Geschrieben am 11. April 2015 von für Bücher, Crimemag

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 24

pick handAbout Crime Fiction – Pick of the Week N° 24

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag unregelmäßig ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

Buckler, Patricia Prandini_Bloody ItalyPatricia Prandini Buckleri (ed): Bloody Italy. Essays on Crime Writing in Italian Settings

Das italienische Staats- und Rechtssystem hat bekanntermaßen so seine Tücken und auch so einige „Lücken“, durch die Leute wie zum Beispiel Silvio Berlusconi erfolgreich schlüpfen können. Auch bei den Strafverfolgungsbehörden gibt es offenbar eine Menge schwarzer Schafe, die gerne mal die Hand aufhalten. Politiker, Juristen und Polizeiermittler, die gegen die allgegenwärtige Korruption vorgehen, kommen zunehmend zu der Erkenntnis, dass sie in einem fehlerhaften System arbeiten. Vom Kriminalroman wird ja immer, und zwar zu Recht, behauptet, dass er die Wirklichkeit abbildet, Trends aufzeichnet und einigen Autoren gelingt es manchmal sogar, kriminelle Richtungen aufzuzeigen, die erst wenig später die Schlagzeilen der Presse füllen. Auch italienische Krimiautoren laufen nicht mit geschlossenen Augen durch die Zeitgeschichte. Ihre polizeilichen Ermittler führen einen steten Kampf gegen grassierende Korruption und Ungerechtigkeit, immer in der Hoffnung, wenigstens auf literarischem Gebiet den Opfern eine gewisse Gerechtigkeit zukommen zu lassen. In sechs Essays werden die Arbeiten von Krimiautoren aus Italien diskutiert, zwei Beiträge beschäftigen sich mit Sachbüchern zu höchst kriminellen Begebenheiten (mit dem als „Das Monster von Florenz“ bekannt gewordenen Serienmörder und mit dem organisierten Verbrechen der Camorra in Neapel). Jeder Beitrag wird mit einer, meist umfangreichen, Bibliographie weiterführender Literatur abgeschlossen.

Inhalt:
Preface / Introduction / Patricia Prandini Buckler: Giallo and Noir. Crime Writing in Italy / Nicole Welgen: Novels About Mysteries = Mystery Novels? The Year of Lead in Contemporary Italian Literature / Alice Bendinelli: Gomorrah, Scarface and the Italian Camorra. Roberto Saviano’s Journey into Naples’s Organized Crime / Patricia Prandini Buckler: The Monster of Florence. A Tritych / Thomas A. Van: Inspector Montalbano on Stage. The Theatrics of Andrea Camilleri / Marcia J. Songer: For There Were Eunuchs. A Venetian Castrato as Sleuth / Marilyn Rye: Mozart on Her Mind, Venice in Her Heart, Mysteries in Her Pen. Donna Leon’s Commissario Guido Brunetti Series / Patricia Prandini Buckler: Michel Dibdin’s Peripatetic and Puzzling Aurelio Zen / About the Contributors / Index.

Patricia Prandini Buckler ist Assisten Professorin für Englisch sowie für Frauen- und Genderforschung an der Indiana University Northwest in Gary und emeritierte Professorin für Englisch an der Purdue University. Sie lebt in Valparaiso, Indiana.

Patricia Prandini Buckler (ed): Bloody Italy. Essays on Crime Writing in Italian Settings. 2014, 198 S., McFarland & Company, 0-7864-5864-X / 978-0-7864-5864-6, US $ 40,00.

Pick
polarafricain1Bernard De Meyer / Pierre Halen / Sylvère  Mbondobari (Hg): Le Polar Africain

Krimiautoren aus Afrika sind im deutschsprachigen Raum so gut wie unbekannt. Ganz anders sieht es dafür in Frankreich und im francophonen Afrika aus – hier liegen zahlreiche Kriminalromane von Autoren aus Afrika oder von in Frankreich lebenden afrikanischen Autoren vor. De Meyer und seine beiden Mitherausgeber konnten in ihrer Betrachtung zum afrikanischen Kriminalroman eine Vielzahl von Literaturwissenschaftlern versammeln, die in ihren Beiträgen das Thema von verschiedenen Perspektiven her beleuchten. Analysiert werden Literaturgeschichte, Poetik, Hermeneutik und Rezeption ebenso wie eingehende Betrachtungen zu einzelnen Autoren wie zum Beispiel Mongo Beti (Kamerun), Bolya Baenga (Kongo & Frankreich) oder Tété François Kwassi (Togo).

Auf 250 Seiten wird die Geschichte der sich noch in der Entwicklungsphase befindlichen afrikanischen Kriminalliteratur vorgestellt und zudem beleuchtet, wie die einzelnen Autoren bestimmte Themenbereiche in ihren Krimis behandeln. Zugleich bietet „Le Polar Africain“ einen umfassenden Blick auf die Eigenheiten afrikanischer Kriminalliteratur und untersucht ebenfalls, ob und wie sich der afrikanische Krimi dem europäischen Krimi anschließt. Um die ganze Bandbreite der vorliegenden Untersuchung vorzustellen, sei ein Blick auf die universitäre Herkunft der Beiträger erlaubt. Sie kommen von Universitäten aus KwaZulu-Natal, Libreville/Gabun, Cergy-Pontoise, Lorraine, Lyon, Bayreuth, Kamerun, Mainz, Freiburg/Br., Swaziland und Salt Lake City. „Le Polar Africain“ wird abgeschlossen durch eine Auswahlbibliographie der Primärtexte von 28 afrikanischen Kriminalschriftstellern. Diese kompakte Analyse sei jenen Interessenten herzlich empfohlen, die mehr zum „schwarzen“ Krimi erfahren möchten.

Inhalt:
Bernard De Meyer & Sylvère Mbondobari: Introduction / Daniel Delas: Le polar africain. Pour cartographier un continent / Sylvère Mbondobari & Bernard De Meyer: Polars d’Afrique noire francophone. Influcences et confluences / Pierre Halen: Des énigmes criminelles dans le contexte de l’ère coloniale finissante. Une lecture policière de „La Termitière“ de Daniel Gillès / Florian Alix: Le polar satirique postcolonial. Driss Chraïbi et Mongo Beti / Susanne Gehrmann: L’enquête comme quête du savoir. Les usages du roman policier chez Boubacar Boris Diop / J.-J. Rousseau Tandia Mouafou: Pour une sociopoétique des valeurs dans le polar d’Afrique francophone / Bernard De Meyer & Guilioh Merlain Vokeng Ngnintedem: Le polar d’Afrique francophone comme (ré)écriture de l’histoire. À propos des dernières œuvres de Mongo Beti / Sylvère Mbondobari: Les lieux de l’immigration dans le roman policier africain postcolonial / Thorsten Schüler: L‘<africanisation> des genres (para-)littéraires. La déconstruction du roman policier chez Théo Ananissoh et Alain Mabanckou / Katia Meintel: Le sorcier enquêteur. Le roman policier et la magie en Afrique francophone / Karen Ferreira-Meyers: Le roman policier africain et les arts de l’oralité en Afrique. Deux mondes parallèles? Thérèse De Raedt: Entretien avec Abasse Ndione / Le roman policier d’Afrique noire francophone (bibliographie succincte) / Les auteurs.

Bernard De Meyer / Pierre Halen / Sylvère  Mbondobari (Hg): Le Polar Africain. 2013, 260 S., Université de Lorraine – Centre de recherches „Écritures“ (Littératures des mondes contemporaines, Série Afriques, No. 8), 2-917403-23-3, 978-2-917403-23-5.

Pick
Mempo Giardinelli_El género negroMempo Giardinelli: El género negro. Orígenes y evolución de la literatura policial y su influencia en Latinoamérica

Seit gut 80 Jahren ist Kriminalliteratur auch in der spanischsprachigen Welt Trend und hat Legionen von Fans gefunden. Das spanischsprechende Lateinamerika macht da keine Ausnahme. Diese Begeisterung für Kriminalliteratur – zunächst meist für Übersetzungen mehrheitlich US-amerikanischer Autoren – veranlasste Professor Mempo Giardinelli 1984 zu einer Arbeit über die Geschichte des Krimis und den Einfluss dieser Gattung auf die Unterhaltungsliteratur Lateinamerikas. 1984 in Argentinien erschienen, war seine Abhandlung nicht nur in kürzester Zeit vergriffen, sondern wurde unter Krimienthusiasten des Landes so sehr als Kultobjekt gehandelt, dass bald nirgendwo mehr Exemplare existierten, die man (raub-)kopieren konnte. Ausleihen in Bibliotheken waren nicht möglich, da ehemals verliehene Exemplare nie zurückgegeben wurden [dazu sei angemerkt, dass gerade in lateinamerikanischen Ländern Buchauflagen mehr als überschaubar waren und sind]. Nach eigenen Worten hatte Mempo Giardinelli „die Nase voll von Fans“, die ihn mit Anfragen nach seiner Arbeit löcherten. Glücklicherweise entschied sich Giardinelli 2012 zu einer (Neu)Auflage, die dann 2013 in den Handel kam. Auch diese Neuauflage wurde auf dem (argentinischen) Buchmarkt rasch rar. -–An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei einem Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Buenos Aires bedanken, der ganz offensichtlich über beste Beziehungen zum argentinischen Literaturmarkt verfügt, und mir eines dieser wenigen noch existierenden Exemplare besorgte!!—- Mempo Giardinelli gliedert seine Untersuchung in 5 Teile, ausgehend von der Definition des Genres und seiner Geschichte, über maßgebliche und richtungsweisende Vorbilder (hier bezieht er sich hauptsächlich auf amerikanische Autoren), weiterhin wirft er einen kurzen Blick auf die europäische Kriminalliteratur (dieser Blick richtet sich aber maßgeblich auf die Säulenheiligen des Genres aus Frankreich und Spanien), um sich dann der lateinamerikanischen Kriminalliteratur zuzuwenden (Argentinien, Chile, Kolumbien, Kuba, Mexiko und Peru). In zwei ausführlichen Anhängen beschäftigt er sich zum einen mit Ross MacDonald und zum anderen mit dem Krimi im Film. Die abschließende Bibliographie (Primärliteratur) bezieht sich fast ausschließlich auf jene anglo-amerikanischen Autoren, die das Genre in Lateinamerika nachhaltig beeinflussten.

Inhalt:
Prefacio a esta edición / Teil 1: El género definición y caracteres – Orígenes y evolución / Teil 2: La evolución del género negro – Los otros padres fundadores / Teil 3: Los otros grandes del género – Autores y temas de la literatura negra / Teil 4: Escritores europeos del género negro / Teil 5: La novela negra en la América Hispana / Colofón / Apéndice I. Entrevista con Ross MacDonald – Psicología, oficio y novela policial revolucionaria /Apéndice II. Novela negra y cine – Confluencia desde el origen / Bibliografía.

Mempo Giardinelli, geboren am 2.8.1947, lebte nach dem Putsch von General Jorge Rafael Videlas von 1976 bis 1984 in Mexiko im Exil. Giardinelli ist Schriftsteller, seine Arbeiten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 1986 gründete er in Buenos Aires die literarische Zeitschrift „Puro Cuento“, die er bis 1992 als Chefredakteur leitete. Als Dozent lehrte an der Universidad Iberoamericana (Mexiko), Universidad Nacional de la Plata (Argentinien) und an der University of Virginia (USA). 2006 wurde er Dr. hc. der Université de Poitiers (Frankreich).

Mempo Giardinelli: El género negro. Orígenes y evolución de la literatura policial y su influencia en Latinoamérica. 2013, 283 S., Capital intelecual (Claves del arte, Bd. 6), 987-614-399-9 / 978-987-614-399-8, [Argentinische Dollar] AR $ 139,00 / [Argentinische] Peso 139,00.

Thomas Przybilka

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