Wozu dichten Tag

Yo tengo tantos hermanos Que no los puedo contar …. So viel Brüder hab ichDass ich sie nicht zählen kann(Atahualpa Yupanqui, Los Hermanos) In diesem Essay möchte ich zwei meiner Dichter-Brüder vorstellen, die mir begegneten, als ich unterwegs war mit der Sprache: den jüdischen Dichter Paul Celan (1920–1970) und den argentinischen Dichter und Sänger Atahualpa Yupanqui (1908–1992) mit seinem berühmten Lied „Los Hermanos“ (Die Brüder). Ich nenne sie Brüder und meine Brüder, weil sie in einer ähnlichen Landschaft mit der Sprache unterwegs zu sein scheinen wie ich selbst. Diese Landschaft möchte ich nun,Read More
Wozu dichten (10): Markus Pohlmeyer über Sulpicia – eine freche römische Dichterin Sulpicia ist die einzige römische Dichterin (… augusteische Zeit), die uns überliefert wurde. Und ‚Sulpicia‘ nenne ich die Stimme ihrer Gedichte. Und die Stadt: das kann nur Rom sein. Und jetzt, liebe Leserin, lieber Leser, lesen Sie vielleicht doch zuerst die Gedichte. Und dann dies: In meiner freieren Übersetzung – die zwischen antik und (post)modern hin und her pendelt und taumelt, einiges übertreibt, hier und da entfaltet, etwas auslässt – habe ich die (tradierte) Reihenfolge der Gedichte um einesRead More

Posted On Dezember 1, 2022By Markus PohlmeyerIn Crimemag, CrimeMag Dezember 2022

Pohlmeyer: Wozu dichten? (8) – Vergil

Das beste Gedicht des besten Dichters Für Elin, eine begeisterte Imkerin I Bienen Vergil (70 – 19 v. Chr.) begegnete mir zum ersten Mal in der Oberstufe – und zwar mit dem ersten der Hirtengedichte(Eclogae/Bucolica), die Wilfried Stroh auch „‘Cowboy-lieder‘“[1] nennt. In der Welt des Kleinsten und der Kleinen entfalten sich Seelenlandschaften und geradezu kosmische Dimensionen. Schafe und Schäfer, unerreichte Geliebte, Bienen, Sterne und Pflanzen, wohin das dichterische Auge reicht. Klein und scheinbar nebensächlich, am Wegesrand, auf dem Feld, jenseits der großen Städte, Helden, Taten: angemessen für Apoll und Musen? Hier dieRead More
Pasolini: der letzte Intellektuelle Pier Paolo Pasolini wurde am 5. März 1922 in Bologna geboren. Zwischen diesem Tag und heute ist nunmehr ein Jahrhundert vergangen. Am 2. November 1975 wurde er am Strand von Lidio di Ostia ermordet. Es war ein kurzes, aber außerordentlich intensives Leben. Dichter, Schriftsteller, Regisseur, Dramatiker, Maler. In seinem schlanken Körper haben sich verschieden Kunstsprachen verabredet, um einem Lebenswerk Gestalt zu geben, das im Wesentlichen unvollendet geblieben ist. Und genau darin liegt seine Stärke: aber das ist, was seine Werke – anachronistisch – für uns heute nochRead More
Gedichte als Beschwörungen – Der Lyriker Wolfdietrich Schnurre Wolfdietrich Schnurre, Jahrgang 1920. Wer ihn noch kennt, denkt wahrscheinlich an den Humoristen, der vom Berlin seiner Kindheit erzählte: Als Vaters Bart noch rot war ist sein bekanntestes Buch, bekannt vor allem deshalb, weil manche Erzählungen daraus in Lesebüchern zu finden sind. Mit seinem auf Heiteres verweisenden Namen spielte Schnurre selbst: Weihnachts-Schnurren, Schnurre heiter heißen Bücher von ihm. Aber er hat eine ernste Seite. Seine Hauptwerke, die Aufzeichnungen Der Schattenfotograf (1978), der Roman Ein Unglücksfall (1981) und Erzählungen wie Das Begräbnis, Das Manöver, Steppenkopp und viele andere, sind dieser Seite zuzurechnen. BegleitendRead More