Geschrieben am 27. August 2007 von für Bücher

Bruno Morchio: Kalter Wind in Genua

Herz und Härte

Bruno Morchio hat mit Bacci Pagano einen illustren Typen geschaffen, der seine Wurzeln in den Utopien der 68er hat, Klassik und Kulinarisches liebt, Herz und Härte in sich vereint sowie einen gesunden Realismus pflegt.

Mit Bacci Pagano bekommt die Riege der mediterranen Schnüffler und Privatdetektive von Pepe Carvalho über Fabio Montale bis zu Proteo Laurenti Nachwuchs.

Paganos Revier ist die Altstadt Genuas, wo sich „das enge Netz der Carruggis ausbreitet, der schmalen Gassen, wo die Sonne nur zu Mittag vorsichtig hineinlugt.“ Hier ist er mit seiner roten Vespa 200 PX unterwegs auf den Spuren des Verbrechens und in seinem ersten Fall verknüpft sich politischer Terrorismus mit einem Mafia-Mord und Geldwäsche im großen Stil.

Bruno Morchio hat mit Bacci Pagano einen illustren Typen geschaffen, der seine Wurzeln in den Utopien der 68er hat, Klassik und Kulinarisches liebt, Herz und Härte in sich vereint sowie einen gesunden Realismus pflegt: „Das Gesicht zu verlieren, gehört für einen Privatdetektiv genauso zum Beruf wie seinen Arsch zu retten.“

In seinem ersten von mittlerweile vier in Italien erschienenen Bacci Pagano-Krimis frönt Bruno Morchio seiner Liebe zu seiner Heimatstadt Genua und liefert schon fast Reiseführer-Qualität. Daneben nimmt er seinen Krimi als Sprachrohr, um mit dem Raubtierkapitalismus der Globalisierung, der Mafia und dem vergangenen Berlusconi-Regime gnadenlos abzurechnen. Das alles gerät zuweilen ein wenig zu salongeschwätzig und klischeehaft und lässt den Spannungsbogen bei der Aufklärung der zwei Verbrechensstränge nur mäßig ansteigen. So kann Bacci Pagano mit seinem ersten Fall noch nicht in den Olymp der Mittelmeer-Ermittler aufsteigen und bleibt bis auf Weiteres in Anwärterstellung.

Karsten Herrmann

Bruno Morchio: Kalter Wind in Genua. Unionsverlag 2007. 320 Seiten. 19,90 Euro.