Pulp Master Tag

Das Tanzen traf es am Härtesten. Als das Bürgertum im Zuge seiner Machtübernahme vor ein paar hundert Jahren auch die Künste gemäß ihren Vorstellungen und Ideologien auf Leistung, Individualismus und Erfolg ausrichtete, erwischte es die darstellenden Künste besonders hart. Ihnen wurde das Spielerische, Improvisatorische, das Leichte ausgetrieben, Zirkus, Puppentheater oder Pantomime und die Musik, die dazugehört,  wurden mit all ihrem Können und dem ganzen Spaß ins Abseits der bloßen Unterhaltung und des billigen Tingeltangel abgeschoben, Sprechtheater, Oper, Symphonieorchester und Ballett hingegen als Hochkultur etabliert und großzügig finanziert, allerdings dabei auch mitRead More
Megan Abbott: Aus der Balance (The Turnout, 2021). Übersetzt aus dem Amerikanischen von Karen Gerwig und Angelika Müller. Herausgegeben von Frank Nowatzki. Pulp Master, Band 58, Berlin 2023. 420 Seiten, 16 Euro. – Hier der Link zur Direktbestellung beim Verlag, ohne Versandkosten. „Zurichtungen“ überschreibt Thekla Dannenberg ihr lesenswertes Nachwort zu einer beträchtlichen publizistischen Sensation dieses Frühjahrs. Es ist nämlich ein kleiner Independent – Frank Nowatzkis Ein-Mann-Verlag Pulp Master – der uns endlich mit der Autorin Megan Abbott bekannt macht. Eine Erzählung gab es bisher von ihr bei uns: „Burlesque„, dt. von FraukeRead More

Posted On November 1, 2022By Frank NowatzkiIn Crimemag, CrimeMag November 2022, News

Frank Nowatzki: Farewell für Jim Nisbet

»Good to do a little business amidst all the horseshit.« Jim Nisbet, ein wahrer Meister des Noir, ist tot (1947-2022) Jim Nisbet wurde 75 Jahre alt. Seine Lebensgefährtin Carol Collier schrieb mir in einer E-Mail, dass Jim am 28. September dieses Jahres in seiner neuen Heimat Sausalito verstorben ist. Dass er schon zwei Chemos hinter sich hatte, wusste ich aus unserem E-Mail-Austausch, aber die Hoffnung, dass wir uns doch noch mal wiedersehen, stirbt bekanntlich zuletzt. Nun bleiben nur noch Erinnerungen. Mit Black Lizard im Pedigree – Jim war einer derRead More
Ein Meistererzähler beweist sich erneut Nun also ein neuer Held. Der Australier Garry Disher, jetzt im August 73 geworden und unermüdlich kreativ, legt seit 20 Jahren zuverlässig jedes Jahr einen neuen Kriminalroman vor. Und das geradezu unheimlich beständig stets auf Weltklasse-Niveau. Es gibt nur wenige Autoren in diesem Genre, die ihm das Wasser reichen können, ein solcher Reichtum an immens guten Büchern und Geschichten, prall und lebensecht, ist Königsklasse. Vier Mal „Deutscher Krimi Preis“ und vier Mal der australische „Ned Kelly Award“, darunter auch die Auszeichnung für sein Lebenswerk, unterstreichenRead More

Posted On Dezember 6, 2017By Wolfgang FranssenIn Klassiker Special 2017, Litmag, Specials

Ted Lewis – Working Class Hero

  Wolfgang Franßen Working-Class Hero Werden Schriftsteller gemacht? Müssen sie wie ein mainstreamtauglicher Serienkiller eine öde, beschädigte Kindheit vorweisen? Mit Filmhelden wie Robert Mitchum, Kirk Douglas, James Cagney aus dem Alltag entfliehen? Nachts den Stapel literarischer Vorbilder abarbeiten? Im Genre am besten noch in einer Absteige schreiben, um den eigenen Mythos zu begründen? Wie wird jemand zum Klassiker? Gemeinhin gilt als Bezugsgröße für die Bedeutung eines Werks der Ausdruck: Ein Klassiker ist der, auf den andere sich beziehen, dessen Werk so bahnbrechend war, dass die nachfolgenden Generationen ihre Bücher inRead More
Heute: Garry Disher von Marcus Müntefering Niemand weiß mehr über Garry Disher als Crimemag’s own Alf Mayer. Deshalb möchte ich hier, anstatt selbst etwas Halbgebildetes zu verfassen, auf Alf Mayers gelehrte und lehrreiche Beiträge verweisen: Zum einen ein Interview von Anfang 2016, das er in der australischen Heimat des Autors geführt hat – und das weit mehr ist als ein Q&A. Zum anderen hat er bereits 2014 den Roman „Bitter Wash Road“ besprochen, der erst im Februar 2016 auf Deutsch im Unionsverlag erschienen ist. „Manche Passagen in  Bitter Wash RoadRead More

Posted On Dezember 15, 2016By Guillermo O'JoyceIn Bücher, Crimemag

Les Edgerton: Der Vergewaltiger

Bad-ass crime fiction Ungewöhnliche Bücher können auch mal einen ungewöhnlichen Auftritt haben. Weil uns der Schneid imponiert, mit dem Frank Nowatzki unbeirrt seinen Verlag Pulp Master macht, fahren wir anläßlich des Zwischen-allen-Stühlen-Buches „Der Vergewaltiger“ (The Rapist) von Les Edgerton ein Spalier von Kollegen auf, die diesen heftigen Noir in je ihrer Weise empfehlen. Angeführt wird die Springprozession von Guillermo O’Joyce, den es gerade aus den USA ins Exil nach Grenada verschlagen hat. Les Edgerton, Jahrgang 1943, hat in jüngeren Jahren wegen Einbruchs, bewaffneten Raubüberfalls und versuchter Hehlerei zwei Jahre imRead More

Posted On Januar 31, 2015By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Dave Zeltserman: Killer

Papier – Dave Zeltsermans Roman „Killer“ ist bei genauem Hinsehen ein Text aus dem literarischen Labor. Findet Thomas Wörtche … Eine klassische Roman-noir-Erzählung handelt meistens vom schlimmen Schicksal eines Menschen, dessen Lebensumstände nur tragisches Scheitern zulassen. Die Atmosphäre eines noirs ist – idealtypisch – düster, klaustrophobisch und hoffnungslos. Frauen ist mit größtem Misstrauen zu begegnen. Es werden die „Schattenseiten“ des menschlichen Daseins in einer kalten, feindseligen Welt ausgeleuchtet und die Abgründe der menschlichen Seele erforscht und gleichzeitig ein illusionsfreies Bild der gesellschaftlichen Zustände gezeichnet, die mit diesem Schicksal möglicherweise inRead More