Verbrannt, verfemt – und wieder auferstanden Drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs brannten im Dezember 1948 wieder Bücher – dieses Mal in Amerika. Es waren Comics. Sie waren des Teufels. Schüler und Lehrer der katholischen Pfarrschule von Binghamton, New York, hatten sie in der Woche vor Weihnachten bei einer Haustüraktion eingesammelt, aus Buchregalen und von unter den Betten hervorgezogen. 2000 Comicbücher und Hefte kamen so zusammen. Auch in Rumson, New Jersey, gingen die Pfadfinder auf eine zweitägige Comicjagd. Der Junge, der die meisten Comics eingesammelt hatte, erwarb sich das
Read More Der Ziegelstein als Liebesbeweis Alf Mayer zu George Herrimans „Krazy Kat. Die kompletten Sonntagsseiten in Farbe 1935–1944“ – ein Comic, der Arno Schmidts Wortklaubereien vorwegnahm „Krazy Kat“ ist vielleicht das Beste, was der Comicstrip je hervorgebracht hat, urteilt der große Kulturkritiker Robert Warshow 1946 in seinem berühmten Buch „Die unmittelbare Erfahrung“ (The Immediate Experience). Er sieht „Krazy Kat“ als idealtypische Ausformung der „Lumpenkultur“. Die Klarheit und Frische, die dieser Anarcho-Strip an den Tag legt, würde auf höheren Graden der kulturellen Skala mit Sicherheit gemindert werden, meint er.Warshow vergleicht den Strip,
Read More „Den ganzen Unsinn ernst nehmen“ Noch zu entdecken: Robert Warshow, Kulturessayist Zwei schlanke Essays sind es, die ihn berühmt gemacht haben. Was Robert Warshow 1949 über die Tragik des Gangsters und 1954 über den Westerner und die von ihm repräsentierte Gewalt schrieb, gehört zum kulturellen Kanon. Jetzt endlich sind seine gesammelten Texte auf Deutsch erschienen, mustergültig übersetzt von Thekla Dannenberg. Alf Mayer hat mit ihr gesprochen (siehe unten) und stellt uns den Mann vor. „Das Tolle an amerikanischen Essayisten ist: Die schreiben nicht als Theoretiker, sondern als Liebhaber über ihren
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