Geschrieben am 18. Dezember 2005 von für Bücher, Litmag

Susanne Heinrich: In den Farben der Nacht

Rauschhafte Intensität

In ihrem Debut „In den Farben der Nacht“ überzeugt die erst 20jährige Susanne Heinrich mit Erzählungen voller sinnlicher Poesie und schillernder Abgründe.

Die Liebe und die Suche nach Liebe stehen dabei im Mittelpunkt. Susanne Heinrich lotet die sich ineinander schiebenden Grenzlinien von Freundschaft, Liebe, Fremdwerden, Betrug und Trennung in immer neuen Variationen aus. Ihre Protagonistinnen sind ruhelos Getriebene und Treibende, sind hin- und hergerissen und fürchten sich unausgesprochen vor dem tief im Inneren lauernden Abgrund des Nichts: „Wenn nichts lockt und nichts hält, denke ich, kann man das Langeweile nennen“.

Es ist eine Décadence des neuen Jahrtausends, die sich hier in großer, fast rauschhafter und intimer Intensität Ausdruck verleiht. Sehnsucht wird hierbei auf ebenso bannende wir verstörende Weise zur Sucht wie viele andere Süchte: „Eine Sucht löst die andere ab.“ Susanne Heinrich bietet in ihrer überaus konzentrierten und feingeschliffenen Prosa starke, unverbrauchte Bilder, überrascht immer wieder mit hochpoetisch aufgeladenen Metaphern. Hier zeigt sich ein literarisches Talent, von dem noch viel zu erwarten ist.

Karsten Herrmann

Susanne Heinrich: In den Farben der Nacht. Erzählungen. DuMont, Geb.  213 S., 19,90 Euro