Geschrieben am 13. März 2010 von für Bücher, Crimemag

James Patterson: Höllentrip

Höllische Lektüre

James Patterson gehört zu den absoluten Megasellern des internationalen Buchmarktes. Was sich gut verkauft, ist natürlich nicht deswegen und automatisch schlecht. Aber Absatzzahlen sind auch keine Qualitätsgarantie, der böse Spruch von den Millionen Fliegen, die sich nicht irren können, hat ja einen Gran Wahrheit. Lena Blaudez hat die Probe aufs Exempel gemacht.

Eine einsame Insel, ein idyllischer Familienurlaub, ein Trip in die Hölle – verspricht die Buch-Werbung. Insel stimmt. Und Höllentrip heißt der neue „Nr. 1 USA Bestseller“ (wenn man dem aufgedruckten Sticker glaubt) von James Patterson auch.

Die Story: Herzchirurgin Cathrine Dunne hat, nachdem ihr Gatte auf einem Segeltörn das Zeitliche gesegnet hatte, den berühmten Staranwalt Peter geheiratet, dessen unglaubliche Fiesheit wir bald erschrocken erkennen müssen. Der Kerl hat es nur auf ihr Geld abgesehen. Cathrine glaubt das nicht. Sie hat ja auch neben ihren Operationen am Herzen und den Vorträgen, die sie halten muss, kaum Zeit, sich um ihn und ihre Brut zu kümmern. Und das kommt dann davon: Die 18-jährige Tochter Carrie ist magersüchtig. Mark, 16, kifft sich um den Verstand. Der zehnjährige Ernie ist schrecklich altklug. Dann ist da noch Jake, der Bruder des Verblichenen. Cathrine und er hatten sich eigentlich mal sehr geliebt, aber das darf keiner wissen, sonst käme noch heraus, dass ja Ernie in Wirklichkeit von …

Weil Cathrine 100 Millionen Dollar oder so vom Gatten geerbt hat, kann sie immerhin (nachdem sie – wie alle – nach dem „Höllentrip“ geläutert ist, wie wir jetzt schon mal dreist verraten) ihre Arbeitszeiten im Krankenhaus etwas einschränken und sich mehr um die Kinder kümmern.

Böser reicher Anwalt kriegt einfach nicht genug

Aber von Anfang an: Um die schlimmen Probleme mit ihren Kindern zu lösen und als Familie wieder zusammenzufinden, beschließt Cathrine, einen mehrwöchigen Segeltörn mit Schwager Jake als Kapitän zu unternehmen. Die Familie Dunne und das Meer. Ahnt man nicht schon Furchtbares, wo doch Gatte Nr. 1 auf eben diesem Boot zu Tode kam?

Na, egal. Los geht’s. Und es sind ja alle sooo lieb. Die störrischen Kinder werden bereits bei der ersten größeren Welle zu dem, was sie recht eigentlich und tief drinnen sind: herzallerliebst und eigentlich kleine Helden. Das ist sehr rührend.

Aber der böse Peter hat eine Bombe an Bord platzieren lassen, von einem ganz gewissenlosen Auftragskiller. Zum Glück hat aber Onkel Jake in einem Anfall von Scherzhaftigkeit gerade in dem Moment alle über Bord geworfen, in dem die Bombe hochgeht, sodass nur er an den Folgen der Explosion zu Grunde geht, also zum Meeresgrunde. Die liebende Mutter und ihre drei Kinder schwimmen nun herum und ein riesengroßer Haifisch schwimmt ihnen hinterher. Au Backe! Und dann, als sie auf der einsamen Insel stranden, würgt eine ganz große Würgeschlange die Cathrine! Aber der Mark haut ihr auf den Kopf (also der Schlange) und dann wird sie verspeist. Das hat sie nun davon.

Message in a Buddel

Der kluge Ernie – vorlaut, aber süüüß – hat eine Colaflasche, einziges Zeichen der Zivilisation, auf der Insel gefunden und auf einen Fetzen Stoff mit Beerensaft (oder war es gar Bluuuut) geschrieben: „Die Familie Dunne hat überlebt.“ Und hat dann die Flasche ins weite, weite Meer geworfen. Da ist er aber von seinem Bruder verarscht worden. Allerdings zum letzten Mal. Denn genau diese Flasche fällt doch tatsächlich einem riesigen Thunfisch aus dem Maul, als der gerade von einem stolzen Fischer vor staunenden Touristen gewogen wird. Das wiederum sieht ein zufällig anwesender Journalist. Sodass dann die offizielle Suchaktion nach den Vermissten, die schon abgebrochen wurde, doch wieder aufgenommen wird.

Dumm gelaufen für die Bösen. Die Familie Dunne kann möglicherweise doch gerettet werden. Das kann Schurke Peter nicht hinnehmen. Er steigt in sein Flugzeug und fliegt zu der Insel, die nur er finden kann, weil das Gerät, das aus dem Schiffswrack die Koordinaten funken soll, clevererweise falsch eingestellt war und so die Suchmannschaften getäuscht wurden. Gerade will Peter also Cathrine, die am Lagerfeuer schlummert, totschießen (was bleibt ihm denn sonst auch anderes übrig, wenn er sie beerben will), als … Na, fingernägelkau.

Und dann ist Peters sexy Geliebte in Wirklichkeit auch noch gleichzeitig die ganz gemeine Geliebte des Auftragskillers – puh! Und als solche schießt sie den gierigen Peter tot. Nachdem er das Geld auf die Kaimaninseln oder so überwiesen hat. Aber dann schießt der Killer die Geliebte tot. Weil er das ganze Geld für sich alleine will. Meinen Sie, der üble Finger überlebt dieses geizige Gewinnstreben?

Wenn ich nicht wüsste, dass ja Gott sei Dank immer das Gute siegt, also dann hätte ich diese Lektüre vermutlich nicht überlebt. Mehr ist dazu aber auch nicht zu sagen.

Lena Blaudez

James Patterson: Höllentrip (Sail, 2008). Roman.
Aus dem Englischen von Helmut Splinter.
München: Goldmann 2010. 381 Seiten. 8,95 Euro.

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