Geschrieben am 12. Februar 2004 von für Bücher

Pablo Tusset: Das Beste was einem Croissant passieren kann

Viel Lärm um nichts

Völlig außer Acht lässt Pablo Tusset bei seinem wortreichen Bemühen, witzig und schockierend zu sein, den Spannungsaufbau seiner Geschichte.

Pablo José Miralles, wegen seiner Körperfülle auch „Balu“ genannt, ist ein schlampiger Faulpelz mit steinreichen Eltern und einem rasend erfolgreichen Vorzeige-Bruder. Seine Zeit schlägt sich dieser Anti-Held von Pablo Tussets in Spanien sensationell erfolgreichen Debut-Roman mit nächtlichen Streifzügen durch Barcelona oder mit der Entwicklung einer fadenscheinigen „Theorie der Erfundenen Wirklichkeit“ um die Ohren.

Als sein Bruder plötzlich spurlos verschwindet, versucht sich Pablo im Auftrag seiner Schwägerin als Hilfs-Detektiv – frisch ausgestattet mit schier unerschöpflicher Kreditkarte, edlem Yuppie-Outfit und einem legendären Lotus Esprit macht er sich schlitzohrig und ganz und gar unkonventionell an sein (Nacht-) Werk.

Soweit das vielversprechende Setting, das sich nun laut Klappentext „in immer rasenderem Tempo“ zu einer „höllischen Reise voller abgefahrener Erlebnisse“ entwickeln soll. Doch das vollmundige Versprechen mündet nur in ein müdes Plätschern und Gluckern. In ewiger Wiederkehr des Gleichen kreiselt das Geschehen in der Hauptsache um Pablos exzessiven Alkohol- und Drogen-Konsum. In dessen Kielwasser sprudeln munter flotte Sprüche, Attacken gegen den guten Geschmack und die Political Correctness hervor – sei es nun gegen Frauen, Altlinke oder Umweltschützer. Manches ist dabei durchaus lustig und hintersinnig, vieles wirkt jedoch flach, aufgesetzt und ohne Esprit.

Völlig außer Acht lässt Pablo Tusset bei seinem wortreichen Bemühen, witzig und schockierend zu sein, den Spannungsaufbau seiner Geschichte. Vage Spuren und Vermutungen sind alles, was er zu bieten hat. Und so fiebert der Leser schon kaum mehr mit, als auch Pablo bei seinen Ermittlungen gekidnappt wird und sich in einem kafkaesken, von einem mächtigen Geheimbund beherrschten Labyrinth wieder findet. Trotz einer fast schon philosophischen Schluss-Pointe hinterlässt Tusset mit seinem Debut den Eindruck, viel Wortlärm um nichts veranstaltet zu haben.

Karsten Herrmann

Pablo Tusset: Das Beste was einem Croissant passieren kann. Frankfurter Verlagsanstalt, 384 S., 19,90 Euro.