True Crime Tag

Posted On September 1, 2023By Thomas WoertcheIn Crimemag, CrimeMag September 2023, News

TW: Der Quellcode für „True Crime“

„Diese Sendung ist kein Spiel: Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann“, so heißt der Film von Regina Schilling, der neulich für große Aufmerksamkeit sorgte. Schilling seziert in diesem brillanten Film-Essay die psychosozialen Befindlichkeiten Westdeutschlands, Österreichs und der Schweiz vor allem in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren. Mediengeschichte als Mentalitätsgeschichte also, Bilder als semantisches Material, mit denen eine Gesellschaft über sich selbst verhandelt. Tatsächlich war „Aktenzeichen XY ungelöst“ ein Dauerbrenner in deutsch-schweizer-österreichischen Wohnzimmern. Ich war bei Sendestart 1967 dreizehn Jahre alt, musste also nicht heimlich schauen. Wenn meine Eltern zugesehen haben, habenRead More
Im Gespräch mit Thomas Wörtche blickt Sonja Hartl in ihrem Podcast auf das Krimi-Jahr 2022. Welche Trends und Entwicklungen gibt es? Was bleibt (hoffentlich)? Und was kann weg? Anhören lässt sich die Folge unter diesem Link, bei Apple Podcasts, Spotify und allen gängigen Podcatchern.Read More
Georges Perec und das Gift des Originals In dieser Zeit, in der „True-Crime-Formate“ als Podcast, als Buch, als Zeitschrift oder als TV-Serie populär sind, als sei das dort Erzählte wahrer als das, was einem fiktionale Erzählungen als Wirklichkeit vorstellen, geriet der Leser bei einer Suche auf Lesespuren der Recherche von Marcel Proust zufällig auf einen kleinen Text von Georges Perec, der einst – wie das Nachwort von Jürgen Ritte besagt – als Gabe des Verlags Hachette zum Jahreswechsel 1979 an dessen Freunde versandt wurde. Er heißt: „Die Winterreise“.  Seine Erzählung beginnt im Sommer 1939, als einRead More
Meilenstein Alf Mayer über ein Sachbuch, das True Crime neu definiert Dieses Buch leg die Axt an unser Selbstverständnis vom Umgang mit Kriminalgeschichten, an unser Verständnis von Recht und Ordnung, Recht und Unrecht, Gut und Böse. Es erschüttert, was immer wir uns als eigene Perspektive darauf angeeignet und angewöhnt haben und was unser Interesse an solchen Geschichten ausmacht. Es ist ein Buch, das zwischen Sachbuch und Roman oszilliert. Der Verlag – sehr verdienstvoll und immer mehr ein wichtiger Player: ars vivendi aus dem fränkischen Cadolzburg – nennt es „Ein autobiografischerRead More
„Vielleicht ist die Scham, die ich empfinde, eine Stellvertreter-Scham, von der ich meine, irgendwer müsse sie doch schließlich empfinden.“ Über Verbrechen schreiben Im Jahr 1969 wurde Jane Mixer im Alter von 23 Jahren ermordet. Offiziell galt der Fall als ungelöst, allerdings wurde vermutet, dass sie Opfer des sogenannten Michigan Murderer John Norman Chapman geworden ist. Sie ist die Tante der Autorin Maggie Nelson, die Anfang 2000 angefangen hat, zu diesem Fall zu recherchieren und den Gedichtband „Jane: A Murder“ geschrieben, der 2005 veröffentlicht wurde. Anfang November 2004 rief ein DetectiveRead More
Dies Haus des Kummers Helen Garner macht in ihrem Gerichtsroman „Drei Söhne“ ihre Leser zu Angehörigen einer von Trauer geschlagenen Familie. Eine Kurzrezension von Alf Mayer – und dann Helen Garner selbst in einem Textauszug. „Ich sah es in den Nachrichten. Nacht. Gebüsch. Wasser, verschwommene Lichter, ein Hubschrauber. Männer mit Warnwesten und Schutzhelmen. Hier war etwas Schlimmes passiert. Etwas Fürchterliches: Lieber Gott, lass es einen Unfall gewesen sein.“ Das notiert die Australierin Helen Garner auf Seite zwei ihres True-Crime-Buches „Drei Söhne“ (This House of Grief), einem Meilenstein des Genres. EinRead More
Verrückt? Oder nicht? Von Anne Kuhlmeyer Es gab ihn wirklich. Heinrich Pommerenke terrorisierte die Menschen 1959 im Schwarzwald mit einer Verbrechensserie. Als man ihm 1960 den Prozess machte, hatte er sich, gerade zweiundzwanzigjährig, fünfundsechzig Delikte – vier Morde, zahlreiche Vergewaltigungen, Körperverletzungen, Raubüberfälle, Einbrüche – zu Schulden kommen lassen. Die junge Journalistin Billie besucht ihn Jahrzehnte später in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal, um ein Buch über ihn zu schreiben. Vielleicht ist es die Faszination des Bösen, die sie antreibt, aber auf jeden Fall ist es ihre unsichere ökonomische Lage. Sie jobbt hier undRead More
Noch´n Süppchen? von Thomas Wörtche Manche Bücher scheinen verschwunden und tauchen plötzlich wieder auf. Gut so. Die AvivA-Verlegerin Britta Jürgs drückte mir netterweise neulich ein kleines True-Crime-Juwel aus der Frühphase ihres Verlages einfach so in die Hand, das immer noch sofort lieferbar ist – neee, nicht BOD, sondern schön gesetzt und gebunden. Brigitte Luciani rekonstruiert darin die Karriere und das Ende der Giftmörderin de Brinvilliers, die im Paris des 17. Jahrhunderts eine Cause élèbre war. Sie regelte geschickt und effektiv die Erbfolge (günstig: Suppen und Pasteten), weil sie dringend GeldRead More