„Ende der Demokratie“? – Neubeginn unserer Demokratie Feststellungen über die Angst bundesdeutscher Politiker vor dem „Volk “ Beobachtungen Görlitz September 2022 – Juni 2023 Für gut dreißig Jahre meines Lebens bin ich in Bayern daheim gewesen. Seit September letzten Jahres wohne ich an der Neiße, in Görlitz. Freunde hatten mich vor meinem Umzug nach Sachsen gewarnt. Wegen der häufigen gewaltsamen Umtriebe dortiger Neo-Nazis. Wegen der Gefahren für die Demokratie durch die rechtsextreme AfD, die sich im Leben von Kommunen, Landkreisen und auf Landesebene politisch einnisten könnte. Wegen der Ossis mit ihrer
Read More Verfallen, verdrängt, vergessen: Sowjetische Kasernen in der DDR Der Bildband „Kulturerbe“ von Stefan Neubauer holt mit beeindruckenden Fotos die Epoche sowjetischer Besatzungstruppen in der DDR ins kollektive Gedächtnis zurück: Wandmalereien im Stil des sozialistischen Realismus verherrlichen militante Kämpfer, Raketen und Astronauten, während die verfallenen Ruinen an das Ende einer Großmacht erinnern. – Von Peter Münder. Rund 500.000 Soldaten der sowjetischen Besatzungsmacht bezogen gemäß den Vereinbarungen der Aliierten Streitkräfte ab Mai 1945 ihre Stellungen in der damaligen „Sowjetisch Besetzten Zone“ Deutschlands. Sie verließen das Gebiet der DDR während der von Gorbatschow eingeleiteten Tauwetter-Phase
Read More Davon braucht es mehr 111 Kilometer – das ist in etwa die Entfernung von Leipzig nach Erfurt oder von Leipzig nach Dresden. Diesen Umfang erreichen die Akten, die im Stasi-Unterlagen-Archiv zur Recherche lagern. Weitere 60 Kilometer waren nach der Wende unsortiert gefunden worden und sind noch immer nicht vollständig erschlossen. Mehr als 7,3 Millionen Menschen haben bisher Anträge auf Akten-Einsicht gestellt; zahlenmäßig ist das nahezu die Hälfte der damaligen Bevölkerung in den letzten Jahren der DDR. Der Geheimdienst war tief in der Gesellschaft verankert und hat das Leben von unzähligen Familien zerstört
Read More Eine DDR-Besonderheit: „Drei Quadratmeter Vergänglichkeit“ Wer immer an der Konzeption und Ermöglichung dieses Bandes beteiligt war hat alles richtig gemacht. Großes Kompliment. Im Impressum lese ich eine alarmierende Zahl: „Privatdruck der Universität Erfurt in Kooperation mit der DEFA-Stiftung Berlin in 600 Exemplaren. Vertrieb: Bertz + Fischer Verlag Berlin.“ Ein Filmbuch wie dies, Format 27,5 x 25 cm, Hardcover, durchgängig farbig, 184 Seiten, für 29 Euro im Verkauf, geht also mit 600 Exemplaren an den Start, dies in einem Land mit 83,02 Millionen Einwohnern und 118,6 Millionen Kinogängern im Vor-Corona-Jahr 2019. Die im gleichen
Read More Mit Erich in der Zeitmaschine Das Schöne an saisonal bedingten Depressionen ist, dass man sie eigentlich immer haben kann, denn es ist ja immer irgendeine Saison. Trotzdem ist es nicht gerade die leichteste Übung, die schwarze Wolke, die mich im Moment durch meine Tage begleitet, mit der Saison „wunderprächtigster Altweibersommer“ zu begründen. Mein Stimmungstief im Spätsommerhoch ist wahrscheinlich eher darauf zurückzuführen, dass ich meine Zelte in Berlin bald abbrechen muss, um mich bis Ende Januar auf eine Theatertournee zu begeben. Ein Luxusproblem, nicht nur in diesen besonderen Zeiten. Schon vor
Read More Gewalt des Zusammenhangs Zum monumentalen Band „Das Jahr 1990 freilegen“ von Jan Wenzel Es trägt den Titel „Schönstes Buch 2020“, kommt aus Leipzig, wurde erst kürzlich mit diesem Preis der Stiftung Buchkunst 2020 ausgezeichnet und entspricht so gar nicht dem, was wir gewöhnlich an Büchern schön finden. Es kommt überwiegend in Schwarzweiß daher, 592 Seiten fadengeheftete Broschur, großformatig, der Buchrücken fast fünf Zentimeter dick. Ein Wälzer. Das Buch tritt werktäglich auf, trägt kein Sonntagskleid sondern Arbeitsmontur, hat den Schmutz noch unter den Fingernägeln und viele gebrochene Herzen im Falz. Ein Buch
Read More Besser als sein (Polizei)Ruf Die Hausfassaden sind dreckig, die Autos aus Pappe und am Straßenstand bekommt man nur eine Ketwurst serviert. Probleme, den Osten vom Westen zu unterscheiden, gibt es wenig. Dasselbe gilt für den Kriminalroman made in G.D.R. Von der bundesrepublikanischen Warte aus wird er meistens als künstlich und irrelevant abgestempelt, als politisches Erziehungswerkzeug in den Händen der Partei, die immer Recht hatte, betrachtet. Dass solche Herangehensweise schlichtweg zu kurz greife und dem Krimi aus der DDR nur Imageschaden zuführe, ist klar. In Wirklichkeit allerdings ist er um einiges
Read More „Wir wissen, wozu die fähig sind“ Ein Textauszug aus dem neuen Roman von Max Annas Am 23. Juli erscheint der neue Roman von Max Annas – CrimeMag-Lesern nicht nur bekannt durch seine Bücher „Die Farm“, „Die Mauer“, „Illegal“ und „Finsterwalde“ sondern auch mit seiner Kolumne On Dangerous Ground: Film, Verbrechen und andere MittelIn Absprache mit dem Autor und mit freundlicher Genehmigung des Verlags präsentieren wir Ihnen hier exklusiv das Kapitel 44 aus „Morduntersuchungskommission. Der Fall Melchior Nikoleit“, nebenan in den „Bloody Chops“ besprochen von Thomas Wörtche. «Der Robert kommt gleich», sagte
Read More Geliebt, gehasst, geduldet Matthias Wagner – nicht nur – über die von ihm kuratierte Ausstellung im Stadtmuseum Gera, die noch bis 18. Oktober zu sehen ist Kein Zweifel, die dünnen Hefte wollen auffallen: Das Äußere ist in kräftigen Farben gehalten und mit einer actionbetonten Abbildung versehen. Namen gab es für sie im Lauf ihrer Geschichte viele. Je nach dem Grad der Beliebtheit waren sie Groschenhefte, Heftchen, Schmöker, Schwarten oder Schund. Dennoch sind sie eine Form der Literatur: Trivialliteratur, einfach und flüssig geschrieben, leicht zu erfassen. Romanhefte – so ihr korrekter wenngleich etwas
Read More „Schritt auf ein recht unbetretenes Terrain“ Ein Arbeitsgespräch mit Max Annas – von Marcus Müntefering Mit „Morduntersuchungskommission“ hat Max Annas gerade den Auftakt einer Reihe über Polizeiarbeit in der DDR der mittleren Achtzigerjahre veröffentlicht. Die ersten Kritiken sind größtenteils sehr positiv, auch ich habe mich bei Spiegel Online sehr lobend zu diesem Roman geäußert. Hier ein Auszug aus meiner Rezension: „Morduntersuchungskommission“ ist ein unaufgeregter, sich nicht empörender Roman, der gerade durch seine Zurückhaltung den Leser dazu zwingt, seine eigene Haltung zu den Geschehnissen zu suchen. Und ohne sie jemals wortwörtlich zu
Read More «Nazis? Hier?»«Nazis.» «Es gibt keine.» Ein Textauszug aus dem neuen Roman von Max Annas Am 23. Juli erscheint der neue Roman von Max Annas – CrimeMag-Lesern nicht nur bekannt durch seine Bücher „Die Farm“, „Die Mauer“, „Illegal“ und „Finsterwalde“ sondern auch mit seiner Kolumne „On Dangerous Ground: Film, Verbrechen und andere Mittel„. In Absprache mit dem Autor und mit freundlicher Genehmigung des Verlags präsentieren wir Ihnen hier exklusiv drei Kapitel aus „Morduntersuchungskommission“. Kapitel 57 «Du bist ja total betrunken.» Birgit machte die Tür auf und sah Otto mit dem Schlüssel
Read More Olga und ihr CIA-Spionageclan Wenn Top-Agenten aus der DDR die große Sause im Schlaraffenland genießen wollten – Von Peter Münder. Bei einem Geheimprozeß in Frankfurt/Oder wurde 1960 die Raue-Gruppe wegen Spionage für die CIA zu langen Haftstrafen verurteilt: Es war ein Familien-Clan um Heinz, Gerd und Olga Raue (geb. Karalus), der im Kalten Krieg in der DDR und in Moskau für die CIA arbeitete – leichtsinnig und dilettantisch, aber bis zur Verhaftung auch erfolgreich: Olga hatte in der Umgebung von Moskau ein Areal zum Raketenbau und für die Produktion einer Wasserstoffbombe
Read More In der Verlustzone Namibische Perspektiven auf die DDR und die Volksrepublik Polen – von Bruno Arich-Gerz Der DDR und der Volksrepublik Polen trauern heute nur noch verschrobene Ostalgiker, Kommunismus-Apologeten und ehemalige Parteifunktionäre der SED oder der PZPR (der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei) nach. Als Verlust begreift außer ihnen niemand mehr das Ende der beiden von der Sowjetunion am Gängelband gehaltenen Staaten. Könnte man meinen. Und damit irren, denn dem gängigen Narrativ zweier in den 1980er Jahren zunehmend in die Defensive gedrängten, von Oppositionsbewegungen angefochtenen und angesichts einer defizitären Versorgungslage mit Legitimationsproblemen
Read More Der Ost-Blick „Die gefrorene Charlotte“ ist 1993 erschienen und wurde in diesem Jahr neu aufgelegt. Wenn Literatur wesentlich, politisch und zeitlos sein soll, dann ist es dieser Roman auf unterhaltsame und berührende Weise, findet Anne Kuhlmeyer. Hinterher kann jeder, hinterher wissen alle alles besser, die Schlauen, die Historiker und die Nichtdabeigewesenen. Aber mittendrin muss man die Geschichte ohne Sicherheitsnetz leben. Im Normalfall läuft das ganz gut, es sein denn, es kommt einem eine Revolution in die Quere. 1989. Berlin. Tantchen, ihre Geliebte Hedda, ihr Down-behinderter Sohn Horsti und Cora Ost
Read More Petits riens (VII) –Wolfram Schütte mit Beobachtungen zu der feudalistische Struktur der DDR-Gesellschaft, dem dänischen Filmregisseur Carl Theodor Dreyer, G.K. Chestertons eben erstmals auf Deutsch erschienenen Essays „Euthanasie und andere Übel“ und illegalen Zusatzabschöpfungen in der bürgerlichen Gastronomie. Glück gehabt. – Klassentreffen von Über-Siebzigjährigen, die in der DDR gelebt haben. Darunter ein Physik-Prof., der sich in der DDR habilitiert hat & mehrfach während dieser Jahre im Ausland (z.B. zweimal in Nordkorea) & sogar zeitweise in den USA gelehrt hat. War er also ein „Reisekader“, der jeweils nach seiner Rückkehr aus
Read More Geschichten des Kalten Krieges aus einer ungewohnten Perspektive – Die Fußnote eines Textes machte Peter Köpf auf ein Phänomen aufmerksam. Etwa 200 Nato-Soldaten flohen in den 1950er Jahren in die DDR. Köpfs Neugier war geweckt: Wer waren diese Männer? Was waren ihre Beweggründe, ausgerechnet in die mutmaßlich “falsche” Richtung, in Richtung Kommunismus zu desertieren? Was geschah mit ihnen in der DDR? Zu jedem Fall fand Köpf eine minutiös geführte Stasi-Akte, aber mit Zeitzeugen zu reden – das gestaltete sich schwierig. Über die Vorgeschichte, die zu einem spannenden Tatsachenroman führte, sprach
Read More Posted On Dezember 14, 2011By Ole FrahmIn Comic, Litmag
Fata Morgana in der Alltagswüste – Es gibt nicht viele Mythen in der deutschen Comicgeschichte. Ole Frahm über eine der wenigen. Von der in diesem Bereich kaum aufgearbeiteten nationalsozialistischen Vergangenheit einmal abgesehen, sind es vor allem drei Kobolde, die über zwanzig Jahre die Leserinnen und Leser der Deutschen Demokratischen Republik monatlich im Heft Mosaik unterhielten und auf den Namen Dig, Dag und Digedag hörten. Als 1975 der Vertrag zwischen dem Urheber der Figuren Hannes Hegen, mit bürgerlichen Namen Johannes Hegenbarth, und dem Verlag Neues Leben endete, verschwanden die drei kleinen
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