Noir Tag

Fieses Konzentrat Zu den im deutschsprachigen Raum sträflich übersehenen Autoren des Noir gehört Pascal Garnier (1949 – 2010), der in Frankreich und dem UK eine etablierte Größe war. „Der Beifahrer“ aus dem Jahr 1997, mit dem Wiener Septime Verlag eine Garnier-Edition startet, ist ein schönes Beispiel für seine prägnante und virtuose Erzählkunst. Fabien und Sylvie führen eine schal gewordene Ehe. Sylvie stirbt bei einem Autounfall. Ebenfalls tot im Wrack ihr Beifahrer, der auch ihr Lover war. Fabien ist mäßig erschüttert. Mehr interessiert ihn, dass dieser Beifahrer eine Witwe hinterlässt, Martine.Read More
Gosling as Noir’s Apex Predator Once a year, usually in October, I re-watch the neo-noir film Drive (2011). The synthesis of pop soundtrack, neon visuals, and bleak subject matter triggers something deep in my mind, leaving me oddly happy. There are some aspects of the plot I still don’t quite understand, but every time I finish the film, I come away with the same thought: It’s physically difficult to stomp someone to death in an elevator. Near the end of the film, when Ryan Gosling’s otherwise-nameless Driver slams his boot through theRead More
Mike Davis: City of Quartz. Ausgrabungen der Zukunft in Los Angeles (City of Quartz. Excavating the Future in Los Angeles, 1990). Aus dem Amerikanischen von Jan Reise. Assoziation A, Hamburg und Bremen 2023. Erstausgabe 1994, Neuausgabe mit Vorwort von 2006, Neuauflage 2023. 424 Seiten, Paperback, 24 Euro. – Mike Davis bei Assoziation A. Der Kampf geht weiter. Einen schöneren Grabkranz hätte er sich wohl kaum wünschen können, als diese formidable Volksausgabe zum erschwinglichen Preis, eine gegenüber dem englischen Original um fünf neue Beiträge erweiterte Neuausgabe seines Klassiker von 1990. Von besonderemRead More
Das Tanzen traf es am Härtesten. Als das Bürgertum im Zuge seiner Machtübernahme vor ein paar hundert Jahren auch die Künste gemäß ihren Vorstellungen und Ideologien auf Leistung, Individualismus und Erfolg ausrichtete, erwischte es die darstellenden Künste besonders hart. Ihnen wurde das Spielerische, Improvisatorische, das Leichte ausgetrieben, Zirkus, Puppentheater oder Pantomime und die Musik, die dazugehört,  wurden mit all ihrem Können und dem ganzen Spaß ins Abseits der bloßen Unterhaltung und des billigen Tingeltangel abgeschoben, Sprechtheater, Oper, Symphonieorchester und Ballett hingegen als Hochkultur etabliert und großzügig finanziert, allerdings dabei auch mitRead More
Megan Abbott: Aus der Balance (The Turnout, 2021). Übersetzt aus dem Amerikanischen von Karen Gerwig und Angelika Müller. Herausgegeben von Frank Nowatzki. Pulp Master, Band 58, Berlin 2023. 420 Seiten, 16 Euro. – Hier der Link zur Direktbestellung beim Verlag, ohne Versandkosten. „Zurichtungen“ überschreibt Thekla Dannenberg ihr lesenswertes Nachwort zu einer beträchtlichen publizistischen Sensation dieses Frühjahrs. Es ist nämlich ein kleiner Independent – Frank Nowatzkis Ein-Mann-Verlag Pulp Master – der uns endlich mit der Autorin Megan Abbott bekannt macht. Eine Erzählung gab es bisher von ihr bei uns: „Burlesque„, dt. von FraukeRead More
Eleganz & Noir In einer längeren Besprechung habe ich schon 2009 versucht zu zeigen, wie massiv der Tinge of Noir das Gesamtwerk von Helmut geprägt hat. Eine neue Sammlung von bekannteren und unbekannteren Fotos hat jetzt die Helmut Newton Foundation unter dem Titel „Legacy“ zusammengestellt. Diese neue Kompilation ändert nichts an dem Umstand, dass viele von Newtons Fotos auf einer Ästhetik des Noir basieren, beziehungsweise zu einer Ästhetik des Neo-Noir beitragen.  Belege finden sich dafür in Hülle und Fülle. Es gibt nicht nur Newtons Aussagen, wie sehr er von Raymond ChandlerRead More
Fiesta in Santa Fe Ein Mann kommt in eine Stadt, um einen weitaus mächtigeren Mann zu erpressen – das ist der Ausgangspunkt von Dorothy B. Hughes‘ Kriminalroman „Ride the pink horse“, der in der deutschsprachigen Ausgabe von Goldmann 1981 den Titel „Der Tod tanzt auf den Straßen“ bekommen hat. Tatsächlich ist dieser Titel zwar weit weg vom Original, aber er beschreibt die Atmosphäre vor Ort: In der Stadt findet gerade eine Fiesta statt mitsamt Umzug und Prozession. In der deutschsprachigen Ausgabe wird dieser Ort fälschlicherweise als „eine kleine Stadt inRead More

Posted On Oktober 16, 2018By Wolfgang FranssenIn Crimemag, CrimeMag Oktober 2018

Wolfgang Franßen über Flannery O’Connor

„Weil ich es so gut kann“  von Wolfgang Franßen Sie war ein Genie, schrieb die New York Times über Flannery O’Connor. Sie selbst litt nicht gerade an Understatement. Nicht selten treffen wir in ihren Erzählungen auf selbstbewusste Frauen, die sich ihrer Schwächen durchaus bewusst sind oder von der Erzählerin gnadenlos demaskiert werden. Flannery O’Connor ist zwar etwas in Vergessenheit geraten, aber mit Keiner Menschenseele kann man noch trauen hat der Arche Verlag in der Übersetzung von Anna und Dietrich Leube eine Neuauflage auf den Markt gebracht, deren Titel schon erwarten lässt,Read More

Posted On März 14, 2018By Ute CohenIn Crimemag, CrimeMag März 2018

Roman: William Boyle: Gravesend

CANOLI UND DIE CULTURE OF HONOR von Ute Cohen „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme …“ Jetzt noch drei „Ave Maria“ und aus die Maus! Kaum verlässt man das Kirchenschiff, darf man aufs Neue der Sünde frönen. Rein gewaschen wird man mit ein paar auswendig gelernten Versen, die man nach bestem Wissen und Gewissen herunterbetet. Was aber, wenn die Reinwaschung des Katholizismus versagt? Mit „Mani puliti“ haben wir es auch in William Boyles „Gravesend“ zu tun. Ray Boy Calabrese, amerikanischer Teenie-Traum mit White-Trash-Mindset und italienischenRead More
Liegt gut in der Hand, der erste „Deutsche Polar“ im glücklich wiederauferstandenen Polar Verlag. Ein Hardcover. Hartgesotten. Tiefenscharf. „Keine Zeit für keinen Kompromiss. Für kein Etikett, um das Marketing zu erweitern. Zeit für Autoren und Autorinnen, die etwas wagen wollen“, schreibt Programm-Macher Wolfgang Franßen im Vorwort. Wir gönnenn uns das Vergnügen, Ihnen das Anfangskapitel aus Roland Sprangers leisem, von der Sehnsucht nach dem Rausch geschriebenen Roman zu präsentieren. Hier geht es los: Die riesigen Neon-Tafeln des Travel-Free-Shops leuchten aufreizend in den Nachthimmel. Auf dem Parkplatz davor stehen gut zwanzig Autos.Read More
Reiche sterben auch nicht anders Das schon länger angekündigte „Dark City. The Real Los Angeles Noir“ von Jim Heimann erscheint – endlich – Mitte März. Alf Mayer hat sich bereits mit dem Band beschäftigen können. James Graham Ballard hätte dieses Buch gemocht. Los Angeles war dem britischen Autor – der als erster großflächig begriff, dass unsere Zukunft dystopisch sein wird – immer die Hauptstadt der dunklen Träume. Unvergessen sein Bekenntnis, 1992 im Sammelband „The Pleasures of Reading“, dass ihm seine dreibändigen, im Beverly Hilton Hotel gestohlenen Gelben Seiten von L.A. ein unerschöpfliches MaterialRead More

Posted On September 19, 2017By Ute CohenIn Bücher, Crimemag

Roman: Benjamin Whitmer: Im Westen nichts

WILDROMANTISCHE, VOGELFREIE SCHEISSE Von Ute Cohen Countrysongs können einem das Hirn mindestens genauso aus dem Schädel blasen wie eine 38er. Verlierergeschichten ohne Happy End betäuben mit Galoppsound in Endlosschleife. Benjamin Whitmers „Im Westen nichts“ ist wie einer dieser Songs, die man in- und auswendig zu kennen glaubt, am liebsten wegdrücken möchte und dann doch bis zum Schluss anhört, die Wut im Bauch, der Handrücken verschämt die Tränen wegwischend. Das Setting ist nichts Neues: Pike, ein verwitterter, vom Leben gezeichneter Bulle bricht auf, den Tod seiner Tochter zu rächen. Sarah, verlassenRead More

Posted On März 15, 2017By Christopher G. MooreIn Crimemag, Kolumnen und Themen

Essay: Christopher G. Moore on Noir

A Meaning of Noir By Christopher G. Moore, creator of the Vincent Calvino crime fiction series. When you come across the phrase “noir crime fiction”. The first question is what is meant by noir? I have written private eye fiction set in Southeast Asia. My experience has probably been different from many other crime writers in the United States or Canada. The purpose is to start a discussion rather than reaching a definitive conclusion. After twenty-five years writing the sixteen novels in the Vincent Calvino series, I’ve had a chanceRead More

Posted On September 6, 2015By Peter MuenderIn Bücher, Crimemag, News

Buchbesprechung: Howard Linskey: Killer Instinct

Howard Linskey hat nach „Crime Machine“ und „Gangland“ nun mit „Killer Instinct“ seine Trilogie des British Noir vollendet. Der Band ist so gnadenlos böse, amoralisch und grandios, wie man das von Linskey nicht anders erwartet – Von Peter MünderRead More