Grass im Szturm-Pelz In Zeiten, in denen jedes zweite Durchschnitts-TV-Sternchenso, über den Daumen gepeilt, damit liebäugelt, einen Knaller-Roman auf den Markt zu bringen, und somit in den verschiedenen talk shows des Landes coronabedingt durch eine saubergewienerte Plexiglasscheibe von anderen Gesprächsgästen getrennt nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Autor reüssiert, ist es schwer, gut von schlecht gemachter Literatur zu unterscheiden. Ein Königreich für denjenigen, der in diesem schon längst ausgeuferten Thrash-, Kuriositäten- und Gütesiegel-Pool den Überblick behält und in der Lage ist, die wirklich lesenswerten Bücher herauszufischen. It‘s ein bisschen
Read More Originell, tapfer, eigensinnig –Notizen eines Nachrufs auf Günter Grass. Von Wolfram Schütte Er hatte unter deutschen Kollegen & Kritikern nicht viele Bewunderer (oder gar Freunde). Dafür umso mehr Leser. Sein Oeuvre ist vielgestaltig, umfangreich & befremdlich; letzteres vor allem für den in Deutschland vorherrschenden literarischen Geschmack des sogenannten „Psychologischen Realismus“ & der Vorliebe für ein möglichst „umstandsloses Erzählen“. Nicht verwunderlich, dass er in dem unkommunistischen Lukacsianer Marcel Reich-Ranicki seinen entschiedensten Feind unter den Kritikern fand. Im Ausland sieht das ganz anders aus. Z.B. zwei der größten Autoren der modernen Weltliteratur
Read More Transatlantische Elegie Zum Lächeln aufgelegt, und Erfolg, das Hündchen immer bei Fuß. So unterwegs im Lande Walt Whitmans, mit leichtem Gepäck. Frei schwimmend zwischen den Konferenzen, getragen vom Redefluss. Doch während Pausen, solange sich gewürfeltes Eis klirrend mit Gläsern ausspricht, rührt es dich an und nennt seinen Namen. In New Haven und Cincinnati von Emigranten befragt, die damals, als uns der Geist emigrierte, nichts mitnehmen durften als Sprache, und immer noch schwäbisch, sächsisch und hessisch die gutgelaunte und jedes Wort streichelnde Vielfalt der Zunge belegen, in Washington und New York
Read More Auch wenn wir heute unseren großen CultMag-Jahresrückblick feiern, es hilft nichts: Bald ist Weihnachten und wie Weihnachten ist, das weiß Carlos. Schöne Bescherung! Weihnachten bei … Wie feiern sie wohl, die Mittleren und Großen dieser Welt? Ich weiß es, es ist nämlich überall das Gleiche, es gibt Krach: Korankasper und Köpffan Pierre Vogel ist stinksauer, dass er sich das mit dem Islam angetan hat: Der Schweinebraten von der Oma, der Hammerpunsch vom stracken Onkel Bert, die Butterplätzchen mit lecker Schweinegelatine, die gehen ihm schon seit Wochen ab, nun aber, am
Read More Fragen eines arbeitenden Lesers – Von Joe Paul Kroll Die Feuilletondebatte der Saison umkreist die Frage nach der (privilegierten) sozialen Herkunft jüngerer deutscher Autoren und der damit zusammenhängenden unterstellten Langweiligkeit und Gleichförmigkeit ihrer Hervorbringungen. In den Debattenbeiträgen konnte man immer wieder mehr oder weniger offen vorgetragene Verwerfungen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur lesen, nicht selten zugunsten ihres anglo-amerikanischen Pendants. So auch bei einer Podiumsdiskussion zum Thema, die ich unlängst verfolgte. In der Diskussion wurde jedoch auch die These laut, es mangele durchaus nicht an guter Literatur in deutscher Sprache, sondern vor allem
Read More Zweitfassung 1 bild / 100 worte ZWEITFASSUNG: Jetzt, wo alle auf mich schauen, immerhin mehr als in den ganzen Jahren, seitdem Stockholm für meinen Scheintod eine Million, wollte ich sagen: ICH BIN IM SYNDROM GEFANGEN, ich hätte mehr Sex reintun sollen, damals, viel mehr, so viel, dass Stockholm nie, Stockholm (O-Ton): „O nein, dem da? Nie!“, obwohl, das hat nicht mal Kollegin Elfriede, UND DIE IST ECHT, Elfriede mein Herz, lass uns miteinander durchbrennen, ja? Multiversen warten auf uns, du schiebst den Rollstuhl, und ich, NOBELPREISTRÄGER GEFLOHEN, das wird sie
Read More Günter Grass beleidigt unsere Intelligenz, der in Deutschland lebende Amerikaner Eric. T. Hansen pöbelt zurück. Eine österliche Wutrede. Was geschwafelt werden muss – Ach, warum schweige ich, verschweige zu lange, was offensichtlich ist? Vielleicht, weil keiner was von mir hören will? Weil ich nichts zu sagen habe? Weil ich schlechte Gedichte schreibe? Nein, es ist das behauptete Recht auf Geschwafel in einer intellektuellen Szene, die von Maulhelden angeführt und von organisierter moralischer Selbstbeweihräucherung geprägt ist; in einer Demokratie, wo demokratische Werte uncool und leere Sprüche salonfähig sind; in einem Land,
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