Krieg Tag

Ein Buch, größer als das Leben Wir, die Lebenden. Dieses Buch zeichnet, als wäre es japanische Kalligraphie, menschliches Schicksal mit starkem, entschlossenem Strich, sagt wichtige und schöne Dinge mit wenigen Worten, schweigt und blendet ab in den richtigen Momenten, weiß um die Kraft dessen, was zwischen den Worten ungesagt bleibt. Seinen 499 Seiten zum Trotz hat es nichts von sich träge hin wälzendem Schmöker, die Erzählbögen sind elegant, entfalten sich wie ein kakemono, ein japanisches Rollbild. Manchmal kehrt man an den Anfang eines Kapitels zurück, um den Bogen noch einmal zuRead More
In seinen Augen das geraubte Feuer Eine Buchbesprechung – und ein Textauszug Dieses für den Booker Prize nominierte Buch je auf Deutsch zu sehen, das hätte ich nie erwartet, umso größer jetzt die Freude. Sie ist ungetrübt, alles hier vom Feinsten. Der Übersetzerin Anne-Kristin Mittag gebührt höchstes Lob, Hanser als Verlag ein Dank. „Wie man langsam verliert“ von Robin Robertson ist ein Geschenk, wie man es nur selten bekommt. Genauer gesagt: Ich kenne kein damit vergleichbares Buch. Es ist genresprengend, unklassifizierbar. Ein Epos, eine odyssee-große Wanderung, ein Film Noir inRead More
Kriegsheimkehrer*innen Ein Textauszug aus dem Buch Bruno Cabanes (Hg.): Eine Geschichte des Krieges. Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart (Une histoire de la guerre. Du XIXe siècle à nos jours, 2018). Unter Mitarbeit von Thomas Dodman, Hervé Mazurel und Gene Tempest. Mit Beiträgen von 57 Autorinnen und Autoren. Aus dem Französischen von Daniel Fastner, Michael Halfbrodt und Felix Kurz. Hamburger Edition, Hamburg 2020. Gebunden, 903 Seiten, umfangreicher Index, 39 Euro. – Kurzbesprechung in dieser Ausgabe in unserer Rubrik „non fiction, kurz„. Kriegsveteranen bildeten nicht immer eine bestimmte soziale Gruppe. Dazu musstenRead More

Posted On Oktober 1, 2020By Christina LambIn Crimemag, CrimeMag Oktober 2020

Christina Lamb: Frauen, Krieg und Gewalt

Wehe den Besiegten Christina Lamb, Auslands-Chefkorrespondentin der britischen „Sunday Times“, will mit ihrem neuen aufrüttelnden Buch das Schweigen und die Wortlosigkeit durchbrechen, das Kriegsverbrechen gegen Frauen – sprich: Vergewaltigung, Versklavung, Gewalt – noch immer umgibt. Mit freundlicher Genehimigung des Verlages geben wir Ihnen Gelegenheit, den Prolog des Buches zu lesen. – Eine Besprechung finden Sie in unserer Rubrik „non fiction, kurz“. Ein Textauszug aus: Christina Lamb: Unsere Körper sind euer Schlachtfeld. Frauen, Krieg und Gewalt (Our Bodies, Their Battlefield: What War Does to Women, 2020). Aus dem Englischen von Maria Zettner,Read More
Wir reden nicht mehr mit Menschen … Es war ein sehr seltsamer Auftritt jetzt Ende Mai 2018, die Wiederauferstehung des angeblich von Russland in der Ukraine ermordeten Journalisten Arkadi Babtschenko vor den Fernsehkameras der Welt. Bis heute ist nicht hinreichend erklärt und geklärt, was die merkwürdige Roßtäuscheraktion rechtfertigen könnte, sich als Mordopfer Putins zu inszenieren. Der zweifelhafte Vorgang sollte jedoch nicht den Autor Arkadi Babtschenko vergessen machen, nach wie vor einer der allerwichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller in Sachen Krieg. Deswegen erinnern wir hier daran – mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt-Verlages – mit drei Textauszügen.Read More

Posted On Januar 15, 2017By Markus PohlmeyerIn Crimemag, Kolumnen und Themen

Essay: Markus Pohlmeyer: Star Wars: Rogue One

Kritische Gedanken zu einer neuen Weltreligion von Markus Pohlmeyer Was habe ich gesehen, wenn ich Star Wars schaue? Ein synästhetisches Gesamtkunstwerk? Oder geradezu alle Sinne narkotisierend? „The gratifyingly spectacular special effects and martial music hypnotize the audience into uncritical acceptance of the basically absurd, deliberately PULP-MAGAZINE-style conflict between Good and Evil.“[1] Meinen Studierenden pflege ich gelegentlich zu sagen: die momentan bekannteste globale Religion sei eben nun mal Star Wars. Und dann geht es los: warum eigentlich? Säkularisierung, Mythenproduktionsstopp, Mythopoetik, In-Geschichten-Verstrickt-Sein, Money-Making-Machines der Popkultur, US-amerikanischer Imperialismus, Science Fiction ist Religion![2] Etc.Read More

Posted On Januar 15, 2017By Peter MuenderIn Bücher, Crimemag

Eric Fair: Consequence

„Foltern? Na klar, macht doch jeder! Kann nicht verkehrt sein!“ Eric Fair „arbeitete“ als Verhörspezialist für eine private US-Sicherheitsfirma in Abu Ghraib. In seinem verstörenden, zwischen Selbstkritik und Selbstmitleid angesiedelten Buch Consequence blickt er zurück auf diese Zeit. Grund genug für Peter Münder, sich mit weiteren moralischen Aspekten zu beschäftigen. Vor allem jetzt, da Donald Trump ankündigte, als Präsident weiterhin und noch extremer foltern zu lassen.  Nach den islamistischen Terror-Attacken von Nine Eleven hatte er Angst, „den Krieg  zu verpassen“, schreibt Eric Fair in Consequence, einem Rückblick auf seine ZeitRead More

Posted On November 15, 2016By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Bildband: Jacques Callot: Die großen Schrecken des Krieges

Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun … Eine wichtige Mine und Quelle unserer Vorstellungen von Krieg, Gewalt, Terror und Elend, auch wenn wir uns ihnen nicht mehr deutlich bewusst sind, ist der Radierungszyklus „Les Misères et les Malheurs de la Guerre“, deutsch: „Die großen Schrecken des Krieges“ von Jacques Callot aus dem Jahr 1633.  Der Limbus Verlag präsentiert eine hübsche Ausgabe der 18 Blätter, kommentiert von Bernd Schuchter,  der unter dem Titel „Jacques Callot und die Erfindung des Individuums“ bei Braumüller den Kontext in einem essayartigen Begleitbändchen breiterRead More
Könige, Präsidenten, Militärs, Politiker, Waffenschieber, Drogendealer, Terroristen: Ein Kompendium zu Verbrechern des 20. Jahrhundert „Gesichter des Bösen“ heißt das Lexikon, das  in 168 Porträts  die Greueltaten von König Leopold II., Pinochet, Stalin, Hitler, Himmler, Hindenburg, Eichmann, Osama bin Laden, Slobodan Milosevic, Robert Mugabe, US-Präsident McKinley, Mohammed Atta und vielen anderen erfasst. Wie bringt man diese Verbrechen von so unterschiedlichen Figuren auf einen Nenner? Von Peter Münder. Beim ersten Durchblättern des Namensregisters überwiegt die Skepsis: Gehört ein Mann wie der ehemalige US-Präsident William McKinley (1843-1901, Präsident von 1897-1901) überhaupt in dieseRead More
„Gut, dass Deutschland nach 10 Uhr abends bis zum Morgen schläft“. Die Erinnerungen des ukrainischen Zwangsarbeiters Iwan Tkatsch liegen jetzt in deutscher Übersetzung vor. Sie sind damit mehr als nur intergenerationaler Samisdat. Von Bruno Arich-Gerz. Ungleich verteilt ist zwischen dem Westen und dem Osten Europas Vieles. Das Maß und der Grad an Demokratie zum Beispiel, das an herrschendem Turbokapitalismus oder das an authentisch empfundener Zugehörigkeit oder Fremdeln mit Kerneuropa, vulgo der EU. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der in Osteuropa Großer Vaterländischer Krieg hieß und bisweilen noch heißt, gibtRead More
Die Toten auf ihre Plätze! Zur Entkörperlichung des Krieges. Herlinde Koelbls Fotoprojekt „Targets“ als Buch und als Ausstellung, der Russe Arkadi Babtschenko und Clint Eastwood mit „American Sniper“. Alf Mayers Blutige Ernte, diesmal zum Thema Krieg (Teil 2, hier gehts zu Teil 1). Hundert Jahre her ist der Beginn des Ersten Weltkrieges. Mehr als hundert Millionen Menschen sind seitdem in Kriegen gestorben, die so zahlreich sind, dass kaum jemand Buch über die Opfer führen will. Der Kriegsveteran als Protagonist, gerade auch im Kriminalroman, erlebt eine Renaissance, dies noch hin bisRead More

Posted On Juli 25, 2012By Stella SinatraIn Stella Sinatras URknall

Stella Sinatras URknall

Grenzenlos 1 bild / 100 worte Nur im Frieden ist Aussaat möglich, nur im Frieden gedeiht die Ernte. Als Werner Stauffacher den Vogt anreiten sah, wär er gerne ausgewichen, doch wars zu spät. Was an der Krise produktiv sein kann und soll, steht auf einem anderen Blatt, wenn nicht gar in einem anderen Buch. Ein Buch mit sieben Siegeln, Herr Pfarrer Bitzius? Der Anblick des Fluges von Zugvögeln über, dies nur nebenbei, abgeernteten Äckern ist ungemein beruhigend. Da schwebt sie, die Freiheit, grenzenlos und mehr. Und immer schwingt dabei mit,Read More
Wer sind die Guten? Wer die Bösen? Die Afghanistan-ARD-TV-Doku von Ashwin Raman wollte vor allem den brutalen Alltag deutscher Soldaten zeigen. Doch der beeindruckende Doku-Realismus kann etliche analytische Defizite nicht kaschieren. Von Peter Münder. Zerfetzte blutige Leichen werden nach einem Bombenattentat auf einen Transporter gehievt, ein deutscher Militär-Konvoi wird bei einer heiklen Versorgungsfahrt zu einem Stützpunkt im Taliban-Gebiet gezeigt, wir sehen Trauer-Zeremonien für gefallene  deutsche Soldaten und erleben auch, wie ein US-Minenräumkommando auf seinem elf Kilometer langen, sieben Stunden andauernden Himmelfahrtskommando mit den deutschen Schützenpanzern im Schlepptau durch vermintes GebietRead More