marketing bringe überhaupt nichts, sei eben einfach nur ein Tool für diejenigen, die Bücher abgreifen wollen.

Liebe Buchblogger, ihr habt eine sehr viel größere Verantwortung mit euren Rezensionen, als ihr denkt. Ihr seid für den guten Ruf der gesamten Buchbloggerszene verantwortlich! (Das musste mal gesagt werden. So.)

Arbeit

Und damit sind wir beim nächsten Punkt: Rezensionen schreiben ist Arbeit. Das Thema hatten wir letztens schon mal. Ich will hier jetzt gar nicht das Fass aufmachen, wer die „richtigeren“ Rezensionen schreibt, die „echten Kritiker“ oder die „Amateure“, ich will nicht mal diesen Gegensatz haben. Wir sind alle alt genug, um zu wissen, von wem wir uns ein Buch empfehlen lassen wollen. Und deshalb wieder: Liebe Buchblogger. Teilt euch mit. Macht etwas Eigenes aus euren Blogs. Zeigt, wer und wie ihr seid. Zeigt euren Leserinnen, warum sie sich auf eure Empfehlungen verlassen können und sollen.

Deshalb erklärt Rothfuss sanft, wie er sich den Aufbau einer Rezension so vorstellt: „Eine Rezension sollte mehr als ein kurzer Tipp oder die Wiedergabe des Klappentextes sein. Eine Inhaltsangabe (ggf. mit Warnhinweisen bei Spoilern), eigene Meinung/Fazit, Autoreninfos, bibliografische Angaben, Bilder, etc. runden eine schöne und interessante Rezension ab.“  Ich wäre an seiner Stelle noch weiter gegangen, aber das Wenige, was er schreibt, schien ja bereits zu verunsichern.

Ich möchte nun gerne wissen, was von Buchblogs, besonders im Bereich des Kriminalromans, erwartet wird. Was von ihnen zu erwarten ist. Und, liebe Buchblogger, verratet mir, warum ihr über Bücher, über Krimis bloggt, was ihr damit erreichen wollt. Lasst uns das alles mal sammeln. Ich bin gespannt.

Zoë Beck

Zoë Becks Homepage und Fanseite bei Facebook.

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