Geschrieben am 15. Mai 2013 von für Bücher, Litmag

Heinz Strunk: Junge rettet Freund aus Teich

Heinz Strunk_ Junge rettet Freund aus TeichFlashbacks in die eigene Kindheit

– Heinz Strunk hat es wieder gemacht: Wie schon bei seinen Büchern „Fleisch ist mein Gemüse“, „Die Zunge Europas“, „Fleckenteufel“ und „Heinz Strunk in Afrika“ schafft er es auch mit seinem neuesten Werk wieder, mit einem neuen Tonfall zu überraschen und trotzdem seiner Linie treu zu bleiben. Von Tina Manske.

„Junge rettet Freund aus Teich“ erzählt die Jugend von Mathias Halfpape, der exakt so heißt wie auch Heinz Strunk mit bürgerlichem Namen. Im Buch wird der Leser konfrontiert mit der Geschichte des Autors selbst, und man benötigt etwas Sitzfleisch, um sich an die zunächst doch sehr ernsten Töne zu gewöhnen. Strunk erzählt aus der Perspektive von Mathias – zunächst als Sechsjähriger, dann als frischer Gymnasiast und als pubertierender Teenager – und passt sich im Tonfall dem jeweiligen Alter an.

Mathias lebt zunächst mit seiner Mutter bei den Großeltern in Hamburg-Harburg, in den Ferien fährt er zur Oma Emmi aufs Land und erlebt dort einige Abenteuer, aber unbeschwert ist das Ganze nicht, vielmehr liegt über allem eine allgemeine Melancholie. Nichts Neues für Leser von Heinz Strunk, doch die persönliche, altersangepasste Erzählweise sorgt auch für Unmut. Dass ein Junge mit sechs Jahren noch nicht so verbal versiert ist, führt eben leider auch dazu, dass das Buch zu Beginn nur zögerlich in Schwung kommt.

Man muss schon bis 1974 warten, wenn die Pubertät und auch eine gewisse Lebenserfahrung – gepaart mit Galgenhumor – sich bei Mathias bemerkbar machen und schon der spätere Musiker und Schriftsteller durchblitzt. Da ist er dann auch wieder, der Strunksound, den man als Leser so zu lieben gelernt hat:

„Sieben Hornissenstiche können ein Pferd töten! Ich versuche auszurechnen, wie oft ich wohl in ein Pferd ginge. Sicher mehr als siebenmal, in die Jugo-Klepper von Holzapfels vielleicht gerade mal eben so. Emmi hört gar nicht mehr auf zu saugen. Sie riecht aus dem Mund, und ihre Lippen fühlen sich ganz schön lapperig an. Immer wieder spuckt sie aus und setzt neu an. Wahnsinn, wie sie trotz ihrer achtzig Jahre die Situation unter Kontrolle hat.“

Zudem erhält man als selbst in dieser Zeit sozialisierter Mensch herrliche Flashbacks in die eigene Kindheit. Großartig, wie Mathias sich zum Beispiel unter dem Einfluss cortisonhaltiger Medizin „Ein Platz für Tiere“ oder „Was bin ich?“ anschaut und es für das Herrlichste auf der Welt hält. Undundund oderoderoder. Die Begebenheit, die dem Buch seinen Namen gibt, führt auch zu keinem wirklich kathartischen Moment – manche Freunde geraten auf die schiefe Bahn, andere ganz aus dem Blickfeld, wie das im Leben eben so ist. Der echte Schockmoment folgt ganz zum Schluss und schreit nach einer Fortsetzung.

Anzunehmen, dass auch in diesem Fall – wie bei Strunks anderen Büchern auch – die ungekürzte Lesung vom Autor selbst für einige Lacher sorgt, wo man sie vorher gar nicht erwartet hat.

Tina Manske

Heinz Strunk: Junge rettet Freund aus Teich. Roman. Rowohlt 2013. 288 Seiten. 19,95 Euro.

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