Kerkerphantasien Wenn der Name Giovanni Battista Piranesi (1720 – 1778) fällt, tickert, bei zumindest Nicht- (spezialisierten) Kunstgeschichtlern, die Assoziationskette los: „Carceri“, Gothic, Walpole, Colerigde, E.T.A. Hoffmann, Poe, Kafka, Borges, M.C. Escher, Alberto Breccia, François Schuiten etc. – also: Phantastische Kunst oder Das Phantastische in der Kunst. Walpoles Roman „Castle of Otranto. A Gothic Story“ (1764/5), der Grundlagen-Text für alles, was man später als „Gothic Novel“ oder Schauer/Horrorroman bezeichnen sollte, rückte deswegen in die Nähe Piranesis, weil die Architektur des Schlosses von Otranto in der Phantasie Walpole die visionäre, verschachtelte, bizarre Architektur seines Landsitzes
Read More Phantasmagorien – Giovanni Battista Piranesis bizarr-labyrinthische Architekturbilder werden heute gerne als Illustration verstörter Seelenlandschaften verstanden. Sie stammen aus dem 18. Jahrhundert, wirken aber bis heute fort. Ein kleiner Exkurs von Friedemann Sprenger … Von „le noir cerveau de Piranèse“ dichtete Victor Hugo 1856 in „Les Mages“ und tatsächlich hat der Venezianer Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) mit seinem enormen graphischen Werk für erhebliche „Momente der Verstörung“ in der Kultur- und Geistesgeschichte Europas und beider Amerikas gesorgt, wie Norbert Miller das Vorwort zu seiner grandiosen Studie „Archäologie des Traums“ (1978) genannt hat.
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