Geschrieben am 26. Juli 2014 von für Bücher, Crimemag

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 23

pick handAbout Crime Fiction – Pick of the Week N° 23

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag unregelmäßig ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

 Lucy_Andrew_Crime Fiction in the CityLucy Andrew, Catherine Phelps (Hg): Crime Fiction in the City. Capital Crimes

Im Sommer 2009 konnte ich im „Krimi-Tipp Sekundärliteratur“ auf „French Crime Fiction“, herausgegeben von Claire Gorrara, hinweisen. Es war der erste Band in der Reihe „European Crime Fictions“. Inzwischen sind weitere Bände in dieser ambitionierten Serie erschienen. Diverse Beiträge in „Crime Fiction in the City. Capital Crimes“, herausgegeben von L. Andrew und C. Phelps, analysieren den urbanen, großstädtischen Kriminalroman. Der Bogen wird vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart gespannt, als Fallbeispiele wurden neben den traditionellen Krimischauplätze wie London, Paris oder Rom/Vatikanstadt auch die Krimisettings Edinburgh, Cardiff, Dublin und Stockholm gewählt. Der schottische Kriminalautor Ian Rankin eröffnet diesen Reigen mit seiner Analyse eines Dialoges zwischen dem anglophonen und dem kontinental-europäischen Kriminalroman. Weiterhin werden irische und walisische Kriminalautoren den etablierten europäischen Kollegen gegenübergestellt und analysiert.

Inhalt: Lucy Andrew & Catherine Phelps – Introduction / Ian Rankin – Edinburgh / Gill Plain – „The map that engenders the territory“? Rethinking Ian Rankin’s Edinburgh / Catherine Phelps – Corralling Crime in Cardiff’s Tiger Bay / Cormac Ó Cuilleanáin – Crimes and Contradictins: the Fictional City of Dublin / Kerstin Bergman – From Natoinal Authority to Urban Underbelly: Negotiations of Power in Stockholm Crime Fiction / Margaret Atack – Streets and Squares. Quartiers and Arrondissements: Paris Crime Scenes and the Poetics of Contestation in the Novels von Jean-François Vilar / Maurizio Ascari – The Mysteries of the Vatican: from Nineteenth-century Anti-clerical Propaganda to Dan Brown’s Religious Thrillers / Stephen Knight – A Tale of Three Cities: Megalopolitan Mysteries of the 1840s / Lucy Andrew & Catherine Phelps – Conclusion / Index.

Lucy Andrew schreibt an ihrer Dissertation über den Stellenwert des jugendlichen „boy detective“ in der britischen Spannungsliteratur von 1880 bis 1930. Sie ist graduierte Studentin der Cardiff University.

Catherine Phelps forscht an der University of South Wales zu den Themen Feminismus, Kriminalliteratur und Post-Kolonialisnus. Neben zwei Buchpublikationen liegen von ihr auch mehrere Artikel zur walisischen Kriminalliteratur vor: „Welsh Crime Scenes – mapping Welsh crime fiction“, „Returning to the Scene of the Crime: Investigating the Role of the Welsh PI“, „National Identity and the Emerging Genre: Arguing the Case for Welsh Crime Fiction and its Place in the Canon“.

Andrew, Lucy / Phelps, Catherine (Hg): Crime Fiction in the City. Capital Crimes. 2013, 194 S., University of Wales Press (European Crime Fictions), 978-0-7083-2586-5, £ 90,00.

Pick
Charles_Brownson_The Figure of the DetectiveCharles Brownson: The Figure of the Detective. A Literary History and Analysis

Charles Brownson untersucht im vorliegende Werk die Darstellung des Ermittlers im Krimi. Die Analyse beginnt mit der frühen Geschichte der Kriminalliteratur. Er zeigt die mehr oder weniger unveränderbaren Typologien, die dieses Genre um 1880 prägten und zu einer populären Literaturgenre in England machte. Es sind Protagonisten wie Sherlock Holmes beziehungsweise die Vertreter des klassischen britischen Stils der Detektivliteratur, welche die ausschlaggebenden Regeln und Elemente dieser Literaturgattung festzurrten. Auch wenn sich zum Beispiel das soziale Umfeld änderte, weitere Gattungen wie Hard-Boiled, Spionageliteratur oder Thriller die klassische britische Detektivliteratur ablösten und das Genre erweiterten, die mit der Entstehung des Genres festgelegten Regeln gelten auch weiterhin. Charles Brownson schließt seine Analyse mit einer recht umfangreichen Bibliographie der englischsprachigen Sekundärliteratur ab.

Inhalt: Preface / Introduction / The Pre-Classical Detective / Sherlock Holmes – Rationality and the Detective Artist / The English Classic / Psycho-Intuitive and Noir / Hard-Boiled, Spies and Thrillers / The Neoclassic Revival / Metaphysical Modern / Appendix: Chronological List of Films Mentioned in the Text / Chapter Notes / Bibliography / Index.

Charles Brownson ist Professor Emeritus der Arizone State University. Er hat selber mehrere Kriminalromane geschrieben und hat sich, durch die Herstellung handgefertigter Bücher, einen Ruf als Buchkünstler erworben. Charles Brownson lebt in Tempe, Arizona.

Brownson, Charles: The Figure of the Detective. A Literary History and Analysis. 2014, 210 S., McFarland, 978-0-7864-7769-2, US $ 40,00

Pick
Andrew_Nestingen_Scandinavian Crime FictionAndrew Nestingen und Paula Arvas (Hg): Scandinavian Crime Fiction

In Skandinavien, wie auch in den anderen Ländern Europas, boomt der Krimimarkt. Seit Beginn der 1990er Jahre werden Deutschland und seine europäischen Nachbarn mit Krimi-Übersetzungen aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden geradezu überrollt (dies gilt übrigens auch für die hervorragend gemachten Krimi-TV-Serien aus dem Norden, man denke zum Beispiel nur an „Die Brücke“ oder „Kommissar Winter“). Mit Recht kann man behaupten, dass eine große Anzahl skandinavischer Krimiautorinnen und –autoren zu den in Europa zur Zeit meist gelesenen SchriftstellerInnen gehören. Åke Edwardson, Arne Dahl, Karin Fossum, Anne Holt, Arnaldur Indridason, Leena Lehtolainen, Henning Mankel, Liza Marklund, Jo Nesbø, Håkan Nesser oder Taavi Soininvaara neben vielen, vielen anderen gehören dazu. Nordische Krimis vermitteln den Lesern Kenntnisse über Land und Leute und wecken – gerade in Deutschland – Fernweh nach Skandinavien. Die Herausgeber A. Nestingen und P. Arvas haben ihre Darstellung der skandinavischen Kriminalliteratur in drei Teile gegliedert, in denen verschiedene Beiträger einen Blick auf die Gesellschaft werfen, Standpunkte zu sozialpolitischen Themen erkunden und die Präsentation verschiedener Szenarien beleuchten. Es handelt sich bei „Scandianvian Crime Fiction“ übrigens um die erste englischsprachige Studie zum Thema (erst im Folgejahr 2012 kam Barry Forshaws „Death in a Cold Climate“ heraus).

Inhalt: Paula Arvas & Andrew Nestingen – Introduction: Contemporary Scandinavian Crime Fiction / Teil 1: Revisions of the Socially Critical Genre Tradition. Michael Tapper – Dirty Harry in the Swedish Welfare State / Kerstin Bergman – The Well-Adjusted Cops of the New Millennium: Neo-Romantic Tendencies in the Swedish Police Procedural / Katrin Jakobsdóttir – Meaningless Icelanders: Icelandic Crime Fiction and Nationality / Karsten Wind Meyhoff – Digging into Secrets of the Past: Rewriting History in the Modern Scandinavian Police Procedural / Teil 2: Questions of Place. Shane McCorristine – The Place of Pessimism in Henning Mankell’s Kurt Wallander Series / Karen Klitgaard Povlsen – Gender and Geography in Contemporary Scandinavian Television Crime Fiction / Ellen Rees – Straight Queers: Anne Holt’s Transnational Lesbian Detective Fiction / Paula Arvas – Next to the Final Frontier: Russians in Contemporary Finnish and Scandinavian Crime Fiction / Teil 3: Politics of Representation. Sara Kärrholm – Swedish Queens of Crime: the Art of Self-Promotion and the Notion of Feminine Agency – Liza Marklund and Camilla Läckberg / Magnus Persson – High Crime in Contemporary Scandinavian Literatur – the Case of Peter Hoeg’s „Miss Smilla’s Feeling for Snow“ / Sylvia Söderlind – Håkan Nesser and the Third Way: of Loneliness, Alibis and Collateral Guilt / Andrew Nestingen – Unnecessary Officers: Realism, Melodrama and Scandinavian Crime Fiction in Transition / Index.

Andrew Nestingen ist Professor für Skandinavistik an der Universität von Washington in Seattle.

Paula Arvas ist Dozentin für finnische Literatur an der Universität von Helsinki.
Nestingen, Andrew / Arvas, Paula (Hg): Scandinavian Crime Fiction. 2011, 194 S., University of Wales Press (European Crime Fictions), 978-0-7083-2330-4, £ 24,99

Thomas Przybilka

Zum BoKAS ‒ Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)
Zu Thomas Przybilka.

Tags : , , , ,