Die Ambiguitätsintoleranz unserer Tage macht sich auch im kriminalliterarischen Diskurs breit. Gerne wird in diesem Zusammenhang ein „Publikumsgeschmack“ angeführt, dem viele der avancierteren Kriminalromane angeblich nicht entsprechen. Und dieses „Publikum“ verlangt angeblich nach Orientierung und Sinnstiftung, nach sorgenfreier „Unterhaltung“ (mit Body Count), die von sauertöpfischen Kritikerinnen und Kritikern und spaßbremsigen Jurys verachtet wird. Unterkomplexion und einfache Weltbilder sollen Trumpf sein. Als ob Kriminalliteratur dem Wahlprogramm der AfD gehorchen müsse. Aber Kunst, mithin Literatur, ist nun mal komplexer. Schon gar, wenn sie komisch ist. Wer Komik für etwas hält, was man
Read More Hybridkastanien 1 bild / 100 worte„O du Erfinder unserer Denkmaschinen, du machtest uns diese Erde so schön, warum nahmst du uns nicht die Sehnsucht nach einer besseren?“ …Was für ein herrlicher Sonntag. Heute war ich bei Paule Hammer, und er erzählte mir von Suhl, einem kleinen Ort randvoll mit Waffen und Drogen. Danach durch den Regen einmal über den Platz gerannt, und oben im Marktkaffee rahmten weiß gestrichene Barockfenster grüne Hybridkastanien mit altrosa Blütentrauben, und die Blüten leuchteten hell vor dem sturmgrauen Himmel. Ich hätte die Vollkommenheit gerne eingepackt, um
Read More Fulminantes Eingedenken – Die Jean-Paul-Bildbiografie blättert Leben & Werk einlässlich auf. Von Wolfram Schütte. Zeitgenau zum 250. Geburtstag hat man es nicht geschafft. Aber das literarische Prachtstück, das jetzt der Schweizer Nimbus Verlag mit seiner Bildbiografie von Jean Paul unter dem Titel „Das Wort und die Freiheit“ vorlegt, ist dennoch das opulenteste Geburtstagsgeschenk für das Erinnern des großen, einzigartigen Jubilars. Der Herausgeber & Autor Bernd Echte, der den großformatigen Band mit Zeugnis-Materialien aus einer Vielzahl von Museen gepflastert (wie einst der Weg zur Rollwenzelei mit Granitsteinen) und gespickt hat wie
Read More Der Unvergleichliche Ein paar (persönliche) Jean-Paul-Notizen zu seinem 250. Geburtstag am 21. März. Von Wolfram Schütte 1. Der erste Exzerptenband ist dem 15-jährigen (Jean Paul) so wichtig, dass er einen Schreiber aus Schwarzenbach namens Wolfram beauftragt, den Titel „Verschiedenes aus den neuesten Schriften, Erster Band. Schwarzenbach an der Saale – 1788“ in Schönschrift auf den Umschlag zu schreiben. (Pfotenhauer: „Jean Paul“, München 2013, S. 34) * 2. Jedes Buch, das etwas taugt, spielt mit seinem Leser (TWA) „Es war im Jahr 1763, wo der Hubertsburger Friede zur Welt kam und
Read More Posted On Januar 30, 2013By Wolfram SchuetteIn Bücher, Litmag
Kleine Fluchten – Ein Hinweis auf Dieter Richters „Reise-Biographie“ Jean Pauls. Von Wolfram Schütte Der 250. Geburtstag Jean Pauls (1763–1825) am 21. März wirft schon seine Schatten, sprich (in seinem Falle ganz adäquat): Bücher voraus. Während Günther de Bruyn seine fulminante Biographie für eine Neuedition in seinem heutigen Verlag ( S. Fischer) überholt hat, kündigt Hanser, wo am meisten durch die große, von Höllerer & Miller besorgte Werkausgabe für den vergessenen Klassiker getan worden war, für das Frühjahr sowohl eine umfängliche Auswahl an Briefen wie auch eine Bio-Monographie von dem
Read More