Iris Boss Tag

Wort halten „Ich mach‘ dann mal meinen Spaziergang.“„Alles klar, vergiss dein Pappschild nicht!“, kommt es vom tollsten Mann der Welt zurück – so trocken, dass ich einen Moment brauche, bis der Groschen fällt und wir beide albern loskichern.„Was? Ach so…Hihi, nee, klar, ist an der Frau!“ Auf meinem – natürlich pappschildlosen – Spaziergang fällt mir plötzlich meine vielfach veröffentlichte „Biographie“ ein: „Iris Boss: Gesichtsverleiherin, Worteerfinderin, Spaziergängerin, Phänomenologin. In kühnen Träumen manchmal Ameisenumsiedlerin. Wohn- aber selten sesshaft in Berlin.“  Kann ich das denn so stehenlassen? Oder denkt sich da gleich jeder seinenRead More
Vom Umgang mit der Ungewissheit Der Ein-Meter-Neunzig-Mann, der Minuten zuvor auf Geheiss der Meisterin vor den brennenden Teelichtern auf die Knie gesunken ist, bricht jetzt in Tränen aus. Das Mozart-Requiem, das aus dem hastig in die Mitte des Stuhlkreises gezerrten Ghettoblasters dröhnt, hat ihm den Rest gegeben, den Damm zum Brechen gebracht. Noch vor einer halben Stunde war er einfach nur ein Mann Ende fünfzig, der keine Erklärung dafür fand, warum es ihm schwer fällt, Emotionen zu zeigen. Ein paar suggestive Fragen und angezündete Teelichter später weiß er jetzt: SeinRead More

Posted On Dezember 31, 2020By Iris BossIn Highlights, Highlights 2020

Kolumne Iris Boss (8)

In eigener Sache In schlappen acht Monaten als Kolumnistin habe ich es geschafft: Ich bekomme Nachrichten von Menschen, die ich nicht kenne. Sogar zwei anonyme E-Mails waren dabei! Leider sind es keine Drohungen, Beschimpfungen oder lukrative finanzielle Angebote unter der Bedingung, dass ich die Schreiberei sein lasse. (Falls sich jemand von Letzterem inspiriert fühlen sollte: Meine Mailadresse ist ziemlich leicht rauszukriegen…) Das wäre ja eine Auszeichnung. Nein, es handelt sich um Lob und Bewunderung. Allerdings irritiert mich das häufigste Lob ehrlich gesagt mehr, als es jede Kritik könnte: Ich, beziehungsweiseRead More
Kolumne von Iris Boss Und „Das Traumschiff“ und Superwoman sind auch dabei … Es ist Mai. Das genaue Datum weiß ich jetzt nicht mehr, aber immerhin den Monat. Trotz meiner täglichen To-do-Listen fangen die Tage langsam an zu verschwimmen. Als freischaffende Schauspielerin bin es eigentlich gewohnt, sie in Zeiten, in denen ich gerade nicht probe oder spiele, selbst zu strukturieren. Da hat sich durch Corona nicht viel geändert. Manchmal scheint es mir sogar so, als wäre mein ganzes bisheriges Leben eine Art Trainingscamp zur Vorbereitung auf die Krise gewesen. UndRead More
Iris Boss: Zwischen Cannes und „Kann-nicht-mehr“ Als Schauspielerin muss ich vor allem eines darstellen: Eine Gewinnerin. Warum man beim Kaschieren seiner Schwächen und Ausblenden der weniger guten Zeiten aufpassen muss, nicht als Mensch zu scheitern, und warum Scheitern überhaupt so ein großes Tabu ist im Schauspielberuf. „ErfolgREICH“ heißt „gescheitert“ „Also, ich verfolge dich ja immer bei Facebook und so. Sieht ja echt gut aus, dein Weg! Sehr engagiert, eine erfolgreiche Karriere, könnte man direkt neidisch werden…“ Ich sitze mit Daniel, einem Ex-Kommilitonen, in einer Weddinger Szenekneipe. Wir haben uns geradeRead More