Annäherung an die Realitätstüchtigkeit der Kriminalliteratur Zwei abgewichste Profis, Future-Cops, Buddy-Cops, Cannibal-Cops, Cops ohne Gewissen, Kindergarten Cops, Undercover-Cops, Robocop, Werwolf-Cop, Kaufhaus-Cop, Killer-Cop, Superbullen, Die total verrückte Highway-Polizei, Men in Black I – IV, Nackte Kanone I – 33⅓, Bad Lieutenant, Bad Boys I – II, Drecksau (Regie: Jon S. Baird, mit James McAvoy, 2013) – das sind die Titel von Polizeifilmen aus den letzten 25 Jahren. Sie können kreuzbrav oder hart sein, subversiv oder unkritisch, anklagend oder gewaltverherrlichend, dumm oder oberflächlich oder ganz großes Theater. Karneval. Ein wenig wie die Diskussion
Read More Ein Beitrag zur Ästhetik des Kriminalromans (Nicht nur) Zu „See Them Die“ von Ed McBain und „Lush Life“ von Richard Price Joachim Feldmanns Text entstammt dem vergriffenen Band „Beinahe-Krimis“ von 2013 Vorbemerkung: Der Kriminalroman zwischen Populär- und Hochkultur Jeder wisse, was gemeint sei, wenn von der „Hochkultur“ die Rede ist, erklärte vor kurzem ein Feuilletonist[1], nämlich „die neue Henze-Oper, aber nicht der König der Löwen, der neue Roman von Philip Roth, aber nicht der neue Thriller von Dan Brown“. Dennoch würden seit geraumer Zeit die Grenzen zwischen Populär- und Hochkultur als „längst hinfällig“ betrachtet,
Read More Ein Meister wie Buster Keaton Ein Blick auf Ken Bruens Stil, anlässlich „Aliens Bändigung“ Als Ken Bruen 1979 nach vier Monaten Hölle in einem brasilianischen Knast endlich entlassen wird, ist er am Ende. Jahre später wird er die grausame Erfahrung bei einem Interview in ein paar Sätze kondensieren: „Ich hatte alles an menschlichem Leiden, an Erniedrigung abbekommen, das man sich nur vorstellen kann. Ich bin dort dem Bösen in seiner reinsten Form begegnet – böse sein, bloß weil man böse sein kann.“ Er ist 38 und fängt zu schreiben an, reist
Read More „Brant ist der Teufel in Uniform“ Anlässlich des Erscheinens von „Saubermann“ (A White Arrest), dem ersten Roman der Inspektor Brant-Reihe, führte Alf Mayer eine E-Mail-Korrespondenz mit Ken Bruen, aus der das wohl längste, je mit dem spröden Iren geführte Interview entstand. Ken Bruen ist ein Meister der Verknappung, hält nichts von langen Sätzen. Hier erleben Sie ihn geradezu redselig.Und beachten Sie auch die anderen, bereits erschienenen Brant-Romane „Die Füchsin“, „Brant“, „Kaliber“ (alle im Polar Verlag), three more to go, dann ist die zwischen 1998 und 2007 entstandene Serie vollständig übersetzt.
Read More „McBain passt immer“ Joachim Feldmann, ein Kenner der Polizeiromane von Ed McBain, über Ken Bruens Zitier- und Referenzfeude in Sachen McBain. Hartnäckig hält sich der Glaube an die zivilisierende Wirkung der Literatur. Dass die Welt ein besserer Ort wäre, hätte der Schriftsteller Robert Walser 100.000 Leser, soll einst dessen Kollege Hermann Hesse behauptet haben. Ein noch besseres Preis-Leistungsverhältnis schreibt der Radiokünstler Andreas Ammer dem Werk des bald 85-jährigen (und zugegeben großartigen) Dichters Ror Wolf zu: Ein Schritt heraus aus dem irdischen Jammertal sei schon garantiert, läsen nur 1.000 Leute mehr
Read More Posted On Dezember 2, 2016By Rolf BarkowskiIn Musikmag
Crime und Musik – zwei Abende Die Freunde laden ein. Ein langes Wochenende in Hamburg. Crime und Musik stehen auf dem Programm. Los geht es am Freitagabend beim Krimifestival auf Kampnagel. Jazz & Crime: Frank Göhre, Hannes Hellmann und Alf Mayer lesen aus Cops in the City und führen uns direkt in Ed McBains 87. Polizeirevier. Auch wenn Hannes Hellmann nicht singt – seine Stimme passt einfach perfekt zu den Ed McBain-Texten. Und wie das Buggy-Braune-Trio das Gelesene in Musik verwandelt – besser geht es wirklich nicht. Diese drei Lesestimmen und
Read More Ende der Unschuld Ein crime-Plot, 50 Jahre später neu variiert Ein Krimi-Plot Ed McBains von 1959, mehr als 50 Jahre später von einem brasilianischen Autor wieder aufgenommen, dazwischen von einem japanischen Filmregisseur zu einem Meisterwerk geadelt, zeigt eindrucksvoll die Spannbreite, Wandlungsfähigkeit und Modernität des Genres, findet Alf Mayer angesichts der Lektüre von Edney Silvestres „Der stumme Zeuge“. Im Jahr 1959 hatte der große Ed McBain einen Plot entwickelt, der einen Protagonisten der Wirtschaftswunderzeit, den Schuhfabrikanten Thomas King (sic!), mit einer moralischen Entscheidung konfrontierte: nämlich die eigene Geldverdien-Karriere zu ruinieren oder
Read More Die Welt in einer Nussschale. Alf Mayer über Kurosawas große Verfilmung von Ed McBains „Kings Lösegeld“. Die eigene Geldverdien-Karriere ruinieren oder seine Menschlichkeit? Vor diese moralische Wahl und vor die Frage, ob alle Leben gleich viel wert sind, stellt Kurosawas Verfilmung von Ed McBains moralischem hardboiled-Kriminalroman „Kings Lösegeld“ (King’s Ransom, 1959) seine Hauptfigur, einen Schuhfabrikanten. Statt seines eigenen wird versehentlich „nur“ der Sohn seines Chauffeurs entführt, die Entführer aber beharren auf dem gleichen Lösegeld. In der richtigen Hand – der von Akira Kurosawa – taugt dies zum Stoff einer griechischen
Read More Bloody Chops: Februar 2016 Heute am Hackklotz: Katja Bohnet (kb), Joachim Feldmann (JF), Alf Mayer (AM), Peter Münder (PM) und Frank Rumpel (rum). Unter ihrem Beil: Wilfried Kaute (Hg.) („Wenn es Nacht wird“), Paul Duncan („Das James Bond Archiv“), Uta-Maria Heim („Heimstadt muss sterben“), Max Bronski („Mad Dog Boogie“), Ray Banks („Saturday‘s Child“), S. Freytag: („Goodbye Ruby Tuesday“), Daniel Woodrell („Tomatenrot“), Anja Conzett („Lohndumping“), Samuel Fuller („Brainquake“), Robert B. Parker („Spenser und das gestohlene Manuskript“), Ed McBain („Cut Me In“), Iceberg Slim („Shetani’s Sister“), Ross Thomas („Porkchoppers“), Gregor Weber („Stadt der
Read More Polizeiroman, weiblich von Alf Mayer. Atlanta, November 1974. Morgendämmerung über der Peachtree Street. Der Cop Jimmy Lawson schleppt seinen Partner Don Wesley wie einen Sack Mehl aus der Gefahrenzone. Der Mann über seiner Schulter ist tot, Jimmys Gehirn aber weigert sich, das zu akzeptieren. Die Szene spult vor- und rückwärts. Sie waren überfallen worden. Eine billige Pistole, an jeder Getto-Ecke für fünfundzwanzig Mäuse zu haben. Soviel war das Leben seines Partners also wert. Jimmy hatte alles aus direkter Nähe mitbekommen. „Er wusste, wie eine Waffe funktionierte. Der Schlitten der 25er
Read More Schöne Frauen, schön gezeichnet – Die Kunst des Robert E. McGinnis – Robert E. McGinnis hat die Bildsprache der Populären Kultur des 20. Jahrhunderts mit seinen Covern und Illustrationen entschieden mitgeprägt. In den nächsten Tagen wird er 89 Jahre alt. Ein Geburtstagsgruß von Alf Mayer. Ed McBain, Richard Stark, John D. Macdonald. A.A. Gardner Fair, Carter Brown und manch anderen bin ich seiner Cover wegen zuerst begegnet. Es waren starke Titelmotive, nicht alle Bücher hielten, was der Titel versprach. Ullstein etwa hatte die bessere Hand als Heyne mit Bruno Fischer oder
Read More Die Würde behalten – in der Gosse – Etliche Zeit bevor der trunksüchtige Detektiv zum Klischee wurde und Alkoholismus zu einem jener zahlreichen Gebrechen, mit deren mindestens einem ein fiktionaler Held heutzutage zwingend aufwarten muss, erfand einer der Großmeister der Kriminalliteratur einen Helden, der in der Gosse lebte. Allerdings hielt er ihn nur für acht Kurzgeschichten und einen einzigen Roman am Leben; es brauchte dann an die 20 Jahre, bis Lawrence Block, ebenfalls ein New Yorker mit Leib und Seele, in einer Art Staffelübergabe diesen Faden aufnahm und mit Matthew
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