Ute Cohen Tag

Der Mörder auf deiner Couch Da hat sie aber Glück gehabt, die Journalistin Susa, die, ehemals alleinerziehend, mit ihren drei Schulkindern in einem Bungalow in Berlin Grunewald lebt. Hat sie doch einen neuen Lover, Valverde, der sich nicht nur rührend um die Kleinen kümmert, ihnen selbst gemachte Tomatensauce zu den Spaghetti serviert, allerhand am Haus repariert und den Garten macht. Ganz verliebt turteln Susa und Valverde abends auf dem Sofa, sie ist fürs Geistige zuständig, er für den lästigen Alltagskram, den er seinem Herzgold gerne abnimmt, und der Sex scheint auch zu stimmen. Darüber hinausRead More
Das Leiden als Kategorialanalyse von Weiblichkeit Von Emile Zolas Geld (1891) zu Michel Houellebecqs Unterwerfung (2015) – kaum schmaler ist die literarische Bandbreite, die Ute Cohen in ihrem Roman Poor Dogs absteckt. Doch während Zolas 20-bändiger Zyklus um die Großfamilie der Rougon-Macquarts (Die Natur- und Sozialgeschichte einer Familie im 2. Kaiserreich [1852-70]) heute kaum noch bekannt ist, geschweige denn gelesen wird, tobt ein Houellebecq mit jedem neuen Roman als irrlichternder Poltergeist durch die kulturelle Asservatenkammer seiner Heimat. Kein Sanktuarium von douce France bleibt unbefleckt. Wie Gustave Courbets üppige Nackte (Gemälde L’Origine du monde, 1866) öffnet die Grande Nation weit ihre Schenkel, Houellebecq ihre tiefsten GeheimnisseRead More
Alan Carter: Some Vampire-Hunting … So here we are at the end of another year and, as much as we might wish it away, the pandemic remains a big part of our lives. But at least the year started well with the removal of the Trump virus although I suspect that he too remains ready to break out again. The rise of aggressive wilful fuckwittery on the part of anti-vaxxer conspiracist nutjobs continues to perturb. Tasmania has fared pretty well over that time, our little island state has used itsRead More
Was kann Literatur? Sommer, Sonne, Eis am Stiel. Der Geruch des gechlorten Wassers. Dazu läuft der Soundtrack der siebziger Jahre. So könnte es gewesen sein. Doch so war es nicht. Als die elfjährige Marie im Freibad die Schwestern Sabine und Nicole kennenlernt, ist sie ein einsames Kind, das seine Umwelt genau beobachtet. Und von einer Schüchternheit, die leicht mürrisch wirkt. Auf Sabines begeisterte Ankündigung, sie würden sicherlich in dieselbe Klasse gehen, reagiert sie „abwesend“. Doch dann hält ein weißes Mercedes Cabrio am Straßenrand, dessen Besitzer kurz darauf „verwegen“ vor ihrRead More
Liza Cody (e) –Ute Cohen –Garry Disher (e) –Anita Djafari –Danny Dziuk – Liza Cody This has been a very strange year. Freedom ended suddenly in March, and my last proper outing was to the theatre to see The Red Shoes – the ballet directed and choreographed by Matthew Bourne. It was such a raunchy, vibrant production that it sustained me for a while.        I was, at the time, finishing a sort of suspense/possibly supernatural piece of work, (not like me at all) so my reading included the classicsRead More
Lockruf des Geldes Nach einem System, das ursprünglich von der Boston Consulting Group entwickelt wurde, sprechen Unternehmensberater gern von Question Marks, Stars, Cash Cows und Poor Dogs. Letztere haben im Portfolio von Unternehmen die schlechtesten Aussichten auf Erfolg und sollten möglichst abgestoßen werden. Das sind die einen, um die es in diesem fulminanten Roman von Ute Cohen geht. Dann gibt es den armen Labradoodle Soros. Schließlich ist der ganze Roman von armen Hunden bevölkert, denn glücklich ist auf diesen zweihundertvierzig Seiten trotz Bling-Bling keiner. Knapper als mit diesem Titel kannRead More

Posted On Mai 10, 2020By Ute CohenIn Allgemein, Litmag, SHUT DOWN 2020

Ute Cohen: Fibra

Culturmag Special SHUT DOWN 2020 FIBRA Fibra – Vornamen-Ranking 2021, Top 3. Verewigte Durchwucherung. Rosa Lungenbläschen transformiert in futuristische Haptik. Die Rückkehr der Schönheit als Coping-Strategie in pathologischen Zeiten. Eine Absage an Effizienz, ans ewige Streben nach Selbstoptimierung. Eingeständnis der Versehrtheit. Schneller, höher, weiter – STOP! Metamorphosen der Zerstreuung. Spieglein, Spieglein … Kein Filter für Selfies. Kiefernnadeln, Fasern, Parasiten, Viren, wandlungsfähig. Sie schleichen sich ein in diesen nach Ewigkeit dürstenden Körper, der sich nicht mehr selbst erhalten will. Efeu rankt um dein Haupt, Dornenkronen auf dem Friedhof in der Stille.Read More
BLEIB! Gespeicherte Nachrichten. 2015. Kurzatmig klingt er. Die Koronargefäße sind entzündet, der Herzmuskel nur mehr ein Lappen, ausgelaugt vom Kampf. Gereiztheit und Dringlichkeit seiner Stimme ermatten. Ein melancholischer Unterton schleicht sich in jeden einzelnen Satz. Klick. Wenige Tage später ist er tot. Es sind die Töne des Todes, die mich martern. Corona. Ein Porträt über einen Comiczeichner, eine Rezension, zwei Artikel, ein Auftrag, der mit all dem nichts zu tun hat. Ich blicke hinüber zu den Nachbarn. Ein enormer Kran ragt aus einer Baugrube heraus. Arbeiter rufen einander Befehle zu.Read More
Die Stunde des Scharlatans Man könnte es auch „Die Farben der Gewalt“ nennen, Daniel-Pascal Zorns Buch „Das Geheimnis der Gewalt“ Es ist die philosophische Version von Guillaume Apollinaires Gedicht „Désir“: „Nuit violente et violette et sombre et pleine d’or par moments Nuits des hommes seulement“ (Gewaltsame Nacht, violett und dunkel, gülden auch in manchem Augenblick/die Nacht des Menschen nur). Zorn, Philosoph und Logiker, der gestrenge Facebook-Meister, der nicht selten dem ein oder anderen gedankliche Unzulänglichkeiten bewusst macht, erweist sich in diesem bei Klett-Cotta erschienenen Band als brillanter Essayist, der demRead More
Bücher kurz serviert Kurzbesprechungen von fiction – Unsere Rubrik „non fiction, kurz“ fällt diesmal aus. Hier Joachim Feldmann (JF), Ulrich Noller (UN), und Thomas Wörtche (TW) über: Thomas Christos: 1965 –Der erste Fall für Thomas Engel Ute Cohen: Poor Dogs Peter Henning: Die Tote von San Andreu Cai Jun: Rachegeist Michael Koryta: Die mir den Tod wünschen Dirk Kurbjuweit: Haarmann Mercedes Rosende: Falsche Ursula Wallace Stroby: Zum Greifen nah Jan Costin Wagner: Sommer bei Nacht __________________________________________________________________ Spannend & putzig (JF) Einen Schnellkursus in deutscher Nachkriegsgeschichte offeriert der unter dem Pseudonym ThomasRead More
Ute Cohen –Claudia Denker –Garry Disher –Anita Djafari –Joachim Feldmann –Michael Friederici – Ute Cohen Irrungen, Wirrungen, Soupçon-Natur – Dieses unbegreifliche Jahr 2019, in dem sich Theodor Fontanes Geburtstag zum 200. Mal jährt, mutet auch für mich fontanisch an. Mit Verve und Mut beschreitet man Wege und sieht sich doch immer wieder mit einem Dickicht an Vorurteilen, Ideologien, Neid und Dummheit konfrontiert. Man möchte sich zurückziehen wie dieser süße kleine Wombat aus einem Kinderbuch, das ich meinem Sohn einmal geschenkt habe: Bei einem Buschbrand in Australien irren die Tiere umher, fliehen inRead More
Ute Cohen und Werner Fuld sehen das neue Buch von Simone Buchholz ganz gegensätzlich Ziemlich tricky „Alligatoren jagen in New Yorker U-Bahn-Schächten, das ist mein Plan!“ „Alligatoren, aber …“ „Laber nicht, willst du oder willst du nicht? Gib mal die Bong rüber!“ „Quatsch mich nicht so blöd an, Alter, schon mal was von Frauenbewegung gehört?“ „Na klar, Frauenbewegung ja, aber schön rhythmisch muss sie sein.“ (Gegacker) „Sag mal, ist das ‚Schwarzer Afghane‘?“ (nickt dreimal im Zeitlupentempo). „Oh, nee, hallo, kann mal jemand den Hippie-Scheiß abstellen? ‚Hotel California‘! Ich fass esRead More
  Alan Carter Andrew Cartmel Liza Cody Ute Cohen Claudia Denker Alan Carter 2017 had been a dramatic enough year (see last year’s round-up) and I had been anticipating (or hoping for) a quieter 2018. Not to be. With my wife’s broken leg and foot gradually on the mend we looked forward to another year (at least) of life on our remote farm up a dead end valley on New Zealand’s South Island and to the release of my next Cato Kwong thriller – Heaven Sent. Then change came knocking.Read More
„Der Postbote klingelt immer zweimal“ Ute Cohen, Katja Bohnet, Joachim Feldmann und Marcus Müntefering über den Roman von James M. Cain aus dem Jahr 1934 James M. Cain: Der Postbote klingelt immer zweimal (The Postman Always Rings Twice, 1934). Aus dem amerikanischen Englisch und mit einem Nachwort von Alex Capus. Kampa Verlag, Zürich 2018. Hardcover, 190 Seiten, 20 Euro. Verlagsinformationen. Ute Cohen: Fallen Angels „Also sind wir quitt, richtig?“ Cains Buch ist eine Bilanz, mit scharfem Strich gezogen, mit einer spitzen Feder, die dem Leser das weichgespülte Romantikerherz durchbohrt. Geld istRead More
Subutex und Millenial im Paradise Lost von Ute Cohen Dritter Band. Er stirbt. Mit Vernon Subutex’ Tod versiegt auch jede Hoffnung auf Versöhnung in einer Gesellschaft, in der kein Mensch Kontrolle über sein Leben hat, einer Gesellschaft, in der jeder auf seine Weise trügerischen Hoffnungen erliegt, einer Gesellschaft, in der das Paradies längst verloren ist. Dass der esoterische Klang des zweiten Bandes von Virginie Despentes Trilogie in einer bombastischen Endzeitvision enden würde, wird wohl kaum jemanden verwundern. You want it darker? Despentes killt die letzte Flamme oxytocinverzückter Jünger, lässt dasRead More

Posted On Juni 3, 2018By Ute CohenIn Litmag, News, TABUMAG

Ute Cohen: Editorial TABU-Mag

Wollt ihr das totale Tabu? Ende der Achtziger: Das Tabu befindet sich im gesellschaftlichen Niedergang. Seit Jahrzehnten siecht es vor sich hin. Nach dem Einzug des Rock’n’Roll in Europa versetzten ihm die Achtundsechziger endgültigen einen Nackenschlag. Es folgte ein Abgesang auf Ordnung und Regelwerk. Punk und Postpunk versetzten der Zukunft einen Tritt in den Hintern. Fortan vegetierte das Tabu nur noch als Spiel vor sich hin. Bei Spieleabenden vergnügten sich die Prä-Millenials en privé mit der Erklärung von Tabubegriffen wie „Eisbär“. Ein Zähl- und ein Quietschmeister wachten gestreng über dieRead More
Alan Carter Andrew Cartmel Liza Cody Ute Cohen Jacqueline Delaye Claudia Denker Alan Carter 2017 has been a very up and down year, literally. It started on our farm at the top of New Zealand’s South Island with my wife, Kath, being knocked off a ladder by a rogue falling tree and being choppered out to Nelson Hospital over the hills and far away. Result, a multitude of fractures in foot and leg and the first four months of 2017 in recuperation with our son and his family in Adelaide.Read More
Ute Cohen und Joachim Feldmann haben sich unabhängig voneinander diesen Roman angesehen und sind beide sehr angetan. Die goldenen Zwanziger … Von Ute Cohen Ein jüdischer Bankier, der sich bei seiner Walküren-Geliebten mit Schweinswürsten überfrisst, der aufgespießte Rotschopf einer polnischen Kostümbildnerin und ein weißer Porzellanaffe – Kerstin Ehmers historischer Krimi Der weiße Affe spielt im Berlin der 20er-Jahre, einem Moloch, der an Maupassants Paris und David-Lynch-Grotesken erinnert.  Der Plot erscheint zunächst simpel: Der Bankier Eduard Fromm wird ermordet im Treppenhaus seiner Geliebten aufgefunden. Der junge, aus der Provinz stammende Kommissar Ariel SpiroRead More

Posted On August 1, 2017By Ute CohenIn Litmag, News, SEXMAG, Specials

SEXMAG: Editorial von Ute Cohen

Editorial SEXMAG Adieu ANIMAL TRISTE – Let’s write about sex! Wer sich gerade gelangweilt auf dem Strandlaken wälzt und Däumchen dreht, aufgepasst! Hier geht’s um S.E.X., ein Thema, das die Welt mindestens so sehr bewegt wie L.O.V.E und inzwischen so omnipräsent zu sein scheint, dass es schon wieder auf den Schwarzlisten der Meinungs- und Schreibpolizei steht. Sobald ein Text in den Ruch der Pornographie gerät, wird er mit Bannsprüchen belegt und naserümpfend von der Kritik ignoriert. Deutschland ist ein prüdes Pflaster. Im Gegensatz zu unseren gallischen Nachbarn gibt es hierzulandeRead More
Reise-Klassiker: Miniaturen Back to the Roots! Neun Miniaturen befassen sich mit den Klassikern der Reise-Literatur – Von Seneca über de Sade in Italien bis zur chinesischen Reise von Christian Y. Schmidt, von Kerouac auf der Straße, und Charles Willeford als Hobo auf den Schienen über O’Brian auf dem Meer bis Carl Hoffmann überall. Auch der weitgereisteste unter den Reise-Autoren ist dabei, ein Mann, der in der Mitte seines Lebens sich im Wald verirrte und in der Hölle landete… Go, Dante! Jack Kerouac: „On the Road“ (Erstveröffentlichung: 1957) Was Unterwegssein mit SexRead More

Posted On März 15, 2017By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Ute Cohen: Satans Spielfeld

No way out? Ein zwölfjähriges Mädchen und ein reicher Bauunternehmer. Das hört sich nach „Lolita“ revisited an. Aber Ute Cohens Psychothriller „Satans Spielfeld“ verlässt konventionelle Pfade und entwirft ein eigenes, sehr bedrückendes Universum. Thomas Wörtche ist beeindruckt. Vielleicht tut man Ute Cohens Roman-Debut „Satans Spielfeld“ gar keinen Gefallen, wenn man ihn, was auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen mag, als inverse Version von Vladimir Nabokovs „Lolita“ liest. Invers in dem Sinn, dass die Perspektive gedreht ist. Bei Cohen spricht kein Humbert Humbert, sondern die auktorial/personale Erzählhaltung wird von Marie dominiert.Read More

Posted On Dezember 24, 2016By Die RedaktionIn Highlights 2016

CulturMag-Jahreshighlights 2016, Teil 1 (A-C)

Liebe Leserinnen und Leser von CulturMag, kurz vor den Feiertagen präsentieren wir Ihnen auch in diesem Jahr wieder unseren großen Jahresrückblick. Dieses Mal in acht Teilen – chaotisch, unterhaltsam, kenntnisreich – die Tops & Flops von LitMag, MusikMag & CrimeMag, wie unsere Autorinnen und Autoren das Jahr 2016 sahen: Bücher, Filme, Musik, TV, Kino, Alltag und Wahnsinn … ungeordnet & unabhängig. Feiern Sie schön, erholen Sie sich ein bisschen & rutschen Sie gut ins neue Jahr! Herzlich, Ihre Zoë Beck, Jan Karsten, Anne Kuhlmeyer, Tina Manske, Alf Mayer, Thomas Wörtche &Read More