An einem Teiche Joachim Ringelnatz An einem TeicheSchlich eine Schleiche,Eine Blindschleiche sogar.Da trieb ein Etwas ans Ufer im Wind.Die Schleiche sah nicht was es war,Denn sie war blind. Das dunkle Etwas aber war die KindsleicheEiner Blindschleiche.
Read More Es war ein Brikett, ein großes Genie von Joachim Ringelnatz Es war ein Brikett, ein großes Genie, Das Philosophie studierte Und später selbst an der Akademie Im gleichen Fache dozierte. Es sprach zur versammelten Briketterie: „Verehrliches Auditorium, Das Leben – das Leben – beachten Sie – Ist nichts als ein Provisorium.“ Da wurde als ketzerisch gleich verbannt Der Satz mit dem Provisorium. Das arme Brikett, das wurde verbrannt In einem Privatkrematorium.
Read More Heimweg von Joachim Ringelnatz Babette starb – noch vor erhoffter Zeit. – Bei ihrer Nichte stand ein Sarg bereit. Und diese Nichte fuhr mit ihrem Gatten Nebst Leiche und mit Höchstgeschwindigkeit Im Leichenauto zum Bestatten. Doch was kommt in Berlin nicht alles vor; Und eben deshalb hatte der Chauffeur In einem Ladenfenster links am Brandenburger Tor Malheur. Aus Autotrümmern, Scherben und Korsetten Zog man Chauffeur, nebst Nichte, nebst Gemahl ganz tot hervor. Die Leiche nur (wir sprechen von Babetten) Vermochte sich zu retten. Da sie zum Glück nur scheintot wesen
Read More Vier Treppen hoch bei Dämmerung Joachim Ringelnatz Du mußt die Leute in die Fresse knacken. Dann, wenn sie aufmerksam geworden sind, – Vielleicht nach einer Eisenstange packen, – Mußt du zu ihnen wie zu einem Kind Ganz schamlos fromm und ärmlich einfach reden Von Dingen, die du eben noch nicht wußtest. Und bittst sie um Verzeihung – einzeln jeden –, Daß du sie in die Fresse schlagen mußtest. Und wenn du siegst: so sollst du traurig gehen, Mit einem Witz. Und sie nie wieder sehen. (1923)
Read More