Geschrieben am 8. März 2014 von für Carlos, Crimemag

Carlos

carlos41

Es schmerzt ‒ das tut es immer, wenn Carlos sich um das Abendland sorgt, so wie nur er sich sorgen kann:

Es gilt Fragen zu stellen,

das lehrt uns die die abendländische Kultur: Ist Khedira rechtzeitig fit? Sind Eier gut oder schlecht fürs Blutfett? Ist Christus gen Himmel aufgefahren, und wenn ja, fliegt er noch? Ist Guido Westerwelle wirklich der bestgescheiterte Dummkopf der Republikgeschichte oder ist es eine Art Scharade, undurchdachte List, blöde Trollerei? Soll man die Sprachpflege reaktionären Besserwissern überlassen, zuvörderst der zum Oberlehrer verfrankensteinte Udo Jürgens Jünger, der da Bastian Sick heißt?

Beantworten wir die letzte zuerst: Soll man nicht.

1. Ab jetzt verboten:

„Supi!“ Weiberwort quer durch das zänkische Geschlecht, von der eiskalten, neoliberalen Arbeitsbiene und Mobbingwespe runter zur Containerschlampe – das Wort schmerzt einfach.
„Bitte haben Sie Verständnis!“ Diese Wendung hat ausgedient, und zwar sofort. Das heißt nämlich je nach Kontext: „Leck mich!“ ‒ „Kein Bock!“ ‘ „Mach du den Scheiß!“ ‒ „Arschloch!“
Im rasanten semantischen Verfall und daher quasi schon suizidiert: „Inklusion“, „Diversität“, „Evaluation“, tschüss!

1.1. Sonderfälle:

„Kompetenz“. Wer dieses schmierige Nomen noch einmal benutzt, soll in siedendem Pech eine letzte Läuterung erfahren.
„Medium“, vor allem im Plural: „Medien“. Gemeint sind nicht Wahrsagerinnen mit Birnenschnapsfahne, gemeint ist das, was in kompletter Verkommenheit seit 30 Jahren auch noch gerne mit dem Adjektivo ridiculoso „neue“ eine Dreckspatzerei sondersgleichen veranstaltet, heißt höchstens: „Bildschirm, ich schau drauf.“
„Herausforderung“. Hieß früher: „Problem“, „Not“, „Verzweiflung“. Strafe s. o. plus Sippenhaft.

Klopp Tattoo2. Ab jetzt mit größter Vorsicht zu gebrauchen:

„Leistung“ möge nicht mehr benutzt werden, wenn
a) „Ausbeutung“ (Arbeitswelt – Zeuge: Max Weber) oder
b) „Schwachsinnige Zeitvergeudung“ (sportliche Rekorde, Rusts Russlandflug, Guinessbuch)
gemeint sind.

„Philosophie“ im fußlümmelnden Umfeld darf es nicht geben. Klopp und Pep haben Autos, Kohle und Ahnung von Fußball, aber keine „Philosophie“.

Schier gehört es doch in die obere Kategorie, aber es mag ihn ja in entlegenen Gegenden noch geben, den alten Patriarchen, der in der Kirche heult, das Hausmädchen bürstet und die Alte haut, also „konservativ“ ist. Aber was bedeutet in der Breite der heutigen Armleuchter, die sich stolz und manierlich angezogen „konservativ“ nennen, eben dieses? Was ist denen am Erhalt von irgendwas gelegen?

  • Sie wollen was, was es seit 40 Jahren nicht mehr so oft gibt: gehorsame Weiber und Männer, die auch mal hinlangen. (Oh ja! Auch viele Evastöchter tuen mit!)
  • Sie wollen Protzbauten und scheißen auf Denkmalschutz.
  • Sie wollen eine neue Gesellschaftsordnung ohne das lästige soziale vorne an der alten Marktwirtschaft.
  • Sie wollen geliebt werden und hassen dürfen.
Hoelderlin_17923. Zeitweiliges verbales Individualverbot:

Henryk M. Broder darf einen Monat lang niemanden einen Antisemiten heißen. Sollte er das überleben, darf er wieder. L. Matthäus darf von Juni bis November gar nichts sagen, was ihn mit M. Matussek und – jawohl – Günther Jauch, dem alters- und hirnlosen Allesmoderator verbindet, denn auch diese beiden Tagdiebe mögen fristgleich das Maul halten.

Und also:

Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
Daß williger mein Herz, vom süßen
Spiele gesättiget, dann mir sterbe.
(Hölderlin)

Carlo Schäfer

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