Geschrieben am 5. Juni 2010 von für Bücher, Crimemag

Sam Bourne: Tag der Abrechnung

The Bourne Identity?

Kurz, knapp und auf den Punkt. Max Annas knöpft sich einen schwer gehypten Autor vor.

Schade eigentlich, dass Tom Byrne so ein Arschloch ist. Deshalb kommt von Beginn an nicht viel Freude auf bei der Lektüre von Sam Bournes Thriller Tag der Abrechnung. Der Protagonist ist nicht mal richtig eingeführt, da nerven schon seine dummen Betrachtungen der sekundären Geschlechtsmerkmale einer Frau, mit der er seine letzte Nacht verbracht hat. Und es wird nicht besser. Schon die nächste Frau, der er begegnet, ihr Vater ist keine 24 Stunden zuvor auf den Stufen des UNO-Hauptquartiers erschossen worden, will er unbedingt und so schnell als möglich ins Bett kriegen. Da hilft auch nicht, dass sich Byrne beruflich bei irgendeinem miesen Mafiosi verdingt und als dessen Anwalt dickes Geld macht.

So zerstört der britische Autor Sam Bourne, der im richtigen Leben unter anderem Namen Guardian-Kolumnist ist, seinen Roman von innen. Die Geschichte um einen alten jüdischen Rächer, der Nazis aufspürt und sie erledigt, bleibt blass, weil dem Autor nur drittklassige Figuren einfallen, sie zu transportieren. Da fällt dann schließlich kaum noch auf, dass die Aufklärung des Verbrechens abenteuerlichster Unsinn ist.

Max Annas

Sam Bourne: Tag der Abrechnung (The Final Reckoning, 2008)
Deutsch von Rainer Schmidt.
Frankfurt: S. Fischer 2010. 480 Seiten. 14,95 Euro.

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