Bücher kurz serviert Kurzbesprechungen von fiction und non fiction. Joachim Feldmann (JF), Alf Mayer (AM), Frank Rumpel (rum), Iris Tscharf (IT) und Thomas Wörtche (TW) zu: Theodor Fontane, Birgit Weyhe: Unterm BirnbaumCaryl Férey: Die GewissenlosenMatthias Gnem: SalzhungerBear Grylls: Burning Angels – Jagd durch die WildnisFlorian Harms: VersuchungJung-Hyuk Kim: Dein Schatten ist ein MontagTea Krulos: Apocalypse Any Day NowJörg Maurer: Am Tatort bleibt man ungern liegenMike Nicol: SleeperKurt Palm: MonsterGeorges Simenon: Maigret im Haus der Unruhe Alle Qualitäten bereits da (TW) Im Zuge der großen, neuen Maigret-Ausgabe bei Kampa gibt es jetzt als deutsche
Read More Journalist, Kritiker und Romancier „Diese unmoderne Persönlichkeit mit unglaublich modernen Ansichten“ (Alfred Kerr) Selten gab es so ein literarisches Allround-Talent wie Theodor Fontane: Schon als junger Apotheker schrieb er Gedichte und Balladen, wechselte dann als Quereinsteiger zum Journalismus, machte während des Krim-Krieges 1855 PR in London für die preußische „Centralstelle für Preßangelegenheiten“, schrieb für die Berliner „Kreuz“-Zeitung und die „Vossische Zeitung“ Feuilletons und Theaterkritiken, bis er sich dann „im zarten Alter von sechzig Jahren entschloß, ein naturalistischer Dichter zu werden und mit „Irrungen, Wirrungen“ flugs den besten Berliner Roman schrieb“ (Alfred Kerr). Welche
Read More Fontanes Bauchladen mit angeschlossener Roman- und Reportage-Manufaktur Unser Beitrag zu 200 Jahre Theodor Fontane (Teil 1) Zum Fontane-Jahr, in dem wir nun den 200. Geburtstag (am 30. 12.) des milden Dialektikers feiern, sind gleich vier Biographien über den Balladendichter, Brandenburg- Wanderer, Theaterkritiker, Zeitungsreporter und Romancier erschienen. Abgesehen davon gibt es bis zum Jahresende Dutzende von Ausstellungen, Diskussionen und Spezialveranstaltungen im Rahmen der FONTANE 200-Aktivitäten (vgl. www.Fontane-200.de). Die altbekannte Frage nach der passenden Schublade für diesen eigenwilligen, so vielseitigen Autoren, die sich Kritiker schon seit seinem 100. Geburtstag stellten, geistert nun auch wieder durch die
Read More Ein Essay von Markus Pohlmeyer. Wir sind beim Lesen bisweilen auch wie Spaziergänger: manchmal das Ziel vor Augen, lassen wir uns hin und wieder von den kleinen Schätzen am Wegesrand oder auch von Kuriositäten und Details ablenken. In Fontanes Wanderungen ließ mich eine kleine Beschreibung innehalten, auch wegen eines seltsam-interessanten Vergleichs, und zwar als der Wanderer/Erzähler das Wustrauer Luch beschreibt. Etwas wie der Spreewald, doch irgendwie trostloser: „Einsamkeit ist der Charakter des Luchs.“[1] Und dann kommt es zu einer unheimlichen Begegnung: „Von Zeit zur Zeit sperrt ein Dorfkahn den Weg
Read More Die Brück’ am Tay von Theodor Fontane „Wann treffen wir drei wieder zusamm’?“ „Um die siebente Stund’, am Brückendamm.“ „Am Mittelpfeiler.“ „Ich lösch die Flamm’.“ „Ich mit.“ „Ich komme vom Norden her.“ „Und ich vom Süden.“ „Und ich vom Meer.“ „Hei, das gibt ein Ringelreihn, und die Brücke muß in den Grund hinein.“ „Und der Zug, der in die Brücke tritt um die siebente Stund’?“ „Ei, der muß mit.“ „Muß mit.“ „Tand, Tand ist das Gebild von Menschenhand.“ Auf der Norderseite, das Brückenhaus – alle Fenster sehen nach Süden aus,
Read More Nur ein See? Der Große Stechlin – Fontanes Reise in die Unterwelt. Ein Essay von Markus Pohlmeyer Prolog Beim wiederholten Hören von Theodor Fontane „Der Stechlin“, gelesen von Gert Westphal[1] … Der Stechlin der Wanderungen Er ist eine Provinzgröße und steht in empathischer Verbindung mit der ganzen Welt. Er ist ein Seismograph für politische Umwälzungen. Er ist ein See: der Große Stechlin. Fontane hat ihm ein literarisches Denkmal gesetzt, in seinen Wanderungen und im gleichnamigen Roman „Der Stechlin“. Hier soll nur auf den Stechlin der Wanderungen eingegangen werden. Die Wanderungen
Read More Schloß Eger von Theodor Fontane Lärmend, im Schloß zu Eger, über dem Ungarwein, sitzen die Würdenträger Herzogs Wallenstein: Tertschka, des Feldherrn Schwager, Illo und Kinsky dazu, ihre Heimat das Lager und die Schlacht ihre Ruh. Lustig flackern die Kerzen, aber der Tertschka spricht: „Ist mir’s Nacht im Herzen oder vorm Gesicht? Diese Lichter leuchten wie in dunkler Gruft, und die Wände die feuchten, hauchen Grabesluft.“ Feurig funkelt der Unger, aber der Kinsky spricht: „Draußen bei Frost und Hunger schüttelte so mich’s nicht; hielte lieber bei Lützen wieder in Qualm und
Read More Schloß Eger von Theodor Fontane Lärmend, im Schloß zu Eger, über dem Ungarwein, sitzen die Würdenträger Herzogs Wallenstein: Tertschka, des Feldherrn Schwager, Illo und Kinsky dazu, ihre Heimat das Lager und die Schlacht ihre Ruh. Lustig flackern die Kerzen, aber der Tertschka spricht: „Ist mir’s Nacht im Herzen oder vorm Gesicht? Diese Lichter leuchten wie in dunkler Gruft, und die Wände die feuchten, hauchen Grabesluft.“ Feurig funkelt der Unger, aber der Kinsky spricht: „Draußen bei Frost und Hunger schüttelte so mich’s nicht; hielte lieber bei Lützen wieder in Qualm und
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