Geschrieben am 10. April 2006 von für Bücher

Sam Bourne: Die Gerechten

Wahnsinniges Komplott

In seinem ersten Krimi bietet der Journalist und Kolumnist Sam Bourne einen verzwickten Fall, in dem es um nichts weniger geht als um das Ende der Welt.

Bournes Protagonist Will Monroe ist Nachwuchsjournalist bei der altehrwürdigen New York Times, „ein ehrgeiziger junger Schreiber auf der Überholspur“. Als er eine kleine Standard-Meldung über den Mord an einem Brooklyner Zuhälter schreiben soll, wittert er seine Chance und recherchiert den Background. Er stößt auf weitere Mordfälle nach dem gleichen Muster und sticht ohne es zu wissen in ein Wespennest, in dem sich fundamentalistische Evangelisten, faschistische Milizen und tiefgläubige Chassiden tummeln.
Kaum beginnt Will die Brisanz des Falles zu erahnen, als seine Frau Beth entführt wird und die Spuren in das New Yorker Chassiden-Viertel Crown Heights führen. Er gerät in eine fremde Welt und tief in die Geheimnisse und Zahlenmystik der Kabbala: „Hier entfaltet sich eine uralte Geschichte und sie droht eine Entwicklung zu nehmen, die die Menschheit seit Jahrtausenden fürchtet.“ Mit Hilfe seiner jüdischen Exfreundin TC und seines Freundes Tom, eines Computer-Freaks, entschlüsselt Will ein wahnsinniges Komplott, dass zum Ende der Welt führen soll.
Sam Bourne liefert in seinem Krimi-Debut einen raffiniert konstruierten Plot mit viel New Yorker Lokalkolorit und faszinierenden Einblicken in die Welt der Chassiden und der Kabbala. Seine Story atmet dabei den Geist des investigativen Journalismus und pulst im Takt der Nachrichtenticker und der durch die Sphären jagenden SMS- und E-Mail-Nachrichten. Trotz mancher dramaturgischer Schwächen und Ungereimtheiten packt er seine Leser und präsentiert ihnen am Ende eine im doppelten Sinne dramatische Auflösung.

Karsten Herrmann

Sam Bourne: Die Gerechten. Scherz-Verlag, 445 S., 17,90 Euro.