
Ein Interview von Bodo V. Hechelhammer
Heidelinde Weis, 1940 im österreichischen Villach geboren, ist eine der bekanntesten Schauspielerinnen Deutschlands. Neben unzähligen Theaterstücken, Fernseh- und Filmrollen hat sie in Michael Pfleghars Serenade für zwei Spione aus dem Jahr 1965 die Rolle der mysteriösen Spionin namens Goldfasan gespielt. Für CulturMag hat sie sich an die damalige James-Bond-Persiflage zurückerinnert.
Bodo V. Hechelhammer: Michael Pfleghar soll extra für Sie eine Rolle ins Drehbuch geschrieben haben. Wie wurden Sie für diesen Spionagefilm gewonnen?
Heidelinde Weis: Die Zusammenarbeit mit Michael Pfleghar, auch für diesen Film, ist dadurch entstanden, da er mich mit Figuren besetzt hat, mit denen ich eigentlich nichts zu tun hatte. Ich drehte gerade Antigone als er auf mich zu kam und fragte, ob ich mit ihm einen Spionagefilm machen würde. Das alles war sehr kurzfristig. Ich weiß gar nicht, ob ich das Drehbuch vor dem ersten Drehtag überhaupt gesehen habe. Aber ich fühlte mich Michael Pfleghar sehr verbunden. Und wenn er der Meinung war, dass ich eine Rolle spielen kann, dann habe ich das gemacht. So bin ich schließlich auch zu Serenade für zwei Spione gekommen.

Frage: Die Entscheidung war einfach so, brauchte er viel Überzeugung oder wurde die Rolle sogar gut bezahlt?
Weis: Nein, die Produktion hatte kaum Geld. Wir haben alle für fast nichts gearbeitet, weil wir unbedingt mit Michael Pfleghar zusammenarbeiten wollten. Wir haben seine Ideen zum Film sehr gemocht.
Pfleghar hat mit Ihrer Besetzung als Spionin also etwas eher Unerwartetes beabsichtigt?
Weis: Ich bin mir sicher, die Produktion wollte ursprünglich viel lieber eine kleine Sexbombe haben. Doch Pfleghar versah die Rolle vielmehr mit einer gewissen ironischen Distanz. Eine Sexbombe konnte er aus mir nicht machen, dafür konnte ich ein cleveres Mädchen spielen, die wusste, was zu tun ist. Ohne dabei große Seelenqualen zu erleiden. Aber meine Rolle war am Ende nicht so bedeutend, ein schöner kleiner Farbtupfer des Films.

In den sechziger Jahren entstanden zahlreiche Spionagefilme, die alle mehr oder weniger James Bond nacheifern wollten. Serenade für zwei Spione unterscheidet sich davon.
Der Film ist eine Persiflage und sollte auch nichts anderes sein. Michael Pfleghar wollte den Film ursprünglich sogar 00SEX taufen, was ich recht lustig fand. Warum dieser Titel nicht genommen wurde, weiß ich nicht. Das der Film am Ende Serenade für zwei Spione heißt, habe ich erst am Ende bei der Synchronisation erfahren.
Michael Pfleghar war für seine Kreativität bekannt, ebenso für sein manchmal unorthodoxe Herangehensweise. Wie verliefen die Dreharbeiten zu Serenade für zwei Spione?
Zu Beginn war es eine Katastrophe. Wir hatten den ersten Drehtag im Februar 1965 in Spanien. Dort blieben wir aber nur knapp zehn Tage, weil im Grunde alles schief ging, angefangen damit, dass gar keine Drehgenehmigungen vorlagen. Ich weiß gar nicht, ob der Film überhaupt durchgeplant war. Wir haben nur zwei bis drei Szenen in Marbella gedreht, dann wurde abgebrochen und wir sind wieder zurück nach München gereist.

Ende März ging es dann nach San Francisco. Es war ein sehr langer Flug mit Zwischenlandungen in Amsterdam und New York. In San Francisco hatte ich meinen ersten Dreh bereits einen Tag nach Ankunft. Es waren Aufnahme im Außenlift des Fairmont-Hotels. Dieser war vollständig aus Glas und fuhr ganz nach oben. Dieser Blick über die Stadt und die Bucht, ich war zum ersten Mal in San Francisco, bleibt mir unvergesslich. Auch in den USA wurde, wie bei Die Tote von Beverly Hills, für die Drehaufnahmen nichts abgesperrt. Die Idee, was als nächstes gedreht werden sollte, kam Pfleghar manchmal erst beim Drehen selbst. Die Drehorte waren, mehr oder weniger, von einem Tag zum anderen geplant.

Gab es denn auch Momente, an die Sie mit Schaudern zurückdenken?
Mit Schaudern denke ich an meine Flugszene in Nevada zurück. Eines Tages kam Pfleghar mit der Idee zu mir, da die Wüste in Nevada so bretthart ist, könne man wunderbar mit einem Flugzeug landen. Er hat mich einfach in diese kleine Sportmaschine gesetzt und gesagt: Du fliegst jetzt die Maschine. Flieg. Aber was sollte ich denn fliegen, ich hatte noch nicht einmal einen Führerschein. Daher wurde direkt neben mir auf dem Boden des Flugzeugs ein Pilot gelegt, der für mich gesteuert hat. Ich habe so getan, als würde ich selbst starten und fliegen. Tatsächlich wurde die Filmszene ohne Schnitt gedreht und wie ich von oben aus der Luft wieder heruntergekommen bin, kann ich heute gar nicht mehr sagen. Ich weiß nur, an diesem Tag hatte ich alle meine Sünden abgebüßt. Ich hatte so panische Angst. Es war furchtbar. Der Pfleghar hat mit uns immer so etwas gemacht und uns einfach in die nächste Szene hineingeworfen.

Also ist Serenade für zwei Spione für Sie ein besonderer Film, mit besonderen Erinnerungen. Macht es Sie nicht traurig, dass er so wenig Beachtung fand?
Ja, ich finde es ist sehr schade, dass die Filme von Michael Pfleghar so wenig beachtet wurden. Er war seiner Zeit weit voraus, heute würde man ihn wahrscheinlich auf Händen tragen. In Deutschland konnte man einfach nicht mit der kreativen Art und Weise seiner Arbeit umgehen.
Das Interview mit Heideline Weis wurde am 13. März 2021 telefonisch geführt.
Empfohlene Zitierweise:
Bodo V. Hechelhammer: Auf ein paar Worte mit … Heidelinde Weis, in: CulturMag/CrimeMag 4 (2021), 1.4.2021.
Online-Ausgabe: http://www.culturmag.de/category/crimemag.