Pfiffiges Spiel

Peter Jacobi hat mit „Mein Leben als Buch“ einen höchst vergnüglichen und grotesken Roman geschrieben, der durch seine reichen literarischen Bezüge zu einem wahren Schmankerl für alle Bibliophilen wird.

Stellen Sie sich vor, Sie wachen eine Morgens als Buch auf und es macht Ihnen rein gar nichts aus – und genau dies widerfährt dem „Büchertonnen“-Antiquar Dietrich Oger alias „Diogenes“. Die seltsame und Franz Kafkas „Verwandlung“ kolportierende Metamorphose schützt den fanatischen Büchernarr vor den banalen Zumutungen des alltäglichen Lebens. Statt sich mit seiner Frau Gisela und den Finanzproblemen seiner „Büchertonne“ herumzuplagen, kann Diogenes sich fortan hemmungslos in seinem eigentlichen Medium herumsuhlen: „Ein Buch nimmt ausschließlich Sprache wahr: Worte und Buchstaben, die es auf der geöffneten Doppelseite als eine Art Kribbeln empfindet.“ Alle Versuche seiner Frau Gisela, die Verwandlung rückgängig zu machen, scheitern: da fruchten keine heissen Kräuterumschläge, keine eingelegten Trüffeln aus dem Piemont, noch die Verlockungen der Erotik. Erst die Eifersucht und die Furcht um seine historische Büchersammlung erschüttern Diogenes und lassen ihn plötzlich wieder wilden Geschmack am Wirklichen finden – mit erstaunlichen Konsequenzen…

Peter Jacobi hat mit „Mein Leben als Buch“ einen höchst vergnüglichen und grotesken Roman geschrieben, der durch seine reichen literarischen Bezüge zu einem wahren Schmankerl für alle Bibliophilen wird. Peter Jacobi treibt hier ein pfiffiges Spiel, bei dem sich das Buch mit einer paradoxen Selbstreflexivität fortschreibt und den Leser dabei unwiderstehlich in sich hineinverschlingt. Wunderbar ergänzt wird das variantenreiche Schriftbild des Textes durch die Illustrationen von Amelia Leoncini, welche den Abenteuern und Verletzungen des Buches Diogenes plastischen Ausdruck verleihen.

Von Karsten Herrmann

Peter Jacobi: Mein Leben als Buch. Gebundene Ausgabe – 143 Seiten – Ed. Nautilus, Hamburg Erscheinungsdatum: 2000 ISBN: 3894013443