Geschrieben am 13. Dezember 2008 von für Bücher, Crimemag

Gabriella Wollenhaupt: Es muss nicht immer Grappa sein

Scherzkekse

Ob etwas komisch oder bloß witzisch oder lustisch ist, das macht schon einen gewaltigen Unterschied, findet der Co-Gründer und Redakteur der Literaturzeitschrift Am Erker (www.am-erker.de) Joachim Feldmann.

Aus der deutschen Krimilandschaft sei sie nicht wegzudenken, die spitzzüngige Reporterin Maria Grappa, behauptet keck der Werbetext des Dortmunder Grafit Verlags, in dem seit 1993 anderthalb Dutzend Abenteuer der Amateurdetektivin erschienen sind. Mir ist das bislang problemlos gelungen. Die ersten siebzehn Romane konnte ich schon deshalb getrost ignorieren, da mein Bedarf an Ruhrpott-Krimis durch eine andere, im selben Verlag beheimatete Serie vollauf gedeckt schien. Außerdem war mir eine Heldin, die nach einer Schnapssorte benannt ist, schlicht zu albern.

Als mir aber nun Band Nummer 18 mit dem, zugegeben gar nicht so blöden, Titel Es muss nicht immer Grappa sein ins Haus geschickt wurde, war ich doch ein wenig neugierig, probierte die ersten Zeilen aus und war zunächst positiv überrascht. „Nicht alles, was sich hinten reimt, ist ein Gedicht“, hieß es da. „Und nicht jede Frau über siebzig eine harmlose Oma. Ekaterina Schöderlapp ging viele Jahre lang als Oma durch. Das war ihre Stärke.“
Die Stärke der Fernsehredakteurin Gabriella Wollenhaupt, der wir außer den Grappa-Romanen noch ein paar historische Krimis verdanken, ist das Formulieren ebenso lakonischer wie prägnanter Sätze. Ihre Schwäche ist eine verhängnisvolle Neigung zum Klamauk, die sich hier in der Wahl des Nachnamens des Mordopfers – Frau Schöderlapp trägt eine Plastiktüte über dem Kopf und ist mausetot – offenbart. Was in den Romanen Thomas Manns einen skurrilen Effekt haben mag, bekommt einem Krimi, auch wenn er nicht in die ernste Abteilung des Genres gehört, gewöhnlich weniger gut. Und das ist in diesem Fall besonders tragisch, denn die grob humorigen Elemente des Romans kollidieren auf unschöne Weise mit einer angenehm knappen Erzählweise, deren Komik subtilerer Natur ist. Warum muss Dortmund „Bierstadt“ heißen? Was verspricht sich die Autorin von einer an miserable deutsche TV-Comedy erinnernden Nebenhandlung um den transsexuellen Ehemann einer Kollegin Grappas? Und wen möchte sie mit der langatmigen Parodie einer Fernsehsoap amüsieren?

Mir scheint es, als ob Wollenhaupt, trotz aller Routine, ihrem Erzähltalent nicht so richtig traut und deshalb meint, eine solide Krimihandlung um Kaviarschmuggel und andere gesetzwidrige Aktivitäten mit allerlei Quatsch aufpeppen zu müssen. Wahrscheinlich aber verhält es sich leider so, dass ihre zahlreichen Leserinnen und Leser genau diese Art von Humorprodukt von ihr erwarten

Joachim Feldmann

Gabriella Wollenhaupt: Es muss nicht immer Grappa sein. Grafit: Dortmund 2008. 219 Seiten. 8,95 Euro.