„Fuck. This. Shit.“ Britta Tekotte zeigt uns, wie in der aktuellen substanziellen Serie „The End of the f***ing World“ der ungewöhnlichste Road Trip zur Emanzipation der jugendlichen Reisenden führt. Was ziemlich drastisch beginnt, wird zu einem nicht weniger unterhaltsamen Roadmovie und einer powerful-sweeten High-School Dramedy. Er, James, 17 Jahre alt, High-School-Außenseiter, sucht ein Opfer zum Töten. Sie, Alyssa, 17 Jahre alt, High-School-Neuling, sucht ein ‚Opfer’ zum Lieben. Das Motto ‚Gegensätze ziehen sich an’ ist hier zunächst eher für die Zuschauer*innen interessant: zwei Figuren, die extrem gegensätzlich sind und sehr Gegensätzliches
Read More Lehranstalt des Empfindens Alf Mayer ist angerührt von der isländischen Fernsehserie „Trapped“. Bei aller Bilderflut ist weithin verloren gegangen und mehr als selten geworden, was einen früher über Jahre und Jahrzehnte immer mal wieder an einen bestimmten Film denken ließ, was sich derart in der Erinnerung einzunisten vermochte, dass es Teil wurde von einem selbst – eine Filmszene, ein Filmmoment quasi als „Wort“ oder Begriff des eigenen Gefühlshaushalts. Ein höchst individueller Vorgang, gewiss, aber ausgelöst durch die Begegnung mit etwas ungeheuer Universellem. In unserer rasanten Medienbilderwelt ist so etwas
Read More Breiteste Breitwand für eine Serie – von Alf Mayer Ein Buch ist keine TV-Serie, aber noch keines ist diesem Medium so nahe gekommen, wie das neueste monumentale Werk aus dem Hause Taschen, das am 23. Februar 2017 im Beverly Hills Store seine Hollywood-Premiere feiert. „Mad Men – The Book“ setzt seinen Gegenstand schon gleich quasi demonstrativ ins „richtige“ Format. Nämlich Breitwand. Nicht das Format des Fernsehens, sondern das des Kinos, Ultra Panavision 70 sozusagen. 1:2,76 statt 4:3. Die beiden Bände kommen in einem stabilen Schuber, das müssen sie auch, denn
Read More Zwei wie Pech und Schwefel Zu der bei amazonPrime zu sehenden Sundance-TV-Serie „Hap and Leonard“ nach Joe R. Lansdale. Von Alexander Roth Texas in den 80ern: Hap und Leonard sitzen auf der Veranda und verzweifeln so vor sich hin, als sie das charakteristische Knirschen hören, das entsteht, wenn Autoreifen auf Schotter treffen. Der weiße, heterosexuelle Kriegsdienstverweigerer und der schwarze, homosexuelle Vietnam-Veteran haben gerade ihren Rosenpflücker-Job an ein paar billige Arbeitskräfte aus Mexiko verloren, und sehen sich nun jeder für sich einem großen Schuldenberg gegenüber. Ein Problem, bei dem Trudy, die
Read More Definitiv in die Flop-Kategorie Anna Veronica Wutschel über die TV-Serie “Candice Renoir”. La Vie est Belle ! Der Franzose – correspondant au cliché -, weiß mit der entspannten Laisser-Faire-Attitüde das Leben zu genießen. Und so wird auch gern das französische Kino betrachtet: Leichtfüßig kommt es daher, zuweilen schweigsam, zuweilen etwas verschwatzt, selten ohne intellektuelles Herzstück, dem die Franzosen jedoch statt mit bildungsphilistrischer Schwere das Geistreiche mit lockerer Gelassenheit abgewinnen können. Das muss nicht jeder goutieren, diesbezüglich gibt es unzählige Ausnahmen, und generell sollte niemals etwas Komplexes undifferenziert miteinander gleichgesetzt werden.
Read More Das normale Leben als Ausnahmezustand Anna Veronica Wutschel über die famose Crime-Serie „Happy Valley“. Fiktion, gute Fiktion, erfasst Realität in all ihrer Vielfachdimensionalität, navigiert sich durch verschiedene Perspektiven und enthüllt Wahrheiten, die nicht als kohärentes Bild erscheinen müssen, um ein Ganzes zu erfassen. Fiktion trifft vielleicht dann am ehesten auf Realität, wenn sie das Offensichtliche ebenso ernst nimmt wie uminterpretiert, die Kausalprinzipien ebenso anerkennt wie unterläuft, so dass Bedeutungszuschreibungen letztlich immer fragwürdig erscheinen. Die Autorin Sally Wainwright, die u. a. durch die Serie “Scott und Bailey” auch hierzulande bekannt ist,
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