Der Wellnessbereich als Bühne des Lebens
– Gibt’s was Schlimmeres als eine Fünfzigerfeier in einem spießigen Lokal? Eindeutig ja, findet Ulrich Noller.
„Sauna, Hot Stones, Schweißausbrüche“, so wirbt der Deutsche Taschenbuch Verlag auf dem Cover für „Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt“, das neue Erfolgsbuch von Dora Heldt. Und dann geht’s direkt ins Herz der Dinge: „Gibt es etwas Schlimmeres, als seinen fünfzigsten Geburtstag in einem spießigen Lokal mit der ganzen Familie feiern zu müssen, Geschäftskollegen des Mannes und Nachbarn inklusive?“ Betroffen ist Doris, 49, klar, und Hausfrau, auch klar, geplagt von Schweißausbrüchen, nicht nur wegen des Geburtstags, nein, die Wechseljahre stehen an. Doris also verweigert sich aller Konvention, sagt ihren Geburtstag ab, verzieht sich mit zwei alten Freundinnen in ein Wellnesshotel, will in Erinnerungen schwelgen. Allerdings hat sie da die Rechnung ohne ihren Mann Torsten gemacht. Der organisiert nämlich eine Überraschungsparty, und zwar zufällig ganz in der Nähe des Wellnesshotels, klar, so dass es ohne allzu viel Umstände ein hübsches Happy End geben kann, auch klar …
Der Wellnessbereich als Bühne des Lebens: Dora Heldt inszeniert die Wechseljahre als dampfende Schmonzette in Weichholzästhetik, wobei in den wabernden Nebeln dieses mehr feucht als fröhlichen Saunagangs gelegentliche Aufgüsse aus mildem Witz und sanfter Ironie so für den passenden Wohlfühlfaktor sorgen sollen, dass es zwar niemandem wehtut, aber doch ganz lustig ist. Was über weite Teile misslingt, weil die Witze meistens so fade sind wie die Ironie abgeschmackt rüberkommt; ganz abgesehen von den nervenden Charakteren, über die die Autorin immer und immer wieder bloß dasselbe zu berichten weiß, und das auf 318 Seiten. Mal ehrlich also, gibt’s was Schlimmeres als eine Fünfzigerfeier in einem spießigen Lokal etcpp.?
Eindeutig ja: Wenn eine Erfolgsautorin, die sich über ihren Geburtstag Gedanken macht, aus ihren Überlegungen ein derart überflüssiges, schlechtes, fies auf Bestseller getrimmtes Buch formt, das dann alle lesen müssen, Geschäftskollegen des Mannes und Nachbarn inklusive.
Ulrich Noller
Dora Heldt: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt. DTV premium, 2011. 336 Seiten. 14,90 Euro. Zur Homepage von Dora Heldt geht es hier, ein Video-Interview (Youtube) mit der Autorin finden Sie hier.