Das Unsagbare sagen „Das Leben ist dünn wie eine Rasierklinge. Alles andere ist Gott.“ (John Berger). Daran musste ich bei der Lektüre dieses verzaubernden Buches denken. Wir lernen kennen: die vierzigjährige Hege, ihren etwas jüngeren Bruder Mattis, zwei junge Mädchen, Anna und Inger, den Waldarbeiter Jørgen, dazu eine Schnepfe, einen Fliegenpilz, Kampferbonbons, den Wald, den See, ein morsches Ruderboot. Ein Kammerspiel, dessen Zentrum Mattis ist. Mattis ist ein „Dussel“, er schafft es nicht, sich wie andere Männer auf eine Arbeit zu konzentrieren, geschweige denn regelmäßig Geld zu verdienen. Hege ernährt
Read More Munch begegnet Matisse Constanze Matthes über das Krimidebüt des norwegischen Autors. Geld schützt nicht vor Mord. Der Immobilienmogul Axel Krogh, einer der reichsten Männer Norwegens, wird in seiner Villa an der Côte d’Azur tot aufgefunden. Sein Leichnam wurde geschändet, im Rücken des bereits betagten Mannes hat der Mörder ein blutiges Kreuz hinterlassen. Kroghs Tochter Ella und Erik Jacobsen, Konzernchef der Krogh-Gruppe, finden den Toten und entdecken, dass auch ein Gemälde eines unbekannten Künstlers aus dem Anwesen gestohlen wurde. Der Osloer Kommissar Bogart Bull wird für die Ermittlungen nach Frankreich entsendet,
Read More Nicht auf billige Effekte ausgerichtet Constanze Matthes über den 15. Varg-Veum-Roman von Gunnar Staalesen Jedes Jahr erscheinen neue aufsteigende Sterne am Krimihimmel Skandinaviens. Beim Stöbern durch die Krimiregale und -tische diverser Buchhandlungen gibt es regelmäßig neue Titel. Doch im Jahr der Frankfurter Buchmesse mit Norwegen als Gastland machte ich einen ganz anderen Fund: Im Polar Verlag erschien mit Todesmörder der bereits 15. Roman um den charismatischen Privatermittler Varg Veum aus der Feder des wohl dienstältesten und mehrfach preisgekrönten norwegischen Krimiautoren Gunnar Staalesen. Eine besondere Entdeckung für mich! Nicht unerwähnt soll
Read More Norwegen, Frankfurt og Signe Ein etwas anderer Blick auf die Buchmesse – von Constanze Matthes Wenn ich über Norwegen und die diesjährige Frankfurter Buchmesse schreibe, komme ich nicht herum, über die Fotos zu erzählen, die in meiner Wohnung an einer Wand hängen und vor denen ich oft stehe, um die Gesichter der Personen zu betrachten. Es sind Bilder in unterschiedlicher Größe und mit verschiedenen Rahmen, aber stets in Schwarz-Weiß. Einige zeigen Signe. Eine Frau, über die ich mehr und mehr nachdenke, deren Leben ein Teil von mir geworden ist, wie auch ihr Heimatland ein
Read More „Emma oder das Ende der Welt“ Wie lebt man weiter, wenn das Schlimmste geschehen ist? Constanze Matthes über ein Buch des norwegischen Autors und Musikers Ketil Bjørnstad. Der Roman beginnt mit einer Tragödie, einem schmerzvollen wie unfassbaren Verlust, den Eltern nie erfahren sollten. Emma, die neunjährige Tochter von Aslak Timbereid und seiner Frau Hanne, stirbt nach einem Flugzeugunglück – als einziges Opfer. Zu Beginn von Vorahnungen gequält, sucht der Vater gemeinsam mit der Mutter seines Kindes nach einem Schuldigen des Unglücks. Der neue Roman „Emma oder das Ende der Welt“ des
Read More Über Grenzen hinweg Zum Roman „Winterfest“ von Jørn Lier Horst Keinen Krimiautoren sollte man mit einem anderen vergleichen; selbst wenn es nach meinen Erfahrungen in einigen Online-Foren oder Social-Media-Kanälen häufig praktiziert wird. Und nicht jeder Skandinavien-Krimi lässt sich in eine solche Schublade stecken. Der Roman „Winterfest“ des Norwegers Jørn Lier Horst ist nicht der klassische nordische Krimi, aber in seiner unaufgeregten Spannung und seinem politisch-gesellschaftlichen Hintergrund ein starkes Buch. Denn wer glaubt, hier nimmt ein „kaputter“, vom Leben enttäuschter und von herben Schicksalsschlägen verfolgter Kommissar seine Ermittlungen auf, in einer Umgebung,
Read More Verpackte Ebereschen & verschwiegene Gewalt Dass dieser autobiographisch gefärbte Roman der norwegischen Schriftstellerin Herbjørg Wassmo in seinem Erscheinungsjahr 2016 nicht die Aufmerksamkeit erhielt, die ihm gebührte, könnte man als symptomatisch verstehen. Von der Unsichtbarkeit der Frauen wird darin erzählt – auf unprätentiöse, bildhafte und dennoch karge Weise, findet Anne Kuhlmeyer, die sich sofort in das Werk verliebt hat. Sie ist siebzehn, als sie ihren Sohn zur Welt bringt. Sie, die Namenlose, will den Sommerflirt, der zu der Schwangerschaft beitrug, nicht heiraten. Aber etwas tun muss sie, einen Beruf finden, damit
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