Geschrieben am 28. März 2009 von für Bücher, Crimemag

Ernst Solér: Staub im Paradies

Staub zu …

Eine Rezension, die leider zum Nachruf werden musste. Ein kleines in memoriam von Joachim Feldmann.

Der im letzten Jahr zu früh verstorbene Schweizer Autor Ernst Solér hat sich mit seinen Romanen um den Kriminalisten Fred Staub in nur wenigen Jahren einen guten Ruf erschrieben. Das liegt sicherlich nicht zuletzt an seiner Hauptfigur, dem eigenwilligen, gelegentlich recht unverträglichen Hauptmann der Zürcher Kantonspolizei. Aber auch Solérs Talent, einen sauberen, wenn auch nicht immer überraschungsreichen Plot zu konstruieren, trägt dazu bei, dass man seine Bücher nie mit dem Gefühl aus der Hand gelegt hat, seine Zeit verschwendet zu haben. Und dies ist angesichts des reichen Angebots an überflüssiger Kriminalliteratur durchaus bemerkenswert.

Staub im Paradies also, Solérs vierter Roman, wird der letzte Fall des störrischen Ermittlers bleiben. Tätig wird er dieses Mal nicht im heimischen Revier. Mit Frau, Sohn und dessen Freundin besucht er seine Tochter Anna, die in Sri Lanka für ein internationales Forschungsprojekt arbeitet. Doch kaum angekommen, wird er Zeuge eines Anschlags, dem ein Kollege seiner Tochter zum Opfer fällt. Selbstredend beginnt Staub seinen einheimischen Kollegen bei der Suche nach dem Mörder zu unterstützen. Dies gestaltet sich jedoch gar nicht so einfach, sind die Auswirkungen des Bürgerkrieges zwischen tamilischen Rebellen und der Armee der Zentralregierung auch im Alltag ständig spürbar.

Während also der Chef sein kriminalistisches Gespür auf fremdem Terrain erprobt, sehen sich seine Kollegen daheim in Zürich mit einem rätselhaften Mord konfrontiert. Ein Tamile ist erstochen aufgefunden worden. Nun sind Ermittlungen in einem wenig auskunftsfreudigen Milieu notwendig.

Wie es sich für einen Krimi gehört, sind beide Fälle miteinander verbunden. Und irgendwann glaubt Staub, trotz aller Widerstände die Lösung gefunden zu haben. Dass dem nicht so ist, gehört zu den Stärken dieses Romans. Tatsächlich erweisen sich im Nachhinein die Ermittlungsergebnisse, auf die der landesfremde Polizist ziemlich stolz ist, als zu einem nicht geringen Teil als Fiktion. Und so wird aus einer Detektivgeschichte mit exotischem Flair beinahe ein veritabler Politthriller.

Schon aus diesem Grund war es kein ungeschickter Zug Solérs, für die Sri-Lanka-Kapitel Staub selbst als Erzähler (und dazu noch im Präsens) einzusetzen. Dagegen fallen die in Zürich spielenden Szenen ein wenig ab, nicht zuletzt, weil sich hier manchmal ein allzu betulicher Erzählton einschleicht. Doch dieses Manko ist angesichts der überzeugenden Gesamtkonstruktion durchaus zu vernachlässigen.

Joachim Feldmann

Ernst Solér: Staub im Paradies. Roman. Dortmund: Grafit 2009. 222 Seiten. 8,50 Euro.