Geschrieben am 13. Februar 2004 von für Bücher, Litmag

Douglas Coupland: Girlfriend in a coma

Schludrig

Ziemlich ungenießbarer Cocktail aus schnoddrigem SlapStick, Pop, Splatter und dem Pathos eines Laienpredigers

„Wollte man den gegenwärtigen Stand der Dinge benennen, so würde ich sagen, wir befinden uns nach der Orgie. Heute ist alles befreit, das Spiel ist gespielt, und wir stehen gemeinsam vor der entscheidenden Frage: WAS TUN NACH DER ORGIE“? – so schrieb der französische Philosoph Jean Baudrillard 1990.

In seinem neuen Roman versucht Douglas Coupland wie schon in seinem Erstlingserfolg „Generation X“ das Lebensgefühl der um die 30jährigen im rasenden Stillstand der 80er und 90er zu beschreiben: „Die siebziger waren vorüber … die Welt drehte sich schneller“ und mit ihr eine Clique von fünf „leeren, gottlosen Teenagern“ aus Vancouver. Die Atmosphäre ist geschwängert von tiefer Einsamkeit und der verzweifelten Suche nach einem letzten Sinn. Jeder auf der Welt scheint dabei nur noch ein „Fake“ zu sein und in lauter leeren „Fernsehbildern“ zu sprechen.

Um die schleichenden Veränderungen zu verdeutlichen, läßt Douglas Coupland die sechszehnjährige Karen nach einem Blick in die düstere Zukunft 1979 ins Koma fallen. Ihre Freunde verlieren im Laufe der Jahre ihre Träume und finden sich mit viel Whisky und Heroin mehr oder weniger gut im Lebenskampf zurecht – als Börsenspekulant, Fotomodell, Ärztin oder Maskenbildnerin: „Jetzt gibt es nur noch das System, alle anderen Optionen haben sich in Luft aufgelöst.“ Kurz bevor die gesamte Menschheit im Dezember 1997 in den „großen Schlaf“ fällt, wacht Karen aus dem Koma auf. Nur sie und ihre Clique überleben den Weltuntergang und vegetieren ohne Hoffnung in einem leichenstrotzenden Horroszenario dahin – doch sie bekommen noch eine zweite Chance…

Douglas Coupland hat ohne Zweifel ein Gespür für die entscheidenden Fragen unserer Zeit – aber leider nur ein sehr begrenztes literarisches Talent. „Girlfriend in a coma“ ist ein schludriger Roman, der vor schiefen Bildern, hölzernen Dialogen und pseudoexistentialistischem Geschwätz überquillt. Sein Roman ist letztlich ein ziemlich ungenießbarer Cocktail aus schnoddrigem SlapStick, Pop, Splatter und dem Pathos eines Laienpredigers: „Ihr habt nichts zu verlieren und alles zu gewinnen. Geht los und macht das Land für eine neue Zivilisation bereit…“

Von Karsten Herrmann

Douglas Coupland: Girlfriend in a coma. Taschenbuch – 351 Seiten – Goldmann, Mchn. Erscheinungsdatum: 2001 ISBN: 344244957X