Geschrieben am 8. Februar 2003 von für Bücher, Crimemag

Brian Lecomber: Letzter Looping

Virtuoser Flug in die körperliche Hölle

Brian Lecomber ist Kunstflieger und „Lebenskünstler“: Von der Schule verwiesen, Lehre und diverse Journalistenjobs aus Langeweile aufgegeben, Fliegen gelernt. Beim Luftzirkus gearbeitet, des besseren Wetters wegen in die Karibik gegangen, Fluglehrer geworden, Flugzeuge überführt, Buch geschrieben: „Ich setzte mich also für drei Monate auf die Veranda meines tropischen Bungalows und schrieb einen Roman. Die Handlung war frei erfunden, doch die Flugzeuge, die Schauplätze und die Personen existierten wirklich.“

Das Buch ist authentisch und soll es auch sein: „Wenn ich die Leser in ein Cockpit mitnehme oder auf einen weit entfernten Flughafen, dann können sie sicher sein, dass es dort genauso aussieht. Wenn ich es schaffe, dass der Leser den Motor hört und die Vibrationen durch den Sitz hindurch spürt – dann habe ich etwas erreicht, was vielleicht sogar der Mühe wert war.“

Und die Anstrengung hat sich gelohnt. Sehr genau und treffend sind die Schauplätze skizziert, detailliert und plastisch die Beschreibungen der diversen halsbrecherischen Flugstunts seines traurigen Helden Ken Holland. Die Handlung allerdings ist schnell erzählt und schnell vergessen: Böse Mafiakiller suchen unendlich wertvolle Briefmarken, die ein abtrünniges Clanmitglied vor ewiger Zeit in einem von Kens Oldtimern versteckt hat. Ehe der weiß wie ihm geschieht, ist sein bester Freund ermordet und Ken mittendrin in einem Kampf auf Leben und Tod.

Lecombers Buch ist schnell wie eine Concorde und von einer Spur des Blutes durchzogen. Als Luftakrobat sowieso ohne Todesfurcht und durch etliche Abstürze an Schmerzen gewöhnt, liefern sich Ken Holland und der Mafiaclan unglaubliche Verfolgungsjagden in der Luft und auf dem Land, mit Autos, Motorrädern und zu Fuß, immer am äußersten Limit der Belastbarkeit. Peinigend genau beschreibt Lecomber die Qualen seines todesmutigen Helden, der bei unzähligen Schießereien, Folterungen und Unfällen immer wieder das Bewußtsein und schließlich den kleinen Finger seiner linken Hand verliert. „Letzter Looping“ zeigt sämtlicher Nuancen von Schmerzen und Geschwindigkeit. Jeder ohne Flugangst und mit Spaß an exessiver Gewalt wird den Humor und die lockere, unbekümmerte Sprache dieses virtuosen Flugs in die körperliche Hölle lieben.

Jan Karsten

Brian Lecomber: Letzter Looping:Taschenbuch – 349 Seiten – Unionsverlag Erscheinungsdatum: 2000 ISBN: 3293201822