Mit grandioser (Selbst-) Ironie
Ganz nebenbei und im Small Talk der ewigen Partys, Vernissagen und Versammlungen wird dabei auch die „hoffnungslos vom Geld und den Medien korrumpierte“ amerikanische Kunst- und Literaturszene der Gegenwart schwer durch den Kakao gezogen.
Mit „Bech in Bedrängnis“ können wir nun einigermaßen erleichtert aus dem trist-gerontokratischen Bostoner Vorortmilieu zur glitzernden Kulturschickeria New Yorks und zum „halb in Vergessenheit geratenen amerikanischen Schriftsteller“ Henry Bech hinüberwechseln. Mit grandioser und zuweilen auch durchaus geschwätziger (Selbst-) Ironie bilanziert John Updike das Leben dieses altmodischen Galans und unverbesserlichen Machos. Ganz nebenbei und im Small Talk der ewigen Partys, Vernissagen und Versammlungen wird dabei auch die „hoffnungslos vom Geld und den Medien korrumpierte“ amerikanische Kunst- und Literaturszene der Gegenwart schwer durch den Kakao gezogen.
Die chronologisch lose verbundenen Episoden steigern sich von Bechs Auftritt als „kultureller Reklamefigur“ im sozialistischen Prag über Bechs Präsidentenamt bei den grotesk-elitären und langsam aussterbenden „Vierzig“ bis zu der herrlich überdrehten schwarzen Komödie „Bech noir“: „Nach fünfzigjährigem Bemühen, sich über alle Kritik zu erheben, befreite er sich“, indem er sie endlich persönlich nimmt und zu einen höchst amüsanten Rachefeldzug aufbricht. Zu guter Letzt und unter einem „Proteststurm“ bekommt Bech dann 1999 schließlich sogar noch den Literatur-Nobelpreis zugesprochen – womit einmal mehr der „Hang der Schwedischen Akademie, farbenfrohen Nieten und gegen das Establishment agierenden Plagegeistern ihren … Bonus zu verleihen“ unter den Updike-zwinkernden Beweis gestellt wäre.
Karsten Herrmann
John Updike: Bech in Bedrängnis. Rowohlt, 284 S., 26 DM